Christian Clemens im Interview„Ich war selbst nicht mit meinen Leistungen zufrieden“

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Christian Clemens schutet beim Krafttraining in Bad Radkersburg für die kommende Saison.

Christian Clemens schutet beim Krafttraining in Bad Radkersburg für die kommende Saison.

Köln – Christian Clemens ist ein echter Kölner. Er ist nicht nur in Köln geboren, Clemens durchlief etliche Jugendmannschaften des 1. FC Köln ehe er im September 2010 sein Debüt in der Bundesliga feiern durfte.

Nach einem dreieinhalbjährigen Intermezzo beim FC Schalke 04 und dem FSV Mainz 05 kehrte der schnelle Rechtsaußen im Januar zurück zur alten Wirkungsstätte ans Geißbockheim.

Wir haben im Interview mit Clemens über seine Einsatzzeiten in der abgelaufenen Saison, die Entwicklung des FC und seine Verletzungsmisere gesprochen.

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Nach Ihrer Rückkehr im Winter haben Sie 809 Minuten für den FC in der Bundesliga gespielt, in den letzten fünf Partien aber nur eine Minute. Wie zufrieden oder unzufrieden sind Sie damit?

Christian Clemens: Ich kann damit nicht zufrieden sein. Marcel (Risse, d. Red.) hatte eine richtig starke Hinrunde gespielt. Nach seiner Verletzung auf seiner Position die Lücke zu stopfen, war sehr schwierig für mich.

Ich habe mich auch vielleicht selbst zu sehr unter Druck gesetzt und war verkrampft. In der Hinrunde war ich ja selbst länger verletzt – das darf man auch nicht vergessen. Aber jetzt fühle ich mich richtig gut, befreit vom Druck und greife neu an. Denn ich will natürlich besser und mehr spielen.

Aber nur eine Minute am Saisonende: Wurmt Sie das nicht?

Mit meinen Leistungen davor war ich ja auch selbst nicht zufrieden. Das hat der Trainer gemerkt und mich dann aus der Mannschaft genommen. Am Ende hat er Recht behalten, wir sind Fünfter geworden, das zählt. Ich habe das so akzeptiert und trotzdem weiter im Training Gas gegeben.

Nach Ihrem Bundesliga-Debüt für den FC mit 19 Jahren wurden Sie sofort Stammspieler, Leistungsträger und absolvierten 58 Bundesligaspiele in zwei Spielzeiten. Und das als gebürtiger Kölner. Was war für Sie damals anders als heute?

Für mich war der große Traum in Erfüllung gegangen, da ich seit der U11 für den FC gespielt hatte. Ich verspürte Leichtigkeit und keinen Druck. Ich war gerade 19 geworden, die Erwartungen an mich waren nicht nicht hoch – auch, weil es sportlich im gesamten Verein nicht so lief.

Nach Ihrer ersten Kölner Zeit folgten insgesamt dreieinhalb Jahre bei Schalke und Mainz. War ein Wechsel rückblickend ein Fehler?

Auf keinen Fall! Ich durfte bei Schalke in der Champions League und in Mainz in der Europa League spielen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, aber ich hatte auch viel Pech mit Verletzungen.

Vor allem immer wieder mit dem Schambein und den Adduktoren. Das sind offenbar Ihre neuralgischen Punkte.

Das war so. Seit einiger Zeit mache ich nun gezielter Training für die Beweglichkeit statt für die Kraft und ernähre mich auch besserbewusster. In der Rückrunde war ich komplett beschwerdefrei. Mit Yann-Benjamin Kugel (Fitness-Coach des FC und der deutschen Nationalmannschaft, d. Red.) haben wir in diesem Bereich einen erfahrenen, guten Mann an der Seite.

Im Vergleich zu Ihrer ersten Zeit beim FC hat sich im Klub sehr viel verändert.

Es hat sich eigentlich fast alles verändert. Das fängt in der Vereinsführung an, das geht über das Trainerteam und bis hin zur Mannschaft. Da hat sich alles um 180 Grad gedreht. In der Konstellation, in der Atmosphäre hatte ich mir das immer gewünscht und erträumt. Deshalb bin ich auch wieder froh, Teil dieses Vereins zu sein. Die Fans waren immer schon Weltklasse, aber das Wichtigste passt jetzt auch.

Sind Sie überrascht von der Entwicklung des FC?

Die hätte ich so nicht erwartet und vor allem nicht so schnell – definitiv.

Fast vermisst man das Chaos, den „alten FC“.

Ihr Reporter vielleicht, wir Spieler nicht (lacht).Wir freuen uns auf eine ganz besondere Saison mit tollen Spielen in der Euro League.

War jetzt auch nicht ernst gemeint. Haben Sie nicht das Gefühl, dass das alles extrem schnell vorbeigegangen ist?

Absolut, ich zähle ja heute fast schon selbst zu den erfahrenen Spielern mit sieben Bundesliga-Spielzeiten. Das will ich in der neuen Saison noch mehr nutzen.

Jetzt ist allerdings absehbar, wann Ihr Konkurrent Marcel Risse wieder ganz fit ist.

Ich freue mich, dass er endlich wieder dabei ist. Dann hört das Gerede auf, dass ich Marcel ersetzen muss (lacht). Ich bin mir sicher: Wir können auch zusammen spielen.

Kaum sind Sie wieder in Köln, ist Ihr Bruder Michael (21) zum 1. FC Kaiserslautern 2 gewechselt.

Das ist schade, aber für Michael ist es der richtige Schritt – auch wenn er jetzt eine Liga tiefer spielt. Ich bin mir sicher: Wenn er regelmäßig spielt, dann wird er auch wieder ein, zwei Schritte in der Karriere nach vorne machen. Ein Kreuzbandriss hatte ihn zuletzt zurückgeworfen, aber das Potenzial zum Profi hat er.

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