Bailey-VorfallKorkut: „Es sollte ein Warnschuss für ihn sein“

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Leon Bailey von Bayer 04 Leverkusen

Leverkusen – Rudi Völler fand das Thema eher lästig, das war dem Bayer-Sportdirektor deutlich anzumerken. Er selbst halte sich aus Facebook und dem ganzen Social-Media-Kram völlig heraus sagte Völler, denn da werde sehr viel Unfug verbreitet. Zum Beispiel von und über Leon Bailey (19), der bei Bayer 04 Leverkusen sportlich noch keine Rolle spielt, nun aber in den sozialen Medien für ein großes Hallo gesorgt hat.

Da der Jamaikaner, der in der Winterpause für 14 Millionen Euro aus dem belgischen Genk zur Werkself kam, sich in einem Snapchat-Video über den Boxer Atif Tanriseven Ribera lustig gemacht und ihn als „Clown“ verhöhnt hatte, holte der Geschmähte zum Gegenschlag aus und drohte dem Fußballer öffentlich Prügel an – live übertragen auf dem Facebook-Kanal des Kämpfers.

Der seltsame Vorgang trug sich mitten in Genk zu. Bailey, der sich gern mit Goldkettchen und goldener Rolex schmückt, saß mit Bekannten in einem Straßen-Café. Am Sonntag um kurz vor halb sechs, also kurz bevor Baileys Leverkusener Kollegen in der BayArena gegen Wolfsburg um den Klassenerhalt kämpfen und ein 3:3 erzielen sollten.

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Am Vormittag hatte der Offensivspieler in Leverkusen trainiert, er stand aber nicht im Kader – und machte einen Ausflug nach Belgien. Immerhin ließ er sich nicht provozieren, so dass die Szene zwar mit mehrminütigen Pöbeleien seitens des Boxers, aber ohne Handgreiflichkeiten über die Bühne ging.

Völler nahm sich den Spieler am Dienstagmittag zur Brust. Vermutlich wird er versucht haben, dem jungen Profi klar zu machen, dass er besser erst denken und dann posten sollte. Und dass er nicht nur der Fußballer Leon Bailey ist, sondern auch ein Repräsentant des Vereins.

Eine Geldbuße muss Bailey trotzdem nicht befürchten. „Das Video ist schon Strafe genug für ihn“, fand Völler, man solle die Angelegenheit auch nicht dramatisieren. Außerdem hatte der Klub bisher nicht ausdrücklich angeordnet, dass nicht nominierte Spieler während einer Bayer-Partie nicht irgendwo, sondern im Stadion zu sein haben.

Trainer Tayfun Korkut will hier aktiv werden. „Das Wichtigste ist, dass die Spieler ein Gespür dafür entwickeln, was sich zu welchem Zeitpunkt gehört. Wir können ihn nicht für etwas bestrafen, das wir nicht festgelegt haben“, sagte der 43-Jährige und fügte hinzu: „Es ist wünschenswert, dass ein Spieler im Stadion ist und das Spiel seiner Mannschaft verfolgt.“ Gefragt, ob es ihn erstaune, dass er solche Selbstverständlichkeiten explizit befehlen müsse, antwortete er: „Heutzutage verschwimmen die Selbstverständlichkeiten.“

Aber natürlich sprach Korkut aber auch über die anstehende Bundesliga-Partie in Darmstadt am Mittwoch (20 Uhr), in der er in der fünften Partie als Bayer-Coach unbedingt den ersten Sieg feiern will. „Wir werden hartnäckig für unser Erfolgserlebnis arbeiten“, sagte Korkut. „Das würde uns Schwung für die nächsten Aufgaben geben.“

Die Werkself liegt vor der Begegnung beim Tabellen-Letzten der Bundesliga nur drei Punkte vor dem Relegationsrang 16. Die Abstiegsgefahr will Korkut zwar nicht ausblenden: „Wir werden die Augen davor nicht verschließen“, sagte er. Den Blick richtet er aber doch lieber nach oben: „Solange wir das Licht nach oben sehen, werden wir nicht ins Dunkel schauen.“

Darmstadt: Esser - Steinhöfer, Banggaard, Sulu, Holland - Hamit Altintop, Gondorf - Sam, Vrancic, Heller - Boyd. - Bayer 04 Leverkusen: Leno - Hilbert, Toprak, Dragovic, Wendell - Kampl, Aranguiz - Bellarabi, Volland, Havertz - Kießling. - Schiedsrichter: Brand (Bamberg).

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