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Kölner Haie in der AnalyseDas Playoff-Aus ist ein hausgemachtes Desaster

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Gescheitert: Trainer Cory Clouston und die Eishockey-Profis der Kölner Haie

Gescheitert: Trainer Cory Clouston und die Eishockey-Profis der Kölner Haie

Köln – Am Tag nach dem Playoff-K.o. im Viertelfinale gegen Wolfsburg hatten die Profis des KEC frei. In den nächsten Tagen müssen sie zu den Saisonabschluss-Gesprächen in der Haie-Geschäftsstelle erscheinen. Sie werden einiges zu besprechen haben, denn es ist einiges schief gelaufen.

Die Sturm-Misere

Das Hauptproblem des Teams von Trainer Cory Clouston war nicht zu übersehen, alle Beteiligten nannten es schon am Abend der 0:1-Niederlage in Spiel sieben gegen die Grizzlys: Die Haie schossen nicht genügend Tore, nur acht in sieben Playoff-Spielen. Fünfmal trafen Verteidiger, nur dreimal Stürmer. Die Angreifer, die Sportdirektor Mark Mahon und Clouston im Sommer verpflichtet hatten (Dane Byers, T.J. Mulock, Max Reinhart), brachten den Haien wenig bis gar nichts. An Reinhart, der voll und ganz enttäuschte, hielt Clouston dennoch die ganze Saison über fest. Erst in den letzten Spielen sortierte er ihn aus. Der beste Kölner Angreifer der Hauptrunde, Nationalspieler Patrick Hager, saß ebenfalls auf der Tribüne, da er vor Partie fünf suspendiert worden war.

Böses Spiel mit Hager

Als das Debakel besiegelt war, machten viele der deutschen Haie-Spieler keinen Hehl mehr aus ihrem Ärger darüber, wie die Klubführung mit ihrem Mitspieler umgegangen war. Über seine Suspendierung wurden sie von Clouston informiert, der ihnen erzählte, es handle sich um eine Entscheidung der „Organisation“, ohne weitere Gründe zu nennen. Geschäftsführer Peter Schönberger sagte hingegen in Interviews, der Entschluss sei in Abstimmung mit der sportlichen Leistung gefällt worden. Denn Hager habe sich in der Kabine teamschädigend verhalten. Wie diese Zeitung aus sicherer Quelle erfuhr, soll es in Wahrheit aber keine besonderen Vorkommnisse gegeben haben. Nach dem 1:5 in Spiel vier fanden lediglich normale Wortgefechte unter den Haie-Spielern statt. Hager wurde wohl nur deshalb suspendiert, weil Geschäftsführung und sportliche Leitung ein Zeichen setzen wollten. Er bot sich an, da bekannt war, dass er für 2018 in München unterschrieben hat.

Schwache sportliche Leitung

Clouston und der deutsch-kanadische Sportdirektor Mahon haben es nicht geschafft, die Mannschaft abzuschirmen. Ein Team braucht Räume, in denen es unter sich sein kann. Geschäftsführer Peter Schönberger, Jurist und glühender Eishockey-Fan, ging aber in der Kabine ein und aus und war sogar zugegen, wenn zum Beispiel das Powerplay besprochen wurde. Auf diese Weise stets konfrontiert mit den Ansprüchen der Klubleitung (Schönberger ist das Sprachrohr des Hauptgesellschafters Frank Gotthardt), erhöhte sich der Druck auf die Haie-Profis, der ohnehin schon hoch war. Denn der Unternehmer Gotthardt hatte in dieser Saison mehr Geld als je zuvor in den Kader des KEC investiert.

Bilanz der Klubführung

Schönberger, der 2014 vom Mitgesellschafter zum Geschäftsführer befördert wurde, war der Mann, der im Herbst 2014 Erfolgs-Trainer Uwe Krupp entließ, der mit den Haien vorher zweimal das Playoff-Finale erreicht hatte. Danach wurde der Schwede Niklas Sundblad KEC-Coach. Sundblad verpasste zwar die Playoffs, durfte aber ein neues Team aufbauen, mit dem er wieder keinen Erfolg hatte, sodass er im Januar 2016 gefeuert wurde. Der Kanadier Clouston übernahm und kam mit den Haien ins Halbfinale. Schon vor den Playoffs 2017 wurde sein Vertrag bis 2019 verlängert.

Vertragsfallen

Clouston und Mahon durften in dieser DEL-Saison aus dem Vollen schöpfen und mit Verteidiger Christian Ehrhoff und Stürmer Nico Krämmer sogar zwei Spieler verpflichten, die nicht eingeplant waren. Die Haie schlugen einfach zu, weil die Profis zu haben waren. Mit diesem Luxuskader im Viertelfinale auszuscheiden, ist ein Desaster, das in anderen Vereinen die Entlassungen des Trainers und des Sportdirektors zur Folge hätte. Bei den Haien wird wahrscheinlich nichts passieren. Auch mit Mahon hat der Klub vor kurzem bis 2019 verlängert. Bei den Profis gibt es ebenfalls wenig Spielraum. Nur die Verträge von Byers, Reinhart und Johannes Salmonsson laufen aus. Alle anderen Akteure sind an den Verein gebunden.

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