Haie-Chef Schönberger„Werden unsere Lehren ziehen, ohne in Aktionismus zu verfallen“

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PIC Schönberger

KEC-Geschäftsführer Peter Schönberger

Köln – Am Sonntag mussten sich die Kölner Haie nach einer schwachen Leistung den Grizzlys aus Wolfsburg mit 4:0 geschlagen geben. Der KEC verlor damit das zweite Spiel in Folge gegen den Konkurrenten aus Niedersachsen und liegt in der Playoff-Serie nun mit 2:1 hinten.

Im Interview spricht Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger über das enttäuschende Spiel, Trainer Cory Clouston und die bevorstehenden Partien.

Herr Schönberger, konnten Sie nach dem 0:4 der Kölner Haie gegen Wolfsburg im dritten Playoff-Viertelfinal-Spiel schlafen?

Nicht so gut wie sonst. Wir sind im wichtigsten Teil der Saison, und es war ein sehr schlechtes Spiel von uns. Man muss jetzt zurückkommen. Es gibt die Weisheit, dass Spieler in den Playoffs ein schlechtes Gedächtnis brauchen. Sie müssen das 0:4 vergessen, wieder den Kopf hochkriegen und mit positiver Energie ins nächste Spiel am Mittwoch gehen. Es steht 1:2 in der Serie, es ist alles drin für uns.

Die Wolfsburger waren den Haien am Sonntag in jeder Hinsicht überlegen: Läuferisch, taktisch, kämpferisch, sie wirkten sogar fitter. Haben Sie den Gegner unterschätzt, sich nicht richtig auf ihn eingestellt?

Nein, auf keinen Fall. Wir wussten, was uns erwartet, wir waren gewarnt. Unsere Trainer werden sich jetzt etwas einfallen lassen. Wir werden strategisch und taktisch dagegen halten.

Sind die Warnungen vor Wolfsburg nicht bis zu Ihrem Trainer Cory Clouston durchgedrungen?

Cory und sein Assistent Greg Thomson kennen alle Gegner in- und auswendig. Jedes Spiel wird analysiert, wir haben eine Analyse-Software. Cory und sein Team haben in der Nacht zum Sonntag sofort mit der Auswertung begonnen. Am Montag, an dem die Spieler frei hatten, haben sie ebenfalls gearbeitet. Auch Sportdirektor Mark Mahon und Torwarttrainer Jonas Forsberg waren dabei. Wir werden unsere Lehren aus dem 0:4 ziehen, ohne in Aktionismus zu verfallen. Ich meine: Wir werden nichts verschlimmbessern. Wir haben einen erfahrenen Coach, der weiß, welche Dinge man ändern muss. Und welche man besser so lässt, wie sie sind.

Clouston wirkte am Sonntag vor allem konsterniert.

Das war er nicht. Er ist ein ruhiger Mensch, der keine Hektik von sich auf die Spieler übertragen will. In der Kabine findet er immer die richtigen Worte.

Die Kölner Profis sind bis jetzt nicht in Playoff-Form. Wie sollen sie die bis Mittwoch finden?

Wenn man sich an die Hauptrunde erinnert: Da haben wir mit einem 0:6 in Bremerhaven einen Tiefpunkt erlebt. Was ist danach passiert? Es folgte eine Siegesserie. Vielleicht ist es sogar besser, mal so ein Spiel in den Playoffs hinzulegen – als unglücklich 2:3 zu verlieren. Wir haben zwar wirklich schlecht gespielt. Dass wir Qualität haben, ist aber auch klar. Wir waren Vierter und haben alle Topteams besiegt. Wir können am Mittwoch ganz schnell eine andere Haie-Mannschaft sehen.

Clouston sagte, die Spieler müssten den Unterschied zwischen Strafe und nicht Strafe begreifen. War das ironisch gemeint, eine indirekte Schiedsrichter-Schelte?

Nein. Es geht um die Balance. Die Balance zwischen Abwehr und Angriff, zwischen aggressiv spielen und keine Strafen riskieren. Diese Balance haben wir am Sonntag nicht gefunden.

Und die Haie haben in den Playoffs erst ein Stürmertor geschossen, Bolduc beim 2:1 in Spiel eins.

Das ist natürlich zu wenig. Gerade von unserer ersten Reihe muss mehr kommen, sie muss effizienter spielen. Der ein oder andere ist gerade ein bisschen verkrampft und möchte zu sehr den Abschluss. Wir müssen die Lockerheit wiederfinden. Es liegt absolut nicht an der Motivation, vielleicht übertouren manche gerade ein bisschen. Um die erwähnte Balance zu finden, müssen sie vielleicht mal einen Gang zurückschalten, etwas ruhiger spielen.

Haben Sie den Eindruck, dass die Mannschaft geschlossen ist, dass die Atmosphäre in Ordnung ist?

Ja. Die Mannschaft ist absolut geschlossen. Es herrscht eine sehr gute Atmosphäre, es gibt gute Hierarchien, man kritisiert sich in gesunder Weise. Ich kann nur sagen: Die Chemie im Team stimmt zu 100 Prozent.

Was sagt Hauptgesellschafter Frank Gotthardt, der mehr als je zuvor in den Kader investiert hat?

Er war natürlich am Sonntag wie wir alle nicht begeistert, denn er liebt Eishockey und die Kölner Haie. Er weiß aber auch, dass der Weg zum Erfolg ein Marathonlauf ist, auf dem man auch Schwächephasen durchläuft. Frank Gotthardt will immer gut informiert sein und sehen, dass jeder seinen Job gut macht, wir haben die Lage natürlich besprochen. Weder er noch ich mischen uns aber in den sportlichen Bereich ein. Dafür haben wir die Profis im Sport, sie müssen wissen, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen.

Im Fernsehen wurde berichtet, Sie seien am Sonntag in der Drittelpause in die Kabine gelaufen. Warum war das so?

Es gab keinen besonderen Anlass. Ich bin in fast jeder Pause in der Kabine, aber nicht bei der Mannschaft, sondern beim Sportdirektor und den Trainern. Auch, weil wir uns seit dieser Saison gleich Videobilder vom Spiel ansehen können.

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