Stadtmuseum SiegburgSprachspiele von Babak Saed

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Wenn es einen inhaltlichen Bezug zur 950-Jahrfeier der Stadt gibt, dann kommt er am ehesten in diesem Werk zum Ausdruck.

Wenn es einen inhaltlichen Bezug zur 950-Jahrfeier der Stadt gibt, dann kommt er am ehesten in diesem Werk zum Ausdruck.

Siegburg – Höhlenmalereien gelten, lange vor schriftlichen Äußerungen, als die ältesten Zeugnisse menschlicher, im weitesten Sinne auch künstlerischer Überlieferung. Die aktuelle Ausstellung im Siegburger Stadtmuseum bildet gewissermaßen einen der möglichen Endpunkte der künstlerischen Entwicklung in der Gegenwart ab, die in den Höhlen unserer Vorfahren anhob. Jeder Verzierung, Ornamentik oder anderer abstrakter oder konkreter bildnerischer Zutaten entkleidet, tritt die Sprache dem Betrachter nackt entgegen. Und gleichzeitig trifft diese Beschreibung nicht ganz zu.

Um Raumebene erweitert

Denn natürlich macht sich der Künstler Babak Saed eine Ästhetik zueigen, in der er seine Botschaften formuliert. Das Spiel mit Linien, Formen und Farben, die Urmittel der bildnerischen Äußerung in der Zweidimensionalität werden zudem um die Raumebene erweitert. Wie Reklame-Leuchtschriften kommen die Lichtinstallationen daher. Das ist sicher Konzeptkunst, also weniger die Anwendung zum persönlichen Ausdrucksmittel überhöhter manueller Fähigkeiten, denn vielmehr bewusstes Neutralisieren der eigenen Handschrift. Und, so unlogisch das klingen mag, gerade darin zeigt sich dann wieder die künstlerische Persönlichkeit.

Babak Saed, 1965 im Iran geboren, lebt seit vielen Jahren in Bonn. Sein Thema ist die Kommunikation. In seiner Siegburger Ausstellung konzentriert sich sein Interesse auf den ganz einfachen, alltäglichen Sprachgebrauch. Bis hin zum „Ach“, sei es nun von Loriot oder Kleists Penthesilea inspiriert. Als Anfangs- oder Endpunkt der Sprache lädt es alle Male zu ernsten und heiteren Gedankenspielen ein.

Das Spiel ist ein Antrieb, dem Saed folgt. Dem wohnt die Fähigkeit zu Ironie und Humor inne, was den Besuch der Ausstellung sehr vergnüglich macht. Indem er seine Sätze ohne Leerzeichen setzt, schafft er mit einem einfachen Mittel einen Moment kurzer Irritation. Eines der Werke wird im Stadtmuseum bleiben: Im Treppenhaus zwischen dem ersten und zweiten Stock steht: „Ich erinnere mich nicht“. Wobei das „nicht“ abwechselnd aufleuchtet oder in der Farbe des Hintergrunds verschwindet.

Die Begegnung mit den visualisierten Sprachspielen bringt den Betrachter in die seltsame Position des monologisierenden Dialogs, man liest sich im Stillen vor, was da an der Wand steht. Bleibt in Distanz oder sympathisiert. Oder unentschieden.

Sprache, dieses komplexe, jederzeit doppelbödige Instrument der Wahrheit und Lüge, des Einzelnen und der Gemeinschaft, leuchtet bei visualisierten Sprachspielen Saed so einfach in den Raum, als bedürfe es nicht des Lichtes der Erkenntnis, um sie zu deuten und zu verstehen.

DAZUZWINGTMANMICH, Ausstellung mit Werken von Babak Saed, Stadtmuseum Siegburg, Markt 46. Eröffnung ist am Sonntag, 23. März, um 11.30 Uhr. Der Katalog kostet 25 Euro. Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags 10 bis 17 Uhr sowie sonntags 10 bis 18 Uhr. Die Werke des Künstlers existieren in geringen Auflagen. Bei Kaufinteresse können sich Besucher an die Mitarbeiter des Museums wenden.

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