Abo

ReligionenWo Kinder Toleranz lernen

Lesezeit 3 Minuten
041016reli_garten37

Köln – Vom Hinduismus bis zum Buddhismus ist es nur ein Katzensprung. Oder Katzenbuckel weit, wenn die Kinder die Yoga-Haltung gleichen Namens als Symbol für diese Religion einnehmen. Trotzdem nehmen sie den Hubschrauber. Einfach, weil es mehr Spaß macht, sein Geräusch zu imitieren, während sie im „Flug“ kreuz und quer über den Rasen eines ganz besonderen Garten flitzen.

Nicht nur rennen ist erlaubt. Auch an nichts zu glauben ist okay – im „Garten der Religionen“ des Vereins In Via, in dem heute Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Ricarda-Huch-Straße auf Weltreise sind.

Mandalas und Mekka

„Reiseleiterin“ ist die Sozialpädagogin Anne Plhak. Sie gestattet sogar, Wege zu bemalen. Die Neunjährigen zeichnen eifrig das Rad der buddhistischen Lehre als Mandalas mit Straßenkreide auf Steine. Schweigend. Dann geht es mit dem „ICE“ weiter zum Islam. Ein Kompass zeigt, wo Mekka liegt, und Frau Plhak, wie Muslime beim Beten ihre Hände zuerst an die Ohren, dann ans Herz legen und sich schließlich verbeugen.

Über das Judentum mit dem „coolen Lichterfest“ Chanukka („sieben Tagen lang gibt es jeden Tag Spiele um Geschenke“) und der Information, dass das innerste Feld im Davidstern für den heiligen Sabbat steht, geht es zum Christentum.

Hier wird „die schwierige Geschichte mit dem Kreuz“ erklärt, über die sich manch Muslim wundere, weil im Koran seine Geschichte anders geschrieben steht. Plhak: „Da stirbt der Prophet Isa (Jesus) nicht am Kreuz. Gott rettet ihn vorher und verblendet die Menschen, sodass sie glauben, Jesus am Kreuz zu sehen, es ist aber ein Verbrecher.“

Ehemaliger Klostergarten

2011 erhielt Köln den Garten. In einem ehemaligen Jesuiten-Klostergarten entstand mitten in der Stadt ein Ort der Toleranz, Begegnung und des Dialogs. Rund 10 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben ihn seither besucht. 53,2 Prozent sind Kinder und Jugendliche. Mehr als 1000 pädagogische Fachkräfte wurden geschult, die zehn Stationen (fünf Weltreligionen plus Brunnen, Spiel des Lebens, Glocke, Wüste und Sonnenuhr) mit seinen Materialien eigenständig für Gruppen zu nutzen.

Für Plhak wird der interreligiöse Dialog immer wichtiger: „Viele Besucher, die im Alltag nur sehr wenig mit Menschen anderer Religion oder Herkunft in Kontakt kommen, sind sehr verunsichert oder ängstlich“, beobachtet die 30-Jährige. Fremdheitsgefühle nähmen zu. „Nur der offene und kritische Dialog und die Begegnung mit dem vermeintlich Fremden können eine Basis für ein Zusammenleben schaffen.“

Dabei gehe es nicht um Harmonisierung, sondern darum, den eigenen Standpunkt im Glauben sowie kritische Anfragen an den Glauben des anderen fair und auf Augenhöhe ins Gespräch einzubringen.

Bau nur mit Spenden möglich

Trotzdem war seine Einrichtung ein Kraftakt. Denn auch für einen katholischen Verband wie In Via ist der Bau eines solchen Gartens samt Betrieb und Unterhalt keineswegs selbstverständlich. Kirchliche Mittel decken gerade einmal 4,1 Prozent des Jahresbudgets des Vereins, der viele Projekte und Einrichtungen betreibt: freie Jugendhilfe, Internationale Projekte, Offenen Ganztag, Ehrenamtsbegleitung, Jugendwohnen, berufliche Integration für Menschen mit Behinderung bis zur Bahnhofsmission am Kölner Hauptbahnhof.

Der Verband braucht immer Spenden. „wir helfen“ fördert in diesem Jahr drei In-Via-Projekte. 

http://www.garten-der-religionen-koeln.de/

So helfen Sie Trägern wie In Via

Mit „wir helfen – weil Kinderseelen zerbrechlich sind“ bitten wir um Spenden für Projekte, die Kinder und Jugendliche psychisch und seelisch stärken. Wir wollen vorbildliche Initiativen unterstützen, die den Blick öffnen für andere Religionen, für Dialog und Begegnung sorgen und damit Vorurteile abbauen. Ebenso Gruppen, die Kindern Achtsamkeit, Respekt und Ehrfurcht vor anderen Menschen und der Natur auf nicht-konfessionellen Wegen nahebringen. Zudem soll Beistand geleistet werden, wenn Kinder psychisch krank sind oder trauern.

Jeder Cent wird weitergegeben. Die Spendenkonten des gemeinnützigen Unterstützungsvereins „wir helfen“ lauten:

Kreissparkasse Köln

IBAN: DE03 37050299 0000162155

Sparkasse Köln-Bonn

IBAN: DE21 37050198 0022252225

Kontoinhaber: Unterstützungsverein „wir helfen“

Kontakt: ☎ 0221/224-2840

ksta-wirhelfen@dumont.de

www.ksta.de/wirhelfen

KStA abonnieren