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Trügerische IdylleIn der Sieg lauern tiefe Stellen

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Der Fluss wirkt meist flach, das Wasser murmelt über Kiesbänke. Doch die Idylle ist trügerisch, es gibt „Löcher“ von mehreren Metern Tiefe.

Der Fluss wirkt meist flach, das Wasser murmelt über Kiesbänke. Doch die Idylle ist trügerisch, es gibt „Löcher“ von mehreren Metern Tiefe.

Rhein-Sieg-Kreis – Eine Woche ist es her, dass ein 24 Jahre alter Asylbewerber aus Syrien in der Sieg in der Nähe eines Kinderspielplatzes in Siegburg-Zange ertrunken ist.

Nur wenige Meter vom Ufer entfernt wurde er gefunden. Für viele war überraschend, dass der Fluss an dieser Stelle fast vier Meter tief ist. Doch solche „Löcher“ gibt es viele, von Windeck bis Troisdorf. Und einige liegen in der Nähe von Bootseinsatzstellen und den gewässernahen Erholungsgebieten.

Klärungsbedarf für Haftung bei Unfällen

Dort ist das Betreten des Ufers und das Baden in der Sieg erlaubt. Sind die 19 Einsatz- und Aushebestellen mit Schildern gekennzeichnet, so sind die Tafeln für die 30 gewässernahen Erholungsgebiete wieder abmontiert worden. Denn die Uferstreifen gehören dem Land, es gibt noch Klärungsbedarf zu versicherungsrechtlichen Fragen. Wer etwa haftet, wenn ein Badender in eine Scherbe tritt.

Zu den bekannten Tiefen gehört das so genannte Hummelloch bei Windeck-Hoppengarten, das Feuerpressesprecher Stefan Röhrig benennt. In Eitorf gibt es mehrere Stellen, hier hat die Wasserwacht vor einigen Jahren in Tauchgängen nachgemessen, auch hier gilt: rund vier Meter. Dazu gehört das „Totenloch“, so der Volksmund, nahe der Hochstraße, das der stellvertretende Wehrleiter Guido Siebigteroth kennt. 2009 wurden hier mehrere Kanuten gerettet.

Krater von Bombeneinschlägen

Der Leiter Einsatz der DLRG, Daniel Heuser, beschreibt ein „Loch“ bei Eitorf-Merten, dort wo der Krabach in die Sieg fließt. Er weiß, dass es zahlreiche Bombeneinschläge bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg gegeben hat, die Krater sind geblieben.

Hinter Stromschnellen und Brücken sind durch Ausspülungen Tiefen entstanden, so in Sankt Augustin-Buisdorf an der Siegbrücke, die der Sankt Augustiner Wehrleiter Herbert Maur von einem tödlichen Badeunfall kennt. In Hennef-Lauthausen, gegenüber einer Boots-Einsatzstelle, gibt es eine weitere Tiefe, hier springen im Sommer gern Jugendliche von einem Seil ins Wasser.

Immer wieder passieren tödliche Unfälle am Fluss

Die Sieg ist ein gefährliches Gewässer, immer wieder sterben Menschen. Trügerisch sind die flachen Passagen. Es gibt auch Tiefen. Während sie für geübte Schwimmer und Springer eine gewünschte Herausforderung sein können, stellen sie etwa für Nichtschwimmer eine große Gefahr dar. Außerdem unterschätzen Badende oftmals die Strömung.

Anfang Juni 2013 wurde in Hennef-Weldergoven ein sieben Jahre alter Junge beim Baden umgerissen und mehrere Hundert Meter abgetrieben. Obwohl ein Arzt sofort zur Stelle war, starb das Kind.

Im Februar 2011 stieg ein Radfahrer nahe einer Eisenbahnbrücke in Troisdorf von seinem Gefährt und rutschte die Böschung hinab ins Wasser. Er ertrank.

Im Mai 2010 sprang ein 53 Jahre alter Mann zwischen der Autobahnbrücke und der Fischkontrollstation in Sankt Augustin zur Erfrischung ins Wasser. Taucher fanden den Toten.

Im August 2008 war ein 66 Jahre alter Mann auf einem Campingplatz in Eitorf ans Ufer getreten um sich zu erleichtern. Dabei stürzte er und ertrank. (rvg)

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