Feriencamp bei Gummersbach„Jugend kann die Welt bewegen“

Lesezeit 4 Minuten
Die Teilnehmer des Sommercamps in Oberengse bei Gummersbach.

Die Teilnehmer des Sommercamps in Oberengse bei Gummersbach.

Wer sich an diesem Schlechtwetter-Tag im August dem Käte -Strobel-Haus nähert, spürt sofort: hier geht es außergewöhnlich freundlich zu. Friedlich. Faszinierend. Vor, neben und hinter dem Naturfreundehaus, mitten im Bergischen Land bei Gummersbach, sitzen Gruppen von Jugendlichen, diskutieren, lesen, zeichnen. Und strahlen dabei eine Ruhe und Ausgeglichenheit aus, die ungewöhnlich für diese Altersgruppe ist.

Es ist Tag drei des Bahá’í-Sommercamps, zu dem sich 90 junge Menschen angemeldet haben. Sie reisten aus der Region an und von anderen Orten in Deutschland, sind zwischen elf und 18 Jahren alt, arm, reich, gebildet und auch weniger, gehören verschiedenen Glaubensrichtungen an oder auch keiner, haben deutsche, iranische, afrikanische oder philippinische Wurzeln – und mindestens eines gemein: Sie wissen genau, was sich hinter dem Begriff „Bahá’í“ verbirgt – eine, in der Öffentlichkeit wenig bekannte, weltweit verbreitete Gemeinschaft mit rund acht Millionen Anhängern, deren Grundgedanken auch in einem demokratischen Manifest stehen könnten.

Es geht um Integration, Toleranz und Völkerverständigung. Um gesellschaftliches Engagement, soziale Verantwortung und die aktive Gestaltung der Welt. Um die Gleichwertigkeit aller Menschen und Religionen, ihre Einheit in der Vielfalt. Die Bahá’í International Community ist seit dem Jahr 1948 bei den Vereinten Nationen (UN) als Nichtregierungsorganisation anerkannt, und hat einen beratenden Status unter anderem beim Wirtschafts- und Sozialrat sowie dem UN-Kinderhilfswerk. Unter dem Motto „Jugend kann die Welt bewegen“ veranstalten die Bahá’í jährlich weltweit Feriencamps – mit dem Anspruch, „damit einen Beitrag zur Erziehung, Förderung und Integration junger Menschen, zum interreligiösen Dialog zu leisten“ und dem Ziel, „sie auf dem Weg zu eigenständig denkenden, vorurteilsfreien Menschen zu begleiten“, sagt Ralf Maurer vom Organisationsteam des Camps.

Auch Sie wollen helfen?

Mit „wir helfen – weil Kinderseelen zerbrechlich sind“ bitten wir um Spenden für Projekte, die junge Menschen in psychischen Fragen begleiten und stärken und solche, die Jungen und Mädchen den Blick öffnen für andere Religionen und Kulturen und damit helfen, Vorurteile abzubauen. Bislang sind

1 494 991,30 Euro eingegangen. Jeder Cent wird komplett weitergegeben.

Die Spendenkonten:

Kontoinhaber: Unterstützungsverein „wir helfen“

Kreissparkasse Köln, IBAN:

DE03 37050299 0000162155

Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 37050198 0022252225

Kontakt: „wir helfen“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Ruf 0221/224-2840 (Spenden)

ksta-wirhelfen@dumont.de

www.ksta.de/wir-helfen

„Konstrutiv zusammenarbeiten“

Mit 18 Betreuern setzt er sich dafür ein, dass sich die jungen Teilnehmer in den kommenden sechs Tagen damit beschäftigen, wie sie ihren Teil zu einer gerechten, sozialen und verantwortungsvollen Welt beitragen können. Wie? „Zum Beispiel mit Hilfe von Workshops, in denen wir Jugendliche dabei unterstützen, ihre Potenziale und Fähigkeiten zu erkennen und sie zu fördern“, sagt Maurer – mit speziell für die verschiedenen Altersgruppen entwickelten Kursmaterialien, die auf den ersten Blick etwas befremdliche Titel wie „Erkenne die Macht der Worte“, „Sich zum Dienen erheben“ oder „Brisen der Bestätigung“ tragen. „Dabei geht es unter anderem darum, die sprachliche Kompetenz der Jugendlichen zu fördern, sich der Auswirkungen der eigenen Worte und des eigenen Handelns bewusst zu werden“, erläutert Maurer.

Um auf diese Weise beispielsweise auch ihre Fähigkeit zu stärken, Konflikte konstruktiv zu lösen. Die Förderung der sozialen Kompetenz ist ein weiterer Baustein der Workshops. „Indem wir gemeinsam Projekte und Aktionen planen, die zum Beispiel ältere Menschen unterstützen, Kindern helfen oder die Umwelt fördern, lernen die Jugendlichen, konstruktiv zusammenzuarbeiten“, sagt Maurer. Laura – 18 Jahre alt und seit Jahren begeisterte Camp-Teilnehmerin – ergänzt: „Es ist toll, zu erleben, wie wir gemeinsam zu einem besseren Umfeld beitragen können. Das gibt jede Menge Selbstvertrauen.“

Toleranz fördern

Schließlich förderten das gemeinsame Lesen, Besprechen und Bearbeiten von Geschichten aus verschiedenen Kulturen und aus Schriften unterschiedlicher Religionen die Toleranz und den interreligiösen Dialog.

„Hier geht es aber nicht nur um Ernstes, Schweres, Großes“, sagt Alexander – 17 Jahre alt und aus Hamburg angereist: „Auch andere Aktivitäten, wie Lagerfeuer-Abende, Fußball, Spiele, Theateraufführungen oder Tanzen schweißen uns zusammen und lassen tiefe Freundschaften entstehen.“

Der Geist, der hier für eine Woche herrscht, ist auch den vielen Plakaten zu entnehmen, die an die Wände der Workshop-Räume im Käte-Strobel-Haus gepinnt sind. Respekt, Wertschätzung, Zuhören, Offenheit oder Standhaftigkeit sind nur einige der Schlagworte, die darauf geschrieben stehen. Sie alle stehen für den Grundgedanken der Bahá’í-Gemeinschaft: Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.

KStA abonnieren