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1. FC KölnFC-Talent Salih Özcan will in der neuen Saison „richtig angreifen“

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FC-Talent Salih Özcan beim Training am Geißbockheim.

FC-Talent Salih Özcan beim Training am Geißbockheim.

Köln – Als Salih Özcan vor wenigen Tagen im Trainingslager in Kitzbühel den Platz verließ, überbrachte ihm ein Mitarbeiter des Vereins die frohe Kunde: Der 19-jährige Mittelfeldspieler des 1. FC Köln wird vom Deutschen Fußball-Bund mit der „Fitz-Walter-Medaille“ in Gold (U19) ausgezeichnet. Das ist nicht irgendeine Auszeichnung, sondern die höchste für Nachwuchsfußballern in Deutschland. Zu den Medaillenträgern der Vergangenheit gehörten etwa die Weltmeister Toni Kroos oder Mario Götze.

„Ich war überrascht, als ich davon erfuhr. Gerechnet hatte ich jedenfalls nicht damit“, sagt Özcan im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich mich wie ein Kroos oder Götze fühle“, sagt das Talent mit einem Schmunzeln. Das sei eine sehr hohe Auszeichnung, er solle sie auch als Ansporn verstehen, meint sein Trainer Peter Stöger. Als Ansporn, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu erklimmen.

Im vergangenen Herbst, da hatte sich der damals 18-jährige Özcan mit starken Leistungen und frischen, frechen Aufritten in die Herzen der FC-Fans gespielt. Er überzeugt mit Technik, starkem Passspiel und einem guten Körpergefühl, das er wohl auch vom Ringen bekam. Denn viele Jahre ging der gebürtige Kölner wie einst sein Vater und seine Brüder Enes und Ömer für den Ringerclub Ehrenfeld auf die Matte. Das angedeutete Potenzial weckte hohe Erwartungen. Der FC verlängerte rasch mit dem Talent bis 2020. Dazu trägt Özcan seit seinem neunten Lebensjahr das FC-Trikot, solche Geschichten lieben die Menschen. Auch Özcan genoss es: „Was gibt es Schöneres, als den großen Traum vom Schritt zum Profi bei deinem Heimatverein zu gehen?“

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Özcan hätte in der Rückrunde gerne häufiger gespielt

Und dann war dem einen oder anderen Fan vielleicht auch noch folgende Geschichte bekannt: Als 15-Jähriger hatte Özcan 2013 große Zivilcourage beweisen und war bei einem Straßenbahn-Unfall der KVB einem verletzten Jungen zu Hilfe geeilt. „Meine Mutter hat die Zeitungsartikel davon noch in der Schublade“, sagt Özcan heute.

In der Hinrunde genoss der zentrale Mittelfeldspieler Welpenschutz, sein damaliger Mitspieler und guter Freund Mergim Mavraj (31) behandelte Özcan als eine Art Ziehsohn. „Er ist wie ein großer Bruder für mich. Wir haben auch seit seinem Wechsel zum HSV weiterhin guten Kontakt“, sagt Özcan. Doch in der Rückrunde lief es beim jungen Kölner nicht mehr ganz nach Wunsch: Mit fünf Kurzeinsätzen ist er selbst nicht zufrieden: „Insgesamt bin ich mit meiner ersten Bundesliga-Saison zufrieden – auch wenn ich in der Rückrunde gerne öfter gespielt hätte.“

Das sollte er dann eigentlich bei der U19-EM in Georgien, doch der Kapitän deutschen Nationalmannschaft musste wegen eines hartnäckigen Infekts („Ich lag richtig flach und musste eine Woche Antibiotika nehmen“) absagen. Dass Özcan im Falle von weiteren Einladungen auch in Zukunft für den DFB und nicht für das Heimatland seines Vaters, die Türkei, auflaufen wird, steht indes fest. „Ich spiele seit der U15 für den DFB und fühle mich wohl. Die Frage, für die Türkei mal aufzulaufen, stellt sich aktuell nicht“, erklärt Özcan. Und das habe er schon früher dem türkischen Verband auch so mitgeteilt.

Leihe war kein Thema

Jetzt hofft Özcan auf den nächsten Schritt beim FC. In Anbetracht der Konkurrenz muss er überzeugter auftreten und hartnäckiger werden, meint auch Manager Jörg Schmadtke: „Salih ist ein großes Talent, nicht umsonst haben wir mit ihm vorzeitig verlängert. Wir glauben an ihn. Aber Talent alleine reicht bei keinem, ich wünsche mir bei ihm noch mehr Konsequenz und Durchsetzungsfähigkeit.“

Eine Leihe zu einem anderen Klub war für Özcan kein Thema: „Ich möchte mich beim FC durchsetzen. Ich will und werde jetzt richtig angreifen.“ Das werden wohl nicht nur Stöger und Schmadtke gerne hören, sondern auch viele FC-Fans.

In knapp einem Monat holt sich Özcan vorerst seine DFB-Medaille ab: Und zwar am 4. September in Stuttgart im Vorfeld des WM-Qualifikationsspiels der Nationalmannschaft gegen Norwegen.

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