Freier EintrittCircus Constanze Busch in Eschmar – 14 Lkw brachten Tiere und Material

Lesezeit 4 Minuten

Troisdorf – Ein Zebra grast „Im kleinen Feldchen“ bei Eschmar, Rinder mit gewaltigen Hörnern stehen daneben, ein Esel und ein Kamel; im Freigehege tummeln sich zwei Tiger, Araberpferde warten auf ihren Auftritt: Der Circus Constanze Busch ist in die Stadt gekommen, am Donnerstag feiern die Artisten Premiere.

„Sandboden“ lobt Betriebsleiter Rolf Cramer den Untergrund, „kein Lehm“. Zum Glück, denn nach dem vielen Regen der vergangenen Tage würden die schweren Fahrzeuge schnell tief im Matsch stecken. Aber auch so gibt es an diesem Vormittag Probleme: Durch ein Missverständnis sind die Zirkusleute bei der Anreise am Vorabend auf dem falschen Acker gelandet, dessen Besitzer erst einmal nicht zu sprechen ist. Die Hauptzufahrt wird durch Baustellenfahrzeuge in Beschlag genommen, immerhin 14 Lastwagen für Tiere und Material des Zirkus sind unterzubringen.

„Städte und Gemeinden haben kaum noch Veranstaltungsplätze“, beklagt Cramer, „das ist im Osten anders“. Fehlende Flächen sind ein Problem für die noch bestehenden Zirkusunternehmen, „Sie brauchen erst einen Platz, dann können Sie Werbung machen“. Normalerweise wird dennoch die ganze Tournee durchgeplant, acht bis neun Monate dauert je nach Wetter die Spielzeit. „Immer wieder gibt es aber auch Löcher“ – die mit Kurzbesuchen wie dem in Troisdorf gestopft werden.

Acht Stunden planen Cramer und seine Kollegen normalerweise für den Aufbau am neuen Spielort: Als erstes steht das Zelt für die Exotengruppe, Watussirinder, Esel und Lamas „müssen schnell vom Wagen“, betont Cramer; für die beiden noch jungen Tiger wird ein Freigehege aufgebaut, Pferde und Exoten erhalten eine Koppel. Dabei muss jeder der mittlerweile 20 Beschäftigten anpacken, „es ist nicht mehr so, dass man reine Artisten hat“.

Acht Mann bauen heute das Zelt selbst auf, das 28 Meter lang ist und 600 Zuschauern Platz bietet. „Das große Zelt haben wir eingelagert“, 1800 Sitzplätze wie früher braucht das Unternehmen nicht mehr. Aber: „Wir gehen nicht hausieren“, betont Zirkussprecher Stefan Moehrke, der sich von bettelnden Zirkustruppen abgrenzen möchte.

Harte Arbeit ist der Aufbau trotz maschineller Hilfe. Jeder muss anpacken, damit nach acht Stunden alles steht.

Harte Arbeit ist der Aufbau trotz maschineller Hilfe. Jeder muss anpacken, damit nach acht Stunden alles steht.

Zwölf Tonnen wiegt auch das „kleine“ Chapiteau, „an einem Stück, mit Ausschnitten, damit wir um die Stangen herumkommen“, erklärt der Zirkussprecher. Acht Tonnen bringen die Anker auf die Waage, weitere vier Tonnen das Gestänge. Früher dauerte das Einschlagen der Anker je nach Boden zwischen vier und sechs Stunden, dank Maschinenhilfe ist das heute nach einer Stunde erledigt. Dennoch bleibt viel Handarbeit zu tun, steht den Männern die Anstrengung ins Gesicht geschrieben.

Kostenlos in den Zirkus

Zehnmal zwei Eintrittskarten spendiert die Leitung des Circus Constanze Busch für Leser dieser Zeitung. Die ersten zehn Leser, die heute zwischen 10 Uhr und 10.10 Uhr unter 02241/ 17 49 57 15 in der Redaktion anrufen, erhalten zwei Freikarten für die Vorstellung am Samstag, 29. Juli, um 19 Uhr.

Wer kein Glück hat, kann Karten unter 0177/300 49 39 reservieren: Zur Premiere am Donnerstag, 17 Uhr, haben Kinder in Begleitung eines zahlenden Erwachsenen freien Eintritt; beim Familientag am Freitag, 17 Uhr, kosten alle Plätze 10 Euro, Loge 15 Euro.

Am Samstag gibt es Vorstellungen um 16 und 19 Uhr, Sonntag nur um 14 Uhr; dann bezahlen Erwachsene Kinderpreise. (dk)

Geschrumpft ist die Zahl der Tiere, fast 75 waren es einmal. Heute sind noch etwa 25 Tiere mit auf Tour, darunter die jungen Tiger, die noch im Training stehen und nicht in der Manege auftreten. „Die Kunden gehen dahin, wo Spektakel ist“, verteidigt Rolf Cramer die Dressur; gerade Besucher mit Kindern wollten eben auch Tiere in der Manege sehen. „Immer auch einmal einzelne Tierschützer“ kennt Cramer protestierend am Zelt, bedroht seien aber doch die Tiere vor allem in ihren Ursprungsländern, argumentiert der Betriebsleiter.

International ist die kleine Zirkusfamilie Busch immer noch: Artisten aus Afrika wie „Wassermann“ Winston Carter sind unter anderem dabei, Manegenkünstler aus Rumänien. Seit drei Jahren geht auch Celina Köhler mit auf Tour.

„Der Zirkus war in meiner Nähe“, erinnert sich die 18-Jährige aus Dessau. Sie ging zur Vorstellung und lernte ihren heutigen Mann kennen, Söhnchen Alessio ist heute ein Jahr alt. „Ein bisschen was von allem“ macht die gelernte Erzieherin, in der Manege ist sie in der Comedynummer „Italienisches Restaurant“ mit ihrem Mann zusammen zu sehen. Und sie trainiert für eine akrobatische Netznummer, „zwischen einem und sieben Meter über dem Boden“.

Rolf Cramer steht heute nicht mehr im Zirkussand. „Schon immer“ macht er Zirkus; geboren in eine Zirkusfamilie, zeigte er früher Akrobatik und Showreiten, moderierte die Vorstellung. Heute betreut er das Buffet, das in der Pause für Erfrischungen sorgt. Und hofft wie die Kollegen in der Manege auf viele Besucher.

KStA abonnieren