Dynamit-Nobel-ArealDas ist der neue Plan für die alte Trocal-Halle in Troisdorf

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Ein Gewerbehof mit vielen kleineren und mittelgroßen Betrieben soll in der Halle entstehen, die zurzeit entkernt wird.

Ein Gewerbehof mit vielen kleineren und mittelgroßen Betrieben soll in der Halle entstehen, die zurzeit entkernt wird.

  • Entkernt für einen Gewerbepark mit kleineren und mittelgroßen Betrieben wird zurzeit die markante Trocal-Sheddach-Halle in Troisdorf. 1000 Quadratmeter PVC-Bodenbeläge wurden schon entfernt und recycelt.
  • 2017 sollen die ersten Mieter auf das Areal ziehen.

Troisdorf – Fußball wurde hier früher gespielt, auf dem Sandboden der Wahner Heide entstand in den Jahren 1961/62 eine gewaltige Sheddach-Halle für die Produktion von Kunststoffrohren, später wurden hier eckige Profile für Kunststofffenster hergestellt.

Aber auch dieses Kapitel der Troisdorfer Industriegeschichte ist seit Jahren zu Ende: 2009 ging die Trocal-Produktion nach Pirmasens und Berlin. Nun aber schlagen die Eigentümer neue Seiten der Troisdorfer Industriegeschichte auf.

„Wir entkernen die Halle“, erklärt Thomas Korp, Geschäftsführer der „Keystone T-Park Verwaltung GmbH“, dort soll ein Gewerbehof entstehen. Auf einer Fläche von 10 500 Quadratmetern planen die Eigentümer, die T-Park GmbH, die Ansiedlung von Gewerbebetrieben auf Flächen von 250 bis 1000 oder 1500 Quadratmetern. „Kleinere Einheiten sind nachgefragt“, weiß Korp. Die kann er allerdings bislang nicht anbieten.

Umweltgerechter Umbau

Nicht einfach „plattmachen“ ist die Devise bei diesem Projekt, wie schon bei anderen Vorhaben auf dem ehemaligen Dynamit Nobel (DN)-Areal in Troisdorf: „Umweltgerechter Rückbau“ nennt sich vielmehr das gewählte Verfahren. So wurden rund 1100 Quadratmeter PVC-Bodenbeläge schon entfernt und im Container gelagert, bis sie auf die andere Seite der Mülheimer Straße gebracht werden.

Dort steht seit 25 Jahren die Recyclinganlage für PVC-Böden, betrieben von der Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag-Recycling (AgPR). „Sortiert, gereinigt und vermahlen“ würden die alten Böden, die mutmaßlich noch aus der Bauzeit der Halle stammen, sagte Jochen Zimmermann von der AgPR. Entweder bei der Produktion neuer Böden oder im Baugewerbe würden die Granulate eingesetzt.

Weiter ist der Weg, den die Fensterprofile zurücklegen, bevor auch sie ein neues Leben beginnen. Nördlich von Eisenach (Thüringen) steht eine Spezialanlage der „VEKA Umwelttechnik GmbH“, wo die Fensterrahmen zunächst geschreddert und weiter zerkleinert werden. Sortenrein werden mögliche Reste von Glas, Metall und Gummi entfernt.

Das Ergebnis des mehrstufigen Prozesses, den Michael Vetter, Geschäftsführer der „Rewindo Fenster-Recycling-Service GmbH“ mit Sitz in Bonn erklärte, kommt als Kern in neue Fenster. „Ein bisschen grauer“ als neues Material sei der so gewonnene Rohstoff. Aber das sei ja von außen nicht zu sehen.

Theoretisch könnte der Troisdorfer Kunststoff noch 200 Jahre lang zum Einsatz kommen, erklärten die Fachleute: Mindestens sieben Mal könnten die Fenster mit einer Lebensdauer von jeweils 30 bis 40 Jahren recycelt werden – ohne Qualitätsverlust.

Früher wird der Einzug der neuen Nutzer auf dem Gelände erwartet. „Wir steigen jetzt in die Vermietung ein“, sagte Thomas Korp, „im ersten Quartal 2017 wollen wir die ersten Mieter begrüßen.“

Das gute grüne Rohr aus Troisdorf

Die Sheddach-Halle wurde, so weiß Dr. Volker Hofmann, 1961/62 für das Dynarohr-Werk errichtet; eine Kooperation zwischen Dynamit Nobel und den Rheinisch-Westfälischen Stahlwerken. In anderen Verfahren wurden PVC-Rohre aber schon seit 1936 in Troisdorf hergestellt. Anfangs waren es Zwei-Meter-Rohre, erklärte der langjährige DN-Mitarbeiter und Vorsitzende des Troisdorfer Kunststoff-Museumsvereins. „Das gute grüne Rohr aus Troisdorf“ wurde zum Markenzeichen und galt als Qualitätsmerkmal in einer Farbe, die vom üblichen Braun und Grau abwich.

Eckige Profile für Fenster aus Kunststoff wurden ab 1966 hergestellt und unter dem Markennamen Trocal weltweit vertrieben. Wobei die Bezeichnung eine ganz simple und sehr volkstümliche Wurzel hat: Das rheinische Wort „Kalle“ für Dachrinne wurde durch das C veredelt und fand so Eingang in den Weltmarkt.

Seit 2009 werden diese Profile nur noch in Pirmasens und Berlin hergestellt. (dk)

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