Nähe zu FansÖffentliches Training? So plant der 1. FC Köln in Zukunft

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Pic FC-Training

Standardprogramm nach dem Training – Peter Stöger und seine Spieler geben – hier am Dienstag –  Autogramme.

Köln – Der 1. FC Köln ist derzeit auch in Frankreich ein großes Thema. Und in Großbritannien. Journalisten von dort weilten zuletzt regelmäßig am Geißbockheim, es gibt ja viel zu berichten über den wundersamen Tabellenzweiten der Bundesliga. Es ist anzunehmen, dass der Herr aus England unter dem Eindruck der sensationellen Meisterschaft von Leicester City steht und  womöglich die Anfänge eines ähnlichen Wunders wähnt. Vor allem aber erstaunt ihn, dass er dabei zusehen darf, wie die Kölner sich darauf vorbereiten, an den Wochenenden zu spielen.

Mit einem Hauch von Demut fragte er Peter Stöger also neulich nach einer Trainingseinheit, wie es denn dazu komme, dass Hunderte Fans zusehen dürften. „Sie sehen: Die Leute kommen gern. Und wir sind sehr froh, wenn wir vor allem den Kindern eine Möglichkeit schaffen können, damit sie sehr nah an ihren Idolen sein können“, sagte der Trainer des  FC,   und er fügte mit dem ihm eigenen Humor  an: „Wir haben nicht so viele Trainingseinheiten, in denen man uns etwas abschauen kann, deshalb ist das kein Problem für uns.“

Der 1. FC Köln hält es, wie es noch immer viele deutsche Profiklubs tun, und bestreitet, bevor er  samstags spielt, insgesamt vier Trainingseinheiten an den ersten drei Tagen jeder Woche öffentlich. Für einen Journalisten, der schon über die Premier League berichtet hat,  muss das wie ein Besuch in einer anderen,  erstaunlich transparenten Sphäre sein. Die meisten englischen Vereine öffnen ihr Gelände weder für Fans noch für Medien.

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Exklusive Berichterstattung aus erster Hand findet dort vor allem auf den vereinseigenen Nachrichtenkanälen statt. Journalisten, die nach Meinung der Klubs zu kritisch sind, erhalten erst recht keinen Zugang. Die britische Journalistenvereinigung warnte schon vor einem Jahr  vor einem Trend. „Wir bewerten das als Zensur und werden das nicht akzeptieren“, sagte deren Sprecherin Frances Rafferty.  Die Frage ist, was sich dagegen machen lässt.

Leichte Abschirmung

Beim FC ist eine ähnliche Entwicklung nicht absehbar. Wenn jemand beim Grundlagentraining in der ersten Wochenhälfte zuschaut, stört es keinen. Wenn es donnerstags und freitags an die spezielle Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner geht, trainieren die Kölner im Franz-Kremer-Stadion. Diese  Abschirmung lässt sich allerdings nicht mit der Isolation in England vergleichen  – wer will, findet auch dann eine Möglichkeit, einen Blick aufs Training zu werfen.

Schon in der Sommer-Vorbereitung auf die neue Saison waren alle Trainingseinheiten der Kölner öffentlich. Aber in diesen Tagen sind besonders viele Fans da. Herbstferien, Tabellenplatz zwei, kein Regen. Eine dankbare Kombination für die Zuschauer. Also schreiben Stöger und seine nach jedem Training Autogramme und posieren für Fotos, und es macht nicht den Eindruck, als seien sie durch den Verein dazu gezwungen. Im Gegenteil werden sich Ur-Kölner wie Marcel Risse und Timo Horn daran erinnern, wie es ist, auf der anderen Seite des Zauns zu stehen.

Ebenso, wie der sportliche Erfolg die Bereitschaft und Geduld der Spieler  fördert, spielt aber auch die Besetzung wichtiger Posten in der Frage der öffentlichen Trainingseinheiten eine Rolle. Thomas Tuchel etwa ist verantwortlich dafür, dass Borussia Dortmund sich seit einem Jahr zunehmend abriegelt. Beim FC Bayern wurde die Abschottung 2008 unter Trainer Jürgen Klinsmann zum Thema. Heute trainiert der Rekordmeister zumeist nur einmal pro Woche öffentlich.

Keine zwei Meinungen

Wer Alexander Wehrle auf dieses Thema anspricht, erlebt, wie der Geschäftsführer in den Wahlkampfmodus schaltet. „Wir sind im Grüngürtel zu Hause, wir sind hier nahbar für unsere Fans, und das wollen wir uns beibehalten“, sagt Wehrle auf Nachfrage dieser Zeitung, und es ist nicht schwer herauszuhören, dass er dabei die Ausbaupläne für das Geißbockheim im Hinterkopf hat, über deren Umsetzung wohl im November im Stadtentwicklungsausschuss entschieden wird.  Allerdings sagt Wehrle  auch – und so oder so: „Bei uns im Verein gibt es keine unterschiedlichen Meinungen zum öffentlichen Training.“

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