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Rubens als Sensation

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Peter Paul Rubens, Gezähmter Kentaur. Die Kreidezeichnung enstand Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom.

Peter Paul Rubens, Gezähmter Kentaur. Die Kreidezeichnung enstand Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom.

Der zweite Teil der Ausstellung gilt den Themen „Licht und Schatten“ und „Perspektive“.

Die Attraktion, ja vielleicht Sensation des zweiten Teils der von Uwe Westfehling im Kölner Wallraf-Richartz-Museum (WRM) organisierten Ausstellung „ZeichnungSehen“ sind drei relativ großformatige Blätter, die gleich im Eingangsbereich der Räume im Untergeschoss hängen: eine Darstellung des „Laokoon“ und zwei Ansichten des „Kentauren“. Die Zeichnungen wurden im Jahre 2000 während der Umzugsphase des WRM in einem Konvolut entdeckt, das, in der Museumssprache, „außerhalb der Systematik lag“. Für Westfehling, den Leiter der Graphischen Sammlung des WRM, wurde immer deutlicher, dass es sich um Werke von Peter Paul Rubens (1577-1640) handeln musste, die während dessen Aufenthalt zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom entstanden sind.

Schule des Sehens

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Er legte seine Erkenntnisse im jüngsten Wallraf-Richartz-Jahrbuch dar. Und inzwischen hat die Diskussion mit Rubens-Experten begonnen, darunter Westfehlings Kollegen aus dem Antwerpener Rubenshaus, die - wie viele andere - an einem Symposium zur Kölner „Rubens-Entdeckung“ sehr interessiert sind. Über dem Anblick dieser drei Zeichnungen sollte man allerdings nicht die Gelegenheit verpassen, sich auf die Schule des Sehens einzulassen, die Uwe Westfehling mit der gesamten Ausstellung bietet.

Themen sind diesmal die für die Zeichnung generell grundlegenden Elemente „Licht und Schatten“, belegt mit beeindruckenden Beispielen von Dürer und Philipp Otto Runge, von Menzel und Tischbein, von Hubert Robert und - als Leihgabe des Kölner Museums Ludwig - Picasso. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die „Perspektive“, jahrhundertelang Basis der Zeichenkunst. Zu den Protagonisten gehören Jakob Ignaz Hittorff (u.a. mit einem „Projekt zur Verschönerung der Place de la Concorde“), François Joseph Bélanger („Entwurf für den Kuppelbau der Pariser Kornhalle“) und Jean-Baptiste Lepère („Detail vom Grab des Osymandyas“), deren wunderbare Bauzeichnungen und Studien zu Napoleons „Déscription de L’Egypte“ über den Hittorff-Nachlass nach Köln kamen.

Zu den thematisch gegliederten Kapiteln gehört „die Landschaft“. Überraschend sind dort vor allem eine „Wolkenstudie" von J. A. Peters (1725-1795) und eine „Felsige Landschaft“ von Peter Mulier (1637-1701) - zwei „Impressionen“, die zwei Jahrhunderte vor ihrer Zeit entstanden zu sein scheinen. Eine sizilianische Reise-Studie von Paul Klee (aus dem Museum Ludwig) macht die Modernität der beiden Barock-Künstler deutlich. Und Westfehling öffnet auch wieder so etwas wie ein Kuriositäten-Kabinett. Dieses Mal überraschen „gedruckte Zeichnungen“, die man als Faksimiles von Zeichnungen vor dem Zeitalter der Fotografie beschreiben könnte: verblüffende Reproduktionen, in äußerst komplizierten technischen Schritten verwirklicht. Geradezu virtuose Könnerschaft demonstriert Francesco Bartolozzi (1727-1815). In den auf Vervielfältigung und Sammlungswert ausgerichteten graphischen Kunststücken wird der Marktaspekt erkennbar. Fazit: Auch in diesem Teil von „ZeichnungSehen“ ist es Westfehling gelungen, uns Vielfalt und Schönheit von Zeichnung und Graphik vor Augen zu führen.

ZeichnungSehen, zweiter Teil, Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum Köln, 14.3.-28.4., geöffnet: Di. 10-20. Mi.-Fr. 11-18, Sa. + So. 11-18 Uhr. Der Katalog fasst beide Ausstellungsteile zusammen und kostet ???? Euro.

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