Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in TroisdorfSchüler retten sich nach Wurf mit Salzsäure-Flasche durchs Fenster

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Troisdorf – Zu einem Großeinsatz rückte am Donnerstagmorgen die Feuerwehr zum Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg nach Sieglar aus. Ein Unbekannter hatte in einem Flur, an den fünf Klassenzimmer angrenzen, eine 0,7-Liter-Plastikflasche mit Salzsäure, wie sich später herausstellte, geworfen.

Das Gefäß platzte beim Aufprall auf den Boden, eine Flüssigkeit trat aus. Ein scharfer Geruch verbreitete sich sofort. Weil zunächst nicht klar war, welche Substanzen frei geworden waren, mussten die etwa 100 Schüler den Trakt verlassen. Einige kletterten sogar durch Fenster ins Freie.

Die Feuer- und Rettungsleitstelle löste ABC-Alarm aus, rund 40 Einsatzkräfte unter Leitung des Wachleiters Hartwig Vogt eilten gegen 10 Uhr zu der Bildungseinrichtung des Kreises. Feuerwehrmänner stiegen in Chemikalienschutzanzüge und erkundeten den betroffenen Teil des Gebäudes. Gelbes Pulver kristallisierte aus. Der Fußboden und ein Stuhl waren getroffen worden.

Bei den weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich um Salzsäure handelte. „Das war eine ordentliche Konzentration. Wenn jemand direkt getroffen worden wäre, hätte es Verletzungen gegeben“, sagte die ABC-Fachberaterin der Troisdorfer Feuerwehr, Dr. Lucia Wickert.

„Die meisten Schüler waren zu diesem Zeitpunkt in den Klassenräumen“, berichtet Schulleiter Günter Schmidt. „Es waren nur einige wenige draußen sowie zwei Lehrer.“ Dank dieses glücklichen Umstands gab es keine Verletzten. „Die Schüler waren weit genug entfernt, deshalb gab es auch keine Gefährdung über das Einatmen von Dämpfen“, so Wickert. Das könne im schlimmsten Fall zu Lungenödemen und zum Tod führen. „Das hat mit einem Streich nichts mehr zu tun“, ergänzte Schmidt, „das ist Gefährdung von Leib und Leben.“

Die Polizei nahm Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten Körperverletzung auf. Doch für den Wurf selbst gibt es keine Zeugen, alle sind erst durch den Knall auf das Ereignis aufmerksam geworden. Es gibt Beobachtungen über eine dunkel gekleidete Person, die danach weg lief. Die Flasche stammt nach Angaben des Schulleiters nicht aus den Beständen des Berufskollegs. Er geht aber davon aus, dass es einer seiner Schüler gewesen sein muss, der die Flasche mit Säure geschmissen hat.

Die Einsatzkräfte in den festen, blauen Gummianzügen führten nicht nur die chemischen Prüfungen durch, sie bedeckten die Flüssigkeit mit Bindemittel und verpackten sie in Spezialgefäße. Auch der Stuhl wurde gesichert und später fachgerecht entsorgt. In der Zwischenzeit hatten andere Feuerwehrleute einen so genannten Dekontaminationsplatz eingerichtet. Dort wurden die Wehrleute in einem Becken mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. In einem eigens aufgebauten Zelt konnten sie sich ihrer Kleidung entledigen, die ebenfalls verpackt und entsorgt wurde. Zum Schluss kam ein Hochdrucklüfter zum Einsatz.

Kurz zuvor ereignete sich noch ein kleiner Zwischenfall. Das Stromaggregat des Feuerwehrfahrzeugs vor dem Haupteingang war überlastet und begann zu brennen, dichter Rauch stieg auf. Schüler, die gerade Pause hatten, entdeckten das Feuer, das schnell gelöscht werden konnte.

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