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Starkes DebütSchiedsrichterin Bibiana Steinhaus schreibt Bundesliga-Geschichte

Lesezeit 3 Minuten
AFP_SA7OH

Bibiana Steinhaus beim Spiel Hertha BSC gegen Werder Bremen

Berlin – Bibiana Steinhaus warf einen letzten prüfenden Blick auf ihre Uhr, dann beendete die erste Schiedsrichterin der Fußball-Bundesliga ihre historische Premiere mit dem Schlusspfiff und einem breiten Lächeln. Beim 1:1 (1:0) zwischen Hertha BSC gegen Werder Bremen hatte die 38-Jährige eine ruhige und ansprechende Vorstellung abgeliefert. Im Mai war Steinhaus nach zehn Jahren in der 2. Liga in die Riege der 24 Bundesliga-Schiedsrichter aufgestiegen - nun zeigte sie, dass sie dort auch angekommen ist. Vor dem Spiel war Steinhaus gefragt worden, welche Schlagzeile sie nach ihrem Debüt lesen wolle. „Keine, dann ist alles gut“, hatte sie gesagt. Genauso unaufgeregt interpretierte Steinhaus ihre Rolle auf dem Rasen.

Schon vor der Partie konzentrierte sich alles auf Steinhaus. Knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff im Berliner Olympiastadion nahm sie zum ersten Mal als Hauptverantwortliche den Bundesliga-Rasen in Augenschein, ehe sie 30 Minuten vor Beginn zum Warmmachen mit ihren Assistenten Christof Günsch und Thomas Stein einlief - natürlich nicht, ohne mit Hertha-Maskottchen Herthinho abzuklatschen. Auf den Rängen drückte Steinhaus' Lebensgefährte Howard Webb die Daumen.

Video-Einspieler von Hertha

Besondere Würdigung erfuhr die Unparteiische von der Hertha, die zu ihren Ehren einen Video-Einspieler produziert hatte, der Steinhaus in eine Reihe mit „Berliner Größen“ wie Marlene Dietrich und Angela Merkel stellte. Vom Berliner Publikum erhielt Steinhaus bei Bekanntgabe der Aufstellungen vereinzelten Applaus. Pünktlich um 15.30 Uhr ertönte schließlich der historische Anpfiff.

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Klare Kommunikation, lockeres Auftreten und dennoch ein strenges Regiment: hitzige Situationen löste sie souverän. Vor dem 1:0 der Gastgeber ließ Steinhaus nach einem Foul an Herthas Vladimir Darida richtigerweise den Vorteil laufen, den Mathew Leckie (38.) zur Führung nutzte. Ansonsten blühte ihr der Alltag eines Bundesliga-Referees: Gemecker der Spieler, Unmutsbekundungen der Fans bei strittigen Situationen.

In der Schlussphase wurde es aber doch noch erhitzt. Dass sie nach einem vermeintlichen Foul an Herthas Valentin Stocker (76.) im Strafraum nicht auf Elfmeter entschied, quittierte das Heimpublikum mit gellenden Pfiffen, der Videoassistent gab ihr jedoch schließlich recht. Als kurz darauf Werders Robert Bauer Berlins Torjäger Vedad Ibisevic (77.) im Sechzehner mit einer riskanten Grätsche vom Ball trennte, lag Steinhaus richtig damit, nicht auf Strafstoß zu entscheiden.

Tickets für Frauen mit Sondernachlass

Mit ihrem Debüt in Berlin schloss sich für Steinhaus ein Kreis. Schon 2003 leitete die Schiedsrichterin im Olympiastadion als 24-Jährige das DFB-Pokal-Finale der Frauen, Jahre später pfiff sie in der 2. Liga Heimspiele von Hertha BSC. Neben dem Einspieler hatte Hertha anlässlich des Steinhaus-Debüt noch eine zweite Überraschung in petto. 500 „Bibiana-Steinhaus-Tickets“ für Frauen mit einem Sondernachlass in Höhe von 50 Prozent waren im Vorfeld angeboten worden.

Steinhaus selbst hatte sich ihr Bundesliga-Ticket redlich verdient. Sechsmal war sie Schiedsrichterin des Jahres, leitete 80 Zweitliga-Spiele, seit 2009 ist sie bei internationalen Frauen-Turnieren im Einsatz, zuletzt bei der EM in den Niederlanden. Für DFB-Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich war es „einfach an der Zeit“, dass die Polizeihauptkommissarin den Sprung in die Eliteklasse schafft. Steinhaus hat ihn geschafft - und das mit Bravour. (dpa)

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