Röntgenbilder entlarven Fälschung

Lesezeit 3 Minuten
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Restauratorin Caroline von Saint George bei der Arbeit im Wallraf-Richartz-Museum

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Restauratorin Caroline von Saint George bei der Arbeit im Wallraf-Richartz-Museum

Der Verdacht keimte schon vor Monaten auf, inzwischen herrscht im Wallraf-Richartz-Museum / Fondation Corboud jedoch Gewissheit über einen herben künstlerischen Verlust. Drei Restauratorinnen haben bei ihrer Forschungsarbeit bemerkt, dass es sich bei dem angeblich von Claude Monet stammenden Gemälde mit dem Titel „Am

Seineufer bei Port Villez“ um eine Fälschung handelt. Das Bild ist einst als private Schenkung in den Besitz des Museums gelangt und gehört dort seit 1954 zur ständigen Sammlung. Der Verlust wird auf ein bis zwei Millionen Euro beziffert. Das Wallraf-Richartz-Museum verfügt bundesweit über eine der größten Sammlungen aus Zeiten des Impressionismus und Postimpressionismus (1860 bis etwa 1900).

Bereits seit 2002 untersuchen die Restauratorinnen des Museums alte Meisterwerke mit modernster Technik. Gemälde von Auguste Renoir, Vincent van Gogh und Édouard Manet kamen unters Mikroskop und wurden sogar geröntgt. Die Röntgenbilder der Seine-Landschaft von Monet wiesen einige Anomalien auf. Die Diagnose: Es handelt sich um eine Fälschung. „Auf das Bild ist eine Lasur aufgetragen, durch die das Gemälde älter wirken soll, als es in Wirklichkeit ist“, sagte Museumssprecher Stefan Swertz. Zudem entdeckte das Forschungsteam eine bislang unbekannte Schreibschwäche von Monet. Denn bei dem angeblichen Original war die Unterschrift von Monet zweimal aufgetragen worden. „Einmal zur Probe und dann noch mal richtig“, sagte Swertz.

Mit den eigenen Waffen geschlagen

Ein wenig bitter ist es für die forschenden Damen schon, dass sie sich im Prinzip mit den eigenen Waffen geschlagen haben. Denn eigentlich war es Sinn des mit Stiftungsgeldern finanzierten Projekts, „Maltechniken des Impressionismus und Postimpressionismus“ zu untersuchen. Doch die Museumsleitung nimmt den Verlust einigermaßen sportlich. „Natürlich sind wir uns im Klaren, dass ein vermeintliches Original verlorengegangen ist. Aber aus detektivischer Sicht war das wirklich gute Arbeit. Immerhin haben wir ein gutes Forschungsergebnis gewonnen“, erklärte Stefan Swertz. Die Fälschung soll nun nicht etwa im Keller verschwinden, sondern weiter im Museum gezeigt werden. In der Sonderausstellung „Impressionismus - wie das Licht auf die Leinwand kam“ sind vom 29. Februar an neben dem Bild auch die Röntgenaufnahmen zu sehen, mit deren Hilfe das Werk als Fälschung entlarvt wurde.

In den vergangenen Jahren haben die Restauratorinnen rund 70 Gemälde genauesten Untersuchungen unterzogen. Von den Bildern wurden sogenannte Streiflichtaufnahmen erstellt, zudem wurden die Werke durchleuchtet.

Mit dieser Methode wollten die Forscherinnen herausfinden, wo die Bilder gemalt worden sind. „Einige Bilder sind nicht nur aus der Fantasie der Impressionisten entstanden. In einem Gemälde wurden feinste Sandkörner entdeckt“, sagte Swertz. In einem Bild, das eine Pappelallee zeigt, fanden sich Spuren von Pappelknospen.

Immerhin hatte die Detektiv-arbeit auch etwas Gutes. Denn ein Gemälde unbekannter Herkunft konnte mittels technischer Untersuchung dem französischen Maler Édouard Manet zugeordnet werden. Aber ein Manet ist kein Monet.

KStA abonnieren