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Deutsche Eishockey-LigaEisbären Berlin stürzen ab, Krupp wirkt verzweifelt

Lesezeit 3 Minuten
Ratlos in Berlin: Trainer Uwe Krupp, ehemals KEC

Ratlos in Berlin: Trainer Uwe Krupp, ehemals KEC

Köln/Berlin – Als Uwe Krupp bei den Eisbären begann, sprach er mit glänzendem Augen vom Eishockey-Standort Berlin und stellte fest: „Mit den Eisbären verbinde ich Meisterschaften.“ Gut zwei Jahre später sagt der frühere Coach der Kölner Haie ganz andere Dinge. Am Sonntag musste er über ein 3:4 seiner Eisbären in Bremerhaven sprechen, das die siebte Niederlage in Serie in der DEL war.

„Wir müssen weiter arbeiten und schauen, dass wir uns in der Tabelle so halten, dass wir am Ende weiter Eishockey spielen“, erklärte Krupp in Bremerhaven. Unlängst bekannte der 51-Jährige, dass er sich in der schwersten Phase seiner Trainer-Karriere befinde.

Pre-Playoffs in Gefahr

Krupp ist tatsächlich nicht zu beneiden. Die Eisbären, die zwischen 2005 und 2013 siebenmal deutscher Meister waren, kämpfen darum, sich unter den ersten zehn Teams der DEL-Tabelle zu platzieren, um in die Pre-Playoffs zu gelangen. Doch wenn es so weiter geht, wird selbst das schwer bis unmöglich. Die Mannschaft findet keinen Weg aus der Abwärts-Spirale. Ehemalige Meisterspieler wie Florian Busch oder Jens Baxmann taugen nicht mehr als Führungsfiguren. Die Mannschaft wirkt überaltert, ist zudem vom Verletzungspech verfolgt.

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Und es wird Kritik am Trainer laut. Kreidete man den Niedergang zunächst vor allem Manager Peter John Lee und Sportdirektor Stefan Ustorf und deren Einkaufspolitik an, so wird in Berlin inzwischen auch Krupps Rolle in dem Eis-Drama kritisch beleuchtet. „Ist Krupp der richtige Mann für diese Krise?“, fragt etwa der „Tagesspiegel“ – und man erinnert sich an frühere Episoden in Krupps Trainerlaufbahn. Da war zum Beispiel die düstere WM 2009. Als Eishockey-Bundestrainer, der Krupp von 2005 bis 2011 war, stieg er beim Turnier in der Schweiz nur deshalb nicht mit der Nationalmannschaft in die B-Gruppe ab, weil Deutschland im Jahr darauf die WM ausrichtete. Krupp fiel damals nicht viel ein, er zog einfach stur seinen Plan durch. Und wenn man ihn nun in Berlin beobachtet, sieht er fast so ratlos aus wie vor acht Jahren.

Knappes Budget

Eine derartige Niederlagenserie gab es in Berlin zuletzt in der Saison 2006/2007, sie läutete das Ende der Ära des Trainers Pierre Pagé ein. Bestrebungen, Krupp zu feuern, gibt bei den Eisbären bisher aber nicht. Der Klub verlängerte den Vertrag des Trainers im Herbst bis 2018. Eine Entlassung wäre teuer – und Geld haben die Eisbären nicht mehr. Sie müssen sparen und können mit den reichsten DEL-Teams Köln, München, Mannheim und Nürnberg beim Spieleretat nicht konkurrieren.

Der Eisbären-Klubeigner, die Anschutz-Gruppe, hat trotz der sieben Titelgewinne in Berlin Geld verloren. Deshalb ist das Budget der Eisbären geschrumpft. Das beste Beispiel: Auch Berlin war am Kölner NHL-Star Christian Ehrhoff interessiert, schied im November aber als erster Verein aus der Bieterrunde um den illustren Verteidiger aus. Stattdessen kam Alex Roach in die Hauptstadt. Ein 23-jähriger Defensivmann, der mit der Situation überfordert ist.

Krupp bekam auch keinen Ersatz für seinen einstigen Co-Trainer Mark Mahon, der vor einem Jahr Sportdirektor des KEC wurde. Dabei würde ihm ein erfahrener Assistent wohl helfen. So war es jedenfalls 2010: Als Krupp beim Nationalteam Überstützung von Harold Kreis bekam, leitete das eine positive Wende ein, die DEB-Auswahl kam bei der Heim-WM 2010 bis in Halbfinale.

Es sieht jedoch nicht so aus, als wollten sie in Berlin Ähnliches unternehmen. Ustorf sagte am Montag nur: „Die Mannschaft muss Wege finden, um mal wieder einen Sieg zu holen.“ Wie das funktionieren soll, verriet er nicht.

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