VideobeweisWolf in Bad Berleburg gesichtet – Tier kam Landwirt sehr nah

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Wolf

Der Wolf kam nah an den Landwirt heran.

Köln – Zum siebten Mal in diesem Jahr ist ein Wolf in Nordrhein-Westfalen gesichtet worden. Ein Landwirt begegnete dem seltenen Vierbeiner am 24. Mai abends im Rothaargebirge in Bad Berleburg. Das Tier näherte sich dem Mann einige Male, sodass er es filmen und fotografieren konnte.  

Dem Landesumweltministerium zufolge hatte der Landwirt mit einem Schlepper eine Wiese gemäht, als er gegen 21:20 dem Wolf begegnete. Die dabei entstandenen Handy-Aufnahmen zeigen ein neugieriges Tier, das das Fahrzeug beobachtet. Mehrfach versucht es Witterung aufzunehmen, vermutlich vergebens. Wildtiere, so heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums, haben meist Schwierigkeiten Personen in oder auf Fahrzeugen als Menschen zu erkennen.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich der Wolf deutlich verunsichert zeigt. Darauf weist die Haltung der Ohren und der Rute hin. Auch der „Hüpfer“ am Ende des Videos ist ein Anzeichen dafür. Was aussieht wie eine „Spiel“-Aufforderung ist eine sogenannte „Übersprunghandlung“. Diese führen Tiere dann aus, wenn sie sich in einem Konflikt zweier Triebe oder Instinkte befinden und stattdessen auf einen unabhängige Verhaltensweise zurückgreifen.  

Wolf in Oberberg gesehen

Der gesichtete Wolf ist kein Unbekannter. Vermutlich handelt es sich um denselben, der am 19. Mai in Gummersbach gesichtet wurde. Claudia Kamp und Sohn Florian hatten das etwa zwei Jahr alte Tier nachmittags während einer Autofahrt zwischen den Ortschaften Nochen und Apfelbaum im Oberbergischen gesehen. „Das Tier stand keine 100 Meter von uns  entfernt und wollte offenbar nicht weglaufen“, sagte Claudia Kamp damals dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dietmar Birkhan, Wolfsbotschafter beim Kreisverband Oberbergs des Naturschutzbundes Deutschland, vermutete, dass der Wolf über Meinerzhagen, Marienheide-Müllenbach, Nochen nach Apfelbaum gewandert sei.

Seit 2010 bereitet sich das Landesumweltministerium auf die Rückkehr des Wolfes nach NRW vor, etwa mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Wolf in NRW“. Dort soll ein Konzept im Falle der eigenständigen Wiederkehr des seltenen Vierbeiners erarbeitet werden. Der Wolf unterliegt dem Schutz durch das Bundesnaturschutzgesetzt und darf deshalb nicht gejagt werden. Im Februar 2016 erst startete das Bundesamt für Naturschutz die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Das Projekt soll bis Herbst 2018 eine Datenbank entwickeln, auf der die Verbreitung der Wolfspopulation nachvollzogen werden kann. Außerdem sollen Naturschutzbehörden bundesweit beraten werden.

Trotz mehrfacher Sichtung gilt der Wolf in NRW noch als ausgestorben. Das liegt daran, dass die Tiere meist nur auf ihrer Wanderung die Landesgrenzen überqueren. Immerhin liegt NRW an der Grenze der mitteleuropäischen Population, die sich von der Mitte Deutschlands bis nach Weißrussland erstreckt, teilte ein Sprecher des Landesumweltministeriums am Mittwoch mit. Im benachbarten Niedersachsen ist der Wolf längst wieder zu Hause.

In acht Rudeln leben hier etwa 80 Tiere, in der Heide und auf Truppenübungsplätzen. Wenn sich ein Welpe auf der Suche nach einer Partnerin oder einem neuen Rudel von dort aus nach Nordwesten wendet, gelangt er schnell nach NRW. Dort müsste er allerdings zuerst auf einen geeigneten Partner treffen, so der Sprecher. Erst dann erhalte das Wolferwartungsland NRW den Status Wolfsland. „Es ist nicht absehbar, dass sich ein Rudel, dass eigene Welpen großzieht, bald hier ansiedelt.“ Die gesichteten Exemplare seien meist Einzelgänger. Jungtiere im Alter verließen naturgemäß im Alter von eins und zwei Jahren ihr angestammtes Rudel – meist zu Beginn eines Jahres. Das Ministerium erwartet, dass die Vierbeiner noch bis August NRW durchstreifen. Erst im nächsten Frühjahr würde es dann zu erneuten Sichtungen kommen.

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