Kölner HaieMirko Lüdemann zum Rücktritt gedrängt

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Azubi Mirko Lüdemann (vorn) und Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger

  • 1197 Pflichtspiele hat der 42-Jährige für die Kölner Haie bestritten.
  • Mirko Lüdemann wird beim KEC eine neue Aufgabe übernehmen.

Köln – Plötzlich stand Mirko Lüdemann am Montagmittag vor der Tür der Haie-Geschäftsstelle. Philipp Walter, Marketingmann des KEC, hatte ihn dort hingeschickt – zu den Journalisten, vor denen   Lüdemann in seiner ganzen Spieler-Karriere immer geflohen ist. „Jetzt muss ich ja reden“, scherzte Lüdemann. Und er sprach sogar recht ausführlich über seinen neuen Lebensabschnitt, der an diesem Montag begann.

Lüdemann, der ewige Hai, ist kein Eishockey-Profi mehr, er hat seine Laufbahn beendet und fängt als Mitarbeiter des KEC im Bereich Vertrieb und Nachwuchs an. Der Klub hat Wort gehalten und dem verdienten Verteidiger, der seit 1993 ohne Unterbrechung in Köln spielte und 1197 DEL-Spiele absolvierte, eine neue Aufgabe angeboten. „Es ist natürlich ein einschneidender Schritt, vom Eis in die Geschäftsstelle zu wechseln“, sagte Lüdemann, der im Dezember 43 Jahre alt wird. „In meinem Alter hat man sich aber schon damit beschäftigt, was man nach der aktiven Karriere macht. Ich bin froh, dass es einen fließenden Übergang für mich gibt.“

Chance für die Jugend

Ganz freiwillig verabschiedet sich Lüdemann aber nicht vom Eis, der Verein hat leichten Druck ausgeübt. „Die sportliche Leitung hat gesagt, dass sie nicht mehr mit mir plant. Was in meinem Alter auch nachvollziehbar ist“, berichtete Lüdemann. „Sie geben der Jugend die Chance, sich weiter zu entwickeln. Ich habe auch gemerkt, dass es jedes Jahr schwieriger wird, das Niveau zu halten.“

Der kanadische Haie-Trainer Cory Clouston hatte Lüdemann zuletzt in den Playoffs, die für den KEC am Freitag mit einer Halbfinal-Niederlage gegen München endete, als Angreifer in der vierten Sturmreihe eingesetzt. Dem Coach fehlten aufgrund von Verletzungen Angreifer.

Lüdemann, der in seiner Karriere immer Verteidiger war, akzeptierte den Wunsch des Trainers. „Es war ein bisschen schwierig“, sagte Lüdemann. „Im Vordergrund steht für mich aber das Team und nicht der einzelne Spieler. Egal, wie lange er schon dabei ist.“

Weltklassespieler mit der Nummer zwölf

Ob in der Offensive oder der Defensive – der brillante Schlittschuhläufer Lüdemann, der bei den Haien die Rückennummer zwölf trug, spielte immer noch einen ordentlichen Part.

In seiner Glanzzeit  konnte er sogar international konkurrieren. Als Hans Zach im Jahr 2003 Bundes- und Haie-Trainer war, bezeichnetet er Lüdemann einmal bei der Weltmeisterschaft in Helsinki als „Weltklasse“. Er habe beim ganzen Turnier keinen besseren Verteidiger als Lüdemann gesehen, sagte Zach damals.

Wechsel kam nicht infrage

Mit den Jahren verlor Lüdemann zwar seine Schussstärke. In der abgelaufenen Spielzeit brachte er es auf ein Tor und fünf Vorlagen. Mit dem Tempo des Spiels hatte er aber nie Probleme. Hätte Lüdemann gewollt,  so hätte er  in der DEL wohl noch bei einem anderen Verein unterkommen können. Sein ehemaliger Teamkollege Andreas Renz sagt unlängst im Gespräch mit dieser Zeitung: „Viele Vereine wären froh, wenn sie einen Verteidiger wie Lüdemann bekommen könnten.“ 

Für andere Eishockey-Klubs hat sich Lüdemann aber nie interessiert, ein Wechsel kam nicht in Frage.  Bei den Haien soll er nun im Vertrieb Ansprechpartner für Kunden sein und den Klub repräsentieren. Im Nachwuchs soll er junge Spieler, die nach Köln kommen, an die Hand nehmen und beraten. Den neuen Job wird Lüdemann am 1. Mai antreten.

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