„Es ist zum Kotzen!“1. FC Köln verliert 1:2 in Nachspielzeit – Training abgesagt

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FC Hoffenheim

Enttäuschte Kölner Spieler nach der Partie gegen Hoffenheim

Köln – Das war neu, sogar für Köln-Müngersdorf: „Es ist zum Kotzen!“, sagte Stadionsprecher Michael Trippel, als er in der achten Minute der Nachspielzeit Jürgen Locadias 2:1-Siegtreffer für die TSG Hoffenheim per Elfmeter zu verkünden hatte.

Der 1. FC Köln hatte erneut auf tragische Weise verloren, wieder entschied der Videobeweis gegen die Mannschaft des Tabellenvorletzten, die nach dem Abpfiff von den Fans dennoch großen Applaus erhielt. Dominick Drexler hatte Sargis Adamyan im Strafraum beim Versuch eines Befreiungsschlags getroffen. „Am Ende ist das schon etwas Bitteres, was da mit uns passiert, auch mit dem Videobeweis. Die Summe dessen, was wir erdulden und erleiden müssen, ist schon groß. Ob ich bleiben kann, kann ich nicht beeinflussen“, sagte FC-Trainer Achim Beierlorzer.

Ein sagenhafter Vorgang

Sportchef Armin Veh hatte seinen Platz schon vor dem Abpfiff verlassen – und zwar dauerhaft: Mit dem Schlusspfiff gab der FC bekannt, dass der Vertrag des Geschäftsführers „einvernehmlich aufgelöst“ sei, Kaderplaner Frank Aehlig übernimmt. Ein sagenhafter Vorgang, kommuniziert inmitten eines sportlichen Dramas. „Ich hätte meine Arbeit beim FC natürlich gerne bis zum Ende gemacht. Aber in unserer derzeitigen Situation, in der der 1. FC Köln wichtige Entscheidungen auch für die Zukunft treffen muss, ist es aus meiner Sicht konsequent, dass wir die Zusammenarbeit kurzfristig beenden“, ließ Veh mitteilen.

Alles zum Thema Ellyes Skhiri

Die Entscheidung, wie es jetzt mit dem angezählten Trainer Beierlorzer weitergeht (oder eben nicht), ist für die Vereinsführung nicht einfacher geworden. Das Team zeigte nach den zuletzt erschütternden Auftritten zwar gewiss keine Gala. Aber viel Herz. Die Fans waren zwar überzeugt. Doch letztlich dürfte das 1:2 für Beierlorzer zu wenig sein. Das Training am Samstag wurde abgesagt, Aehlig will „mit allen Beteiligten sprechen“. Dass der Verein schwer in Aufruhr ist, wurde bereits vor dem Anstoß deutlich. Im Unterrang der Südtribüne verschafften die Fans ihrem Unmut mit Transparenten Luft.

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Machtspiele und vermeintliche Seilschaften wurden ebenso angeprangert wie der Modeste-Transfer, ein drohender wirtschaftlicher Verlust, die China-Kooperation, das Thema „Geißbockheim ohne Plan“ oder die „Pseudo-Stadiondiskussion“. Adressaten waren die Geschäftsführer Veh und Alexander Wehrle, sie wurden wie „Susi und Strolch“ in der legendären Spaghetti-Szene auf einem großen Banner verewigt. Untermalt wurde das Ganze mit „Wir haben die Schnauze voll“-Rufen. Kein schöner Empfang – und zumindest für Veh war es der Abschied der FC-Anhänger.

Ruhig – bis zur Nachspielzeit

Der Gast zog sich weit in die eigene Hälfte zurück, war jedoch mit seinen wenigen Angriffen gefährlich. Grillitsch (21.) und Rudy (28.) hätten Hoffenheim in Führung bringen können. Doch der FC hielt mit, zeigte endlich Kampf und Leidenschaft und kam immer besser ins Spiel. Nachdem Simon Terodde die Führung noch verpasst hatte, erzielte das 1:0 dann einer, dem viele ein Tor im Oberhaus nicht mehr zugetraut hatten: Über Kingsley Ehizibue und Louis Schaub kam der Ball zu Jhon Córdoba. Der Stürmer zog flach ab. TSG-Torwart Baumann streckte sich vergebens (34.).

Córdoba feierte den Treffer wie eine Erlösung. Ganz im Gegensatz zu Veh und Wehrle, die regungslos sitzen blieben. Wie fragil das Kölner Gebilde ist, zeigte sich unmittelbar nach Wiederanpfiff. Ellyes Skhiri spielte einen Fehlpass in den Fuß von Sebastian Rudy. Der bediente den eingewechselten Sargis Adamyan, der Ehizibue davonlief und traf – 1:1 (48.). Das Spiel drohte zu kippen, Locadia vergab. Beierlorzer versuchte auf seine Spieler einzuwirken, dirigierte lautstark, tigerte durch die Coaching-Zone. Das Spiel wurde ruhiger – bis die Nachspielzeit kam.

Köln: T. Horn - Mere, Bornauw (83. Schindler), Czichos - Ehizibue, Skhiri (70. Verstraete), Hector, Jacobs - Schaub (79. Drexler) - Córdoba, Terodde. – Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Benjamin Hübner - Kaderabek, Grillitsch, Skov - Rudy, Rupp (46. Adamyan) - Locadia, Bebou (74. Stafylidis). – Schiedsrichter: Kampka (Mainz). – Tore: 1:0 Córdoba (34.), 1:1 Adamyan (48.), 1:2 Locadia (90.+8, FE nach VAR). – Zuschauer: 49.100

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