"Provinzposse" in WindeckStrand in den Sand gesetzt

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Von der Bevölkerung offenbar gern genutzt, von den Behörden aber aber nicht erlaubt: der künstliche Siegstrand bei Windeck-Schladern.

Von der Bevölkerung offenbar gern genutzt, von den Behörden aber aber nicht erlaubt: der künstliche Siegstrand bei Windeck-Schladern.

Windeck – Die Frage von CDU-Ratsherr Alfons Vogel erwischte Bürgermeister Hans-Christian Lehmann (SPD) am Montag im Gemeinderat kalt. Ob die Verwaltung darüber Auskunft geben könne, wer am Schladerner Siegufer Sand abgekippt hat und wer dafür Kosten und Verantwortung trage, wollte der Unionspolitiker wissen. Spätestens beim nächsten Hochwasser werde alles wieder weg und ins Siegwehr oder den alten Siegarm, Höffers Teich geschwemmt, kommentierte Vogel die aus seiner Sicht „unnötige Maßnahme“ – wohl wissend, dass der Verwaltungschef selbst den Sand hatte ankarren lassen.

„Ich hatte Vieles erwartet, das nicht“, antwortete Lehmann betroffen. Er sei während des autofreien Siegtals mit Windecker Jugendlichen ins Gespräch gekommen, die ein Platz zum abendlichen Feiern und Abhängen vermisst hätten. „Wir wollen mal eine Beachparty feiern. Können Sie mal irgendwas für uns tun“, zitierte er. Weil ein Mitarbeiter des Bauhofes zugegen gewesen sei, habe er gleich eine Idee entwickelt, berichtete Lehmann.

Zwei Transporter in Kindergärten turnusmäßig ausgetauschten Sand seien angefahren und verteilt worden. Die Stelle liege zwar im Naturschutzgebiet, sei aber als Badestelle ausgewiesen, erklärte der Verwaltungschef. Auch sei die Aktion auf die kommenden Sonnen-Wochen beschränkt gewesen.

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Hunde auf Handtüchern

Noch vor der Ratssitzung am Montag hatte Lehmann Konsequenzen aus der bereits laut gewordenen Kritik gezogen: Der Sand wurde wieder abtransportiert. Das aber auch, weil Hundebesitzer ihre Tiere dort über Handtücher und Kleidungsstücke hätten laufen lassen, erklärte der Rathauschef auf Anfrage. Er habe für die jungen Windecker etwas tun wollen, sagte Lehmann. „Ich schäme mich ganz furchtbar, dass ich etwas zum Wohle der Bürger tun wollte. Die Kosten für die Aktion werde ich selbstverständlich übernehmen“, betonte er im Rat. Als „Provinzposse“ bezeichnete Dieter Vollmer von der SPD die Anfrage von Alfons Vogel. Er verstehe nicht, dass eine unbürokratische Maßnahme jetzt eine solche Welle mache. „Was soll daran so schlimm sein?“, wollte er wissen.

Das Siegufer ist seit Jahren Naturschutzgebiet. Gebadet werden darf nur an ausgeschilderten Stellen. Im Übrigen darf das Ufer nicht betreten werden. Für den Rhein-Sieg-Kreis scheint die Frage eines Sandstrandes nicht so klar, wie für die Windecker CDU. Dort war am Dienstag noch nicht bekannt, dass der Sand bereits wieder abtransportiert war. Es sei völlig offen, ob diese Aktion genehmigungsfrei oder genehmigungsfähig sei. Das hätte an Ort und Stelle geklärt werden müssen, sagte Kreis-Sprecher Dirk Kassel.

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