Der Kreis Euskirchen, der laut Statistik die dritthöchste Fahrzeugdichte der Republik hat, gewährt Sonderkonditionen und macht dennoch ein gutes Geschäft.

Kreis Euskirchen - „Wir haben einen großen Flächenkreis, dafür aber eine relativ niedrige Bevölkerungszahl. Daraus und durch die Nähe zu den Ballungsräumen Köln und Bonn resultiert ein hoher Pendleranteil im Kreis.“ Mit diesen Worten zitierte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag den Kreispressesprecher Walter Thomaßen, der versuchte, die Zahl von 171 000 Kraftfahrzeugen im Kreis Euskirchen zu begründen. Unsere Leser Martin Friedrich aus Kuchenheim und Renate Zens aus Vernich waren mit dieser Erklärung allerdings nicht einverstanden und brachten noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: So hätten „zahlreiche große Autovermietungen und Großunternehmen ihre Fahrzeugflotten in Euskirchen angemeldet“, behauptete Friedrich. Zens konnte dies präzisieren: Als Vielfliegerin sähe sie an Flughäfen immer wieder Mietwagen der Firma Avis mit Euskirchener Kennzeichen.

Keine klare Aussage

Konfrontiert mit diesen Aussagen, wiegelte Thomaßen zunächst ab. Zahlen wollte er keine nennen. Ein Anruf bei der Avis-Autovermietung Willi Weber in Kommern war da schon aufschlussreicher. Dort geht man von knapp 20 000 Avis-Fahrzeugen aus, die in Euskirchen zugelassen sind. Eine Zahl, die der Kreis nicht dementierte, wenngleich sie wohl eher „etwas darunter liegt“.

Für Thomaßen und den Leiter der Zulassungsstelle, Josef Latz, liegt aber weiterhin der Hauptgrund dafür, dass der Kreis laut Statistik die dritthöchste Kfz-Dichte Deutschlands hat, an der Größe des Flächenkreises und dem hohen Pendleranteil. Die Zahl der Gesamtfahrzeuge auf 1000 Einwohner würde allerdings, wenn man die Avis-Fahrzeuge nicht mitrechnet, von 886 auf 787 zurückgehen. Einfach zurückstufen in der Liste kann man den Kreis Euskirchen jedoch nicht. „Dann müssten ja auch noch die Zahlen anderer Städte bereinigt werden. Siemens hat seine ganzen Firmenwagen in München zugelassen. Ein Großteil der Fahrzeuge des Autovermieters Sixt hat Dürener Kennzeichen“, erklärte Latz.

Ein nettes Zubrot

Für den Kreis bedeutet die Avis-Präsenz natürlich ein nettes Zubrot. Eine Zulassung kostet pro Fahrzeug 26,20 Euro. Das Abmelden schlägt mit 11,20 Euro zu Buche. Da Avis seine komplette Flotte alle sechs Monate austauscht, entspricht das also rund 40 000 An- und Abmeldungen pro Jahr in Euskirchen. Das bedeutet fast 1,5 Millionen Euro Einnahmen, von denen man allerdings noch Personal- und Materialkosten abziehen muss. Der Kreis kommt der Autovermietung natürlich auch ein wenig entgegen. Während Otto Normalbürger für ein Wunschkennzeichen 10,20 Euro berappen muss, bekommt Avis seine Wunschkennzeichen gebührenfrei. Dies entspricht (bei 40 000 Fahrzeugen) einer Summe von rund 400 000 Euro. „Die Kennzeichen liegen allerdings in einem für die Bürger nicht zugelassenen Bereich mit zwei Buchstaben und vier Ziffern“, so Latz. Nachteile gebe es also für die Bewohner im Kreis nicht. Auch durch die Mehrarbeit der Zulassungsstelle nicht: „Ob wir pro Tag 30 oder 100 Autos anmelden, ist für uns nichts Besonderes“, erklärte Latz. Zumal es sich bei den Autos nur um Neufahrzeuge handelt: „Da müssen einfach nur zwei Schlüssel eingegeben werden.“