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RegionalgruppeBewegung als Rezept gegen Parkinson

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Die Parkinson-GruppeSiegburg bietet den Betroffenen ein vielfältiges Programm an. (Bild: Gabriele Krüper)

Die Parkinson-GruppeSiegburg bietet den Betroffenen ein vielfältiges Programm an. (Bild: Gabriele Krüper)

Rhein-Sieg – Sie können nicht mehr mithalten mit den anderen Menschen, sie sprechen verzögert, die Bewegungen verlangsamen sich; so kapseln sie sich lieber ab. Sie isolieren sich so zunehmend, sind ängstlich und beschämt, vereinsamen völlig. Das ist der Teufelskreis, den die Selbsthilfegruppe der Parkinson-Erkrankten durchbrechen will. Je weniger Bewegung, je geringer der soziale Kontakt, umso eiliger schreitet die Krankheit fort. Am Freitag feiert die Regionalgruppe Siegburg ihr 25-jähriges Bestehen: Sie gehört zu den ältesten Gruppen der deutschen Parkinson-Vereinigung. Zuständig ist sie für alle Erkrankten im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.

Parkinson, eine bis heute nicht heilbare, allmählich fortschreitende Erkrankung der Nervenzellen, wird allgemein mit dem Bild zitternder Hände verbunden. Aber die Symptome sind vielfältiger. „Sie sind nur nicht so deutlich erkennbar“, sagt Mike Cremer, der in einer Sankt Augustiner Sporthalle mehrere Gruppen leitet. Cremer, der eine Ausbildung beim Behindertensportverband NW für Nervenkrankheiten durchlaufen hat, nennt die Ziele seines Übungsprogramms: Kräftigung von Muskeln, Beweglichmachung der Gelenke und Koordination.

„Vor allem Koordination ist mir wichtig, weil sie direkt auf das Gehirn einwirkt“, so Cremer. Parkinson-Erkrankte haben, so könnte man es einfach formulieren, ihre Bewegungen nicht mehr unter Kontrolle. Es kommt zur Verlangsamung (Akinese), zur Erstarrung (Rigor) oder eben zum Zittern (Tremor). Die Sprache ist beeinträchtigt, die Gesichtsmimik bis zur Maskenhaftigkeit verringert. Schritte sind oft schlurfend, der Oberkörper gebeugt. Durch Zugabe des Botenstoffs Dopamin, an dem es den Parkinson-Erkrankten mangelt, lässt sich der Verlauf aufhalten.

Sport gehört zu den wichtigsten Aktivitäten, die die Selbsthilfegruppe ihren Mitgliedern anbietet. Mike Cremer hat - aus der Perspektive des Gesunden - nur einfache Übungen vorbereitet: Ringe auf dem Boden werden überschritten, Reifen gerollt und dabei die Farben der Reifen benannt und gezählt. Motorik, Wahrnehmung und Sprechen werden so in Einklang gebracht. Die sportlichen Anforderungen an die leichter Erkrankten sind deutlich höher.

Das soziale Miteinander, das auch darin besteht, dass die Erkrankten einander behilflich sind, ist ein weiterer wichtiger Punkt: „Das ist Balsam für die Seele“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Dorn, wenn man Hilfestellung geben kann. Auch die Ehepartner werden mit einbezogen und stehen mit dem kranken Partner nicht allein da. Unterstützt wird Dorn in seiner ehrenamtlichen Arbeit von Winfried Remmel und Henrich Eckardt.

Eckardt ging es vor drei Jahren deutlich schlechter, erzählt der 69-Jährige. Der Arzt stellte ihn medikamentös neu ein, außerdem begann er mit Tanzen. „Plötzlich ging es mir sofort besser“, so Eckhardt, der immer wieder Vorträge hält. Seine Schrift hat sich deutlich verbessert. Winfried Remmel hat herausgefunden, dass trockenes, warmes Klima geradezu Wunder wirkt: Nach einem Urlaub auf Teneriffa konnte die Medikamentengabe um zwei Drittel verringern. Die Selbsthilfegruppe hat daraufhin einen gemeinsamen Urlaub auf der Vulkaninsel organisiert.

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