JugendhilfeWas aus Schulabbrechern (mit Hilfe) werden kann

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Axel Zarinebaf (2.v.l.) als jugendlicher Teilnehmer (Foto links, Mitte) und heute in seinem Ehrenamt in der Betreuung Jugendlicher

Axel Zarinebaf (2.v.l.) als jugendlicher Teilnehmer (Foto links, Mitte) und heute in seinem Ehrenamt in der Betreuung Jugendlicher

Köln – Im Nachhinein hat Axel Zarinebaf Mitleid mit seinen Lehrern und Vorgesetzten. „Ich habe nur rebelliert.“ Nach seinem Hauptschulabschluss zu einer Lehre als Einzelhandelskaufmann gezwungen, gab er stets Widerworte und konnte sich kaum unterordnen. Auch zu Hause gab es nur Streit.

Schließlich brach er die Ausbildung ab und riss aus. Mit 15 Jahren wurde er polizeilich gesucht. Nachdem er gefunden. worden war, lauteten die nächsten Stationen Jugendamt und Heim. Hier traf er das erste Mal auf Herbert Schorn, damals noch Sozialarbeiter bei der Stadt Köln. Nichtsahnend, dass sie sich bald woanders wiedersehen würden.

Chancen statt Bevormundung

Über das Arbeitsamt landete Zarinebaf nach weiteren „Umwegen“ 1978 in der Kalker Jugendwerkstatt der Jugendhilfe Köln. Hier bekam der junge Wilde Klarheit, Struktur und die Chance, seine Talente selbst zu entdecken. „Ich war immer der Typ, der lieber selber steuert.“ Jetzt feierte das ehemalige Problemkind mit der Jugendhilfe deren 40-jähriges Bestehen – als Angestellter einer ihrer Tochtergesellschaften.

Der Festakt fand in der Hofhalle statt. Geschäftsführerin Almut Gross und ihr Vorgänger Herbert Schorn begaben sich mit Dieter Göbel, Fachbereichsleiter Jugend beim Landschaftsverband Rheinland auf Zeitreise. Sie schauten zurück und wagten einen Blick in die Zukunft. Bürgermeister Ralf Heinen sprach lobende Worte.

Hilfe für 1200 Jugendliche jährlich

1976 hatte der Verein die erste von drei Jugendwerkstätten in einer alten Werkshalle in der Marienstraße eröffnet. 1984 erfolgte der Umzug in die Herbrandtstraße, wo sich heute am Ende zur Christianstraße hin ein großer Arbeitshof mit verschiedenen Gewerken findet. Einen Catering-Betrieb eingeschlossen.

1200 Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren wurden zuletzt jährlich an drei Standorten beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet und beraten – nicht nur in den Werkstätten, sondern auch in anderen Programmen. Teils werden diese von der Arbeitsagentur finanziert, teils durch Spenden.

Und Axel Zarinebaf? Nach einer Ausbildung zum Maler und Lackierer kam er über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Stadt Köln, um im Amt für Wohnungswesen als Vorarbeiter mit schwierigen Jugendlichen zu arbeiten, so wie er selbst einer war. „Ich habe einen guten Zugang zu ihnen, weil ich in einer ähnlichen Situation war.“ Im Jugendzentrum Glashütte war er pädagogischer Hausmeister, bis die Jugendzentren teilprivatisiert wurden und er die Bauunterhaltung für die neue gegründete JUGZ gGmbH übernahm, „obwohl ich bei der Stadt hätte bleiben können“.

Auch ehrenamtlich aktiv

Seit zwei Jahren ist er Abteilungsleiter für das Bauwesen und sitzt zudem als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. Und der 54-jährige Familienvater arbeitet ehrenamtlich erlebnispädagogisch mit Jugendlichen und veranstaltet Trial-Geländefahrten mit ihnen. Die Jugendhilfe hat den Grundstein dafür gelegt, sagt er. „Heute würde ich Pädagogik studieren.“

www.jugendhilfe-koeln.de

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