UmweltschutzTorf im Garten ist schlecht für die Natur

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Torf gilt als ideale Garten- und Blumenerde. Er kann große Mengen Wasser speichern und bei Bedarf wieder abgeben, außerdem auch noch den Boden auflockern. Kein Wunder also, dass Torf der Hauptbestandteil vieler Blumen- und Gartenerden ist, mit einem Anteil von oft bis zu 80 oder sogar 100 Prozent. In Deutschland werden so in jedem Jahr etwa neun Millionen Kubikmeter Torf verarbeitet – zwei Drittel davon im Erwerbsgartenbau, ein Drittel verbuddeln Hobbygärtner im eigenen Garten. Das ist viel mehr, als in Deutschland überhaupt abgebaut wird, und so importiert man hierzulande in jedem Jahr etwa zwei bis drei Millionen Kubikmeter Torf, vornehmlich aus Lettland, Estland, Litauen, Finnland und auch Irland.

Kohlendioxid wird freigesetzt

Besonders umweltfreundlich kann das nicht sein. Durch das Abtorfen wird nicht nur hierzulande, sondern auch in anderen Ländern Europas eine einzigartige Naturlandschaft zerstört, kritisieren Umweltschützer. Darunter leiden nicht nur die vielen vom Aussterben bedrohten Tiere und Pflanzen, die ihren Lebensraum verlieren, sondern letzten Endes auch die Menschen. Durch das Trockenlegen und Abtragen der Moore werden nämlich ungeheure Mengen Kohlendioxid freigesetzt, sagen Wissenschaftler. Sie haben herausgefunden, dass die Moore weltweit etwa zweimal soviel Kohlenstoff speichern wie alle Wälder der Erde zusammengenommen: Eine nur etwa 15 Zentimeter hohe Torfschicht kann somit ebenso viel Kohlenstoff speichern wie ein 100-jähriger Wald. Dabei wächst ein Hochmoor im Schnitt nur etwa einen Millimeter im Jahr – wenn man es denn wachsen lässt.

Die Torfvorkommen, die heute abgebaut und im Handumdrehen im Garten vergraben werden, brauchten Jahrtausende, um zu entstehen: Ihr Wachstum begann mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12 000 Jahren. Von den ursprünglich einmal mehr als 1,5 Millionen Hektar Moor in Deutschland sind heute nahezu 99 Prozent zerstört, zumeist durch Entwässerung, Abtorfung und auch landwirtschaftliche Nutzung. Aktuell wird vor allem in Norddeutschland noch Torf abgebaut und zwar auf einer Fläche von insgesamt etwa 35 000 Hektar, unter anderem für die deutschen Hobbygärtner.

Es gibt andere Lösungen

Besonders ärgerlich ist das, sagen die Kritiker, weil durchaus Alternativen verfügbar seien, Rinden, Flachse, Holzfasern oder auch Kompost. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat errechnet: „Bei einem vollständigen Ersatz des Torfes in Gartenerden und dem damit einhergehenden Stopp der industriellen Abtorfung würden allein in Deutschland jährlich mehr als fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr vermieden werden.“

Nach einem Stopp der Abtorfung sieht es im Moment allerdings nicht aus, denn mehrere Unternehmen wollen ihre Abbauflächen noch weiter ausbauen – die bisher genehmigten Gebiete sind nämlich schon bald erschöpft. Dabei wird das Moor längst nicht nur für den Gartentorfabbau zerstört, sagt Professor Hans Joosten vom Institut für Botanik der Universität Greifswald: „Die große Nachfrage nach Biokraftstoffen hat dazu geführt, dass die Moorflächen zunehmend tiefer entwässert werden, damit dann etwa Mais für Biogas angebaut werden kann. Dabei wird allerdings bis zu zehnmal mehr Kohlendioxyd frei als bei der Verbrennung von Erdöl oder auch Steinkohle.“ Hier ist also die Politik gefragt, aber nicht nur die. Auch die Verbraucher müssen sich entscheiden.

Die Alternativen

Im Handel sind eine ganze Reihe von Torf-Alternativen erhältlich. Allen voran die torffreie Blumen- beziehungsweise Gartenerde. Das Etikett „Bio“ allein bedeutet übrigens nicht, dass kein Torf enthalten ist. Gut und günstig ist der Kompost aus dem eigenen Garten. Wer keinen Garten hat, kann Kompost auch von einem Recyclinghof beziehen – viele geben Kompost an Privathaushalte ab. Ebenfalls gute Dienste als Torf-Alternative leisten Rinden, Flachse, Tongranulate, Holzfasern und Chinaschilf. Eine Alternative ist auch das Umdenken beim Gärtnern: Robuste heimische Pflanzen kommen im Gegensatz zu Exoten meist ohne aufwendige lebenserhaltende Maßnahmen aus.

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