Polizisten attackiert14 Monate Haft für Flaschenwerfer von „Hogesa“-Demo

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Demonstranten werfen während der Ausschreitungen in Köln ein Polizeiauto um.

Demonstranten werfen während der Ausschreitungen in Köln ein Polizeiauto um.

  • Bei der „Hogesa“-Demo in Köln ging Hooligan Karsten G. auf Polizisten los.
  • Der 29-Jähige warf eine Flasche auf die Beamten.
  • Das Amtsgericht verurteilte ihn zu 14 Monaten Haft.

Köln – „Auf geht’s nach Köln, Salafistenpack jagen voll motiviert.“ So schrieb Karsten G., der ein Foto von sich mit roter Sturmhaube dazustellte, auf seiner Facebook-Seite, bevor er sich am 28. Oktober 2014 auf den Weg nach Köln machte, zur Demonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa). Die artete in einen Großkrawall aus. Karsten G. (Name geändert) machte mit.

Am Mittwoch hat das Amtsgericht den 29-Jährigen, der sich voll geständig zeigte und wegen anderer Delikte bereits im Gefängnis sitzt, zu 14 Monaten Haft verurteilt, wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Widerstands und Landfriedensbruchs.

Es war nicht schwer gewesen, Karsten G. auf die Spur zu kommen – schon deshalb, weil er nach dem Krawall dem Fernsehsender n-tv großspurig „ein Statement gegeben“ hatte, wie er es vor Gericht nannte.

„Es hat riesig Spaß gemacht“

Im Prozess zeigte er sich einsichtig, reuig und distanzierte sich davon, was er nach den Ausschreitungen auf Facebook kundgetan hatte: „Es hat riesig Spaß gemacht.“

Er begründete die Tat mit seiner Vorgeschichte: Vor etwa fünf Jahren haben ihn die Trennung von seiner Lebensgefährtin, mit der er eine Tochter hat, „aus der Bahn geworfen“. In jener Zeit sei er in Leverkusen zur Szene radikaler Fußballfans gestoßen.

Zweierlei habe am Tattag zusammengewirkt: Er habe vorher eine halbe Flasche Jägermeister getrunken, ein Schmerzmittel, Speed und Cannabis genommen. Außerdem hätten ihn die bei der Kundgebung gehaltenen Reden aufgeputscht. In diesem Zustand warf er auf dem Breslauer Platz mit voller Wucht eine leere Wodka-Flasche, die er auf dem Boden gefunden hatte, auf eine Polizeikette und traf einen Beamten am Helm. Auf Videos und Fotos ist der Vorfall festgehalten.

„Ich kann mir nicht erklären, was mich geritten hat, so die Kontrolle über mich zu verlieren“, sagte Karsten G. vor dem Amtsgericht. Seine Verteidigerin, die acht Monate Haft auf Bewährung beantragte, unterstrich, er sei in der JVA um Änderung bemüht: „Er kämpft.“ Fünfmal in der Woche gehe er zur Einzel- oder Gruppentherapie, absolviere ein Antiaggressionstraining.

Die Liste seiner Vorstrafen ist aber ellenlang, bei der Tat stand er unter zweifacher laufender Bewährung. Der Staatsanwalt, der anderthalb Jahre Haft forderte, sagte, eine „positive Sozialprognose“ lasse sich nicht stellen. Der Richter sprach von einer „gewissen Gleichgültigkeit gegenüber strafrechtlichen Sanktionen“.

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