Restaurant-KritikBrauhaus-Schmaus in Ehrenfeld

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Essers Gasthaus in Ehrenfeld.

Essers Gasthaus in Ehrenfeld.

Die in der Steiermark aufgewachsene Wirtin Iris Giessauf hat hier gemeinsam mit dem waschechten Kölner und Chefkoch Andreas Esser ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Gasthaus mit ganz eigenem Charakter geschaffen. Das Lokal ist hell und mit klaren Strukturen eingerichtet und besitzt eine einladende Gartenterrasse. Die Markenzeichen in Essers Gasthaus sind bodenständige Gerichte, die immer ausschließlich frisch mit guten und zum Teil außergewöhnlichen Produkten zubereitet werden, eine erstklassige deutsch-österreichische Weinkarte zu trinkfreundlichen Preisen (glasweise ab 3,50 Euro, Flaschen ab 20,50 Euro) und eine locker gemütliche Atmosphäre mit herzlichem Service.

Das nach wie vor beste Wiener Schnitzel der Stadt mit Erdäpfel-Gurkensalat und original steirischem Bauernsalat mit Käferbohnen und Kürbiskernöl (nur sonntags,16,50 Euro) und seit neuestem auch das beste Backhendl der Stadt sind sozusagen die Wappen-tiere des Lokals, die es nur an bestimmten Tagen gibt. Das Backhendl-Fleisch (nur am ersten Donnerstag des Monats) ist so saftig wie es perfekt paniert und frittiert ist. Das natürlich original aus Kalbfleisch in Butterschmalz gebratene Schnitzel (nur sonntags) hat die perfekt gewellte Kruste der richtigen Wiener Brösel. Manchmal landet auch eine subtil gewürzte Kalbsbratwurst aus Tirol (11 Euro) auf der Karte, die mit Kohlrabi und Kartoffeln eine besondere Delikatesse ist.

Aber es finden sich auch an jedem anderen Tag genug Empfehlungen auf der Speisenkarte, ebenfalls immer in großen Portionen zu erstaunlich niedrigen Preisen im Verhältnis zur anspruchsvollen Qualität. Aus der steirischen Küche gibt es Krautfleckerl mit Salat in Kürbiskernöl-Dressing (12 Euro), die steirisch gebratene Forelle aus bergischer Fischzucht mit sehr knuspriger, weil in Maismehl gewälzter Haut mit Kartoffeln und Tomatensalat (15 Euro) sowie die sehr zart pochierte Schulter vom Rind in seiner klaren Brühe mit Gemüse und frischem Meerrettich als ewig junger Klassiker.

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Eine unwiderstehliche Brotzeit ist die Brettljause, der gemischte Vorspeisenteller. Darauf liegt das Verhackert, ein Schmalz aus geräuchertem Schweinefleisch, Vulcano-Schinken aus der Steiermark und Schweinskopfsülze (10 Euro). Aus der deutschen Ecke kommt in Essers Gasthaus ein sehr guter, ganz leicht geräucherter Matjes mit Rote-Bete-Salat dazu (9 Euro), Kassler mit Sauerkraut und Kartoffelpüree oder einfach nur ein sehr leckeres Rindsgulasch.

„In der Ruhe liegt die Kraft“ ist Essers Motto bei den Schmorgerichten, bei denen allerdings auch das Gemüse als gleichberechtigte Beilage nie zu kurz kommt, etwa zur Lammhaxe das Ratatouille mit Bratlingen (16 Euro). Kurz braten beherrscht Andreas Esser allerdings ebenfalls, was man nicht nur bei den Steaks von den steirischen Almochsen oder Landschweinen, sondern genauso bei den schön offensiv gewürzten Lammfrikadellen feststellen kann.Wenn Sie nach den großen Portionen des Hauptgangs zum Schluss noch die Palatschinken mit Marille oder Topfenknödel mit Zwetschenröster schaffen können, sollten Sie sich diesen Nachtisch auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn nicht, bietet sich einer der erstklassigen steirischen Obstbrände an. Aber am besten beides nacheinander.

Essers Gasthaus Ottostr. 72 50823 Köln-Ehrenfeld 0221/425954 Öffnungszeiten: täglich ab 17.30 Uhr, Küche von 18 bis 22.30 Uhr www.essers-gasthaus.com

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