RestaurantAbschied von der Isenburg

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Ein exquisites Ambiente im alten Gemäuer. (Bild: Worring)

Ein exquisites Ambiente im alten Gemäuer. (Bild: Worring)

Holweide – Wie lange dauert eine Ära? – Fünf, zehn, zwanzig Jahre? Im Fall von Günter Blindert ist die Zeitspanne noch länger. Mehr als ein Vierteljahrhundert hat der inzwischen 61-Jährige das Restaurant in der Isenburg geführt. Am 13. August – auf den Tag genau 26 Jahre nach der Eröffnung – werden dort ein letztes Mal Köche am Herd stehen.

Blindert hat die geschichtsträchtige Immobilie, in der so berühmte Persönlichkeiten wie Peter Ustinov zu Gast waren, verkauft. Nicht wie er es sich gewünscht hätte „an einen jungen Berufskollegen“, sondern an eine Familie mit Kindern, die die rund 240 Quadratmeter großen Räumlichkeiten sowie die am Burggraben gelegene Terrasse privat nutzen möchte.

„Es hängt schon viel Herzblut dran“, gesteht Blindert ein und zeigt auf die inzwischen groß gewachsene Kastanie und die Birke, die er in seinen Anfangsjahren pflanzte, als „hier noch nichts war“. Einerseits freut er sich, nun endlich die Dinge in Angriff nehmen zu können, „die man jahrelang vor sich hergeschoben“ hat. Im Sommer mehr Fahrrad fahren und auf den Golfplatz, „im Winter mehr den kulturellen Bereich genießen, Oper und Schauspiel.“

Außerdem träumt er seit langem davon, „einmal all die alten Wirtshausschilder in Irland und Schottland zu fotografieren und daraus einen Bildband zu machen“. Gleichwohl beschleicht ihn Wehmut beim Gedanken, das Terrain zu verlassen. Er bedauert, dass „der Bereich von Menschen, die Essen als Kulturgut betrachten, stetig kleiner wird.“ Heute gehe die Überlegung eher in Richtung Städtereise als zum Restaurantbesuch. „Gutes Essen und Trinken sind hierzulande eben längst nicht so verwurzelt wie in Frankreich oder Italien.“

Letzteres, das gute Trinken, werden Blinderts Stammgäste auch künftig nicht missen müssen. Schon vor zwei Jahren hat der Gastronom sich ein zweites Standbein geschaffen, indem er in Dellbrück die Weinkellerei des verstorbenen Karl Weber übernahm. Hier habe er die Möglichkeit, seine in der Gastronomie und bei Gesellschaften gewonnenen Erfahrungen einbringen zu können. Außerdem kann er den verbleibenden Isenburg-Bewohnern garantieren, dass die liebgewonnen „Rasenmäher“ ihnen erhalten bleiben. Die kleine Herde von Leihschafen wird weiterhin im Sommer die Burgwiese abarbeiten können.

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