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Mannstaedt GmbH in TroisdorfMit dem Dienst-Fahrrad zur Arbeit

Lesezeit 3 Minuten
Mit dem Rad zur Arbeit bei Mannstaedt fahren auch Harald Müßeler (l.) und Waldemar Adolf , beide im Betriebsrat.

Mit dem Rad zur Arbeit bei Mannstaedt fahren auch Harald Müßeler (l.) und Waldemar Adolf , beide im Betriebsrat.

Troisdorf – Schnell, mehr oder weniger PS-stark, dunkelgrau oder schwarz; im Zweifelsfall ein Kombi. So oder ähnlich sehen die meisten Fahrzeuge aus, die Firmen ihren Angestellten als „Dienstwagen“ überlassen.

Bei der Troisdorfer Mannstaedt GmbH haben, so der Geschäftsführer Dieter Wilden, etwa 20 Mitarbeiter einen Firmenwagen. Aber 187 der 738 fest angestellten Beschäftigten haben ein Jobrad: Ihr Arbeitgeber überlässt ihnen ein Fahrrad, für das sie drei Jahre lang eine monatliche Leasingrate bezahlen. Am Ende der Laufzeit geben sie das Fahrrad zurück – oder kaufen es zum Restwert.

Sofort großes Interesse an dem Projekt

„Das hat bei uns eingeschlagen wie eine Bombe“, kommentiert Harald Müßeler, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats, den Erfolg der Aktion, der auch ihn überraschte: Mit höchstens zehn Prozent der Kollegen hatte er gerechnet.

Am 29. April 2016 wurde die Betriebsvereinbarung unterschrieben, am 9. Mai 2016 war das erste Fahrrad im Betrieb. Waldemar Adolf, ebenfalls Mitglied des Betriebsrats bei Mannstaedt, hatte den Anstoß gegeben. „Ich hatte mich in ein Rad verliebt, das ich mir eigentlich nicht kaufen konnte“, erinnert er sich. „Weil es zu teuer war.“ Als aber ein Fernsehbeitrag das Finanzierungsmodell des Leasings vorstellte, schlug er das im Betrieb vor. „Als das Jobticket bei uns nicht klappte, haben wir diese Idee wieder aufleben lassen“, erzählt Harald Müßeler.

Der Arbeitgeber war offen für den Vorschlag des Betriebsrates, übernimmt sogar die Vollkaskoversicherung für die Räder, in der Personalabrechnung und der Finanzbuchhaltung fällt allerdings, das verschweigen auch die Arbeitnehmervertreter nicht, durchaus Mehrarbeit an.

LeaseRad haben die Mannstaedt-Macher unter den Leasing-Anbietern ausgewählt, „weil die das größte Netz haben“; die Beschäftigten können sich selbst das Fahrrad ihrer Wahl beim Händler vor Ort aussuchen. „Es geht aber auch Online-Bestellung“, weiß Angelika Nühring, ebenfalls Betriebsratsmitglied. „Wir finden, es ist zeitgemäß, es ist umweltschonend und man tut was für die Gesundheit“, sind sich die drei einig. „Die Bequemen, die früher für wenige Straßen mit dem Auto kamen, fahren jetzt E-Bike.“

Die weiteste Anfahrt habe wohl ein Kollege aus Much, berichtet das Betriebsratstrio. „Der wäre früher nie auf die Idee gekommen“, vor allem nicht wegen der Rückfahrt: Bergauf und das nach der kräftezehrenden Arbeit. Mit dem E-Bike, das er sich nun leisten konnte, sind Hin- und Rückweg gleichermaßen bequem. „Mehrheitlich E-Bikes“ haben nach Auskunft von Angelika Nühring die Kollegen ausgesucht. Auch Harald Müßeler, der früher selbst mit der Vespa von der Hütte kam.

Im Lastenrad transportiert ein Kollege seine Hunde, Kollege Waldemar Adolf freut sich über sein Hightech-Mountainbike einer amerikanischen Edelschmiede. Grenzen setzen allerdings der Preis – mehr als 5000 Euro darf das Rad nicht kosten – und die Betriebsvereinbarung: S-Pedelecs, die eine Versicherung brauchen, sind ausgenommen.

Noch heißt es am Tor „wir müssen leider draußen bleiben“ für die Fahrräder, eine Betriebsvereinbarung mit der Geschäftsleitung ist aber in Planung, um das zu ändern. Mehr Kopfzerbrechen macht dem Betriebsrat Post des Leasingpartners: Die Finanzbehörden stellten die Restwertberechnung in Frage, teilte LeaseRad Mitte August mit; statt der zehn Prozent solle das Fahrrad am Ende der Laufzeit noch mit 40 Prozent im Buche stehen.

Wenn das umgesetzt wird, so fürchtet Harald Müßeler, „wird es für die Mitarbeiter nicht mehr ganz so interessant“.

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