Verborgenes ErbeWo sind Grabhügel und Goldloch?

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Von der ehemaligen Burg Erberich blieb nicht viel übrig. BILD NEUMANN

Von der ehemaligen Burg Erberich blieb nicht viel übrig. BILD NEUMANN

Odenthal – - Was unter der Erde verborgen ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Denn von der ehemaligen Burg Erberich ist an der Oberfläche wenig mehr zu sehen als ein paar Erdwälle und Bodenunebenheiten im lichten Buchenwald. Anders als bei der Eifgenburg hat in Erberich noch nie ein Archäologe den Spaten angesetzt, um die Grundmauern der alten Befestigungsanlage auf dem Bergsporn über der Dhünn freizulegen.

„Es ist bedauerlich, dass hier noch keine Grabung durchgeführt worden ist“, sagt Manfred Link, seit 1993 ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger für dieses Gebiet, während er die fünf Wälle zeigt. Hintereinander angeordnet sollten sie die einzig verletzliche Seite der Burg am heutigen Erbericher Kirchweg sichern. „Alle anderen drei Seiten fallen zu steil ab - nur von hier,

VERBORGENES ERBE

Bergische Bodendenkmäler

von der offenen Seite, konnte der Angriff kommen“, erklärt Link. Heute sind die Wälle, die früher vermutlich bis drei Meter hoch und mit Palisaden bewehrt waren, kaum mehr als einen Meter hoch, natürliche und menschliche Einflüsse ebneten sie im Laufe der Jahrhunderte.

Die eigentliche Burganlage dürfte im vorderen Teil des Bergsporns, zur Dhünn hin, gelegen haben. Hier vermutet Link Reste von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Turm und Brunnen. Doch nur Suchschnitte und Ausgrabungen könnten wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Anlage bringen, meint der Bodendenkmalpfleger. Die Frage sei, wann genau die Anlage entstand, wer die Macht hatte, sie zu errichten und warum. „Es ist möglich, dass Burg Erberich, ebenso wie die Eifgenburg, die etwa in der Mitte liegende Burg Berge absichern sollte“, sagt der Denkmalpfleger, der auch Vorstandsmitglied des Vereins Landschaft und Geschichte ist. Genauso gut könnten es aber auch - sogar zeitlich - völlig unabhängige Fliehburgen gewesen sein. „Aber die vielen Fragezeichen machen die Sache nicht weniger spannend.“

Wo wenig Wissen ist, da ist Raum für viel Fantasie. Besonders im 19. Jahrhundert rankten sich viele Legenden um den verwunschenen Ort. Um 1850 fertigte der Heimatforscher Ohligschläger eine Zeichnung des Geländes, auf dem ein Grabhügel und ein so genanntes „Goldloch“ vermerkt waren - Bezeichnungen, die vermutlich jeder realistischen Grundlage entbehren und bestenfalls Schatzgräber auf den Plan gerufen haben dürften.

Urkundlich erwähnt

Historisch gesichert ist hingegen, dass bereits 1301 ein Conrado der Ertburg urkundlich erwähnt wird, der 1308 acht Morgen Ackerland an das Kloster Altenberg verkaufte, das an seinen Hof auf dem „Ertberg“ grenzte. 1373 wurde dann vor dem Gericht zu Odenthal von den Rittern zu Vorsbach (das heutige Forsbach) ihr Erbgut zu Erburch (Erberich) „mit allem Zubehör“ für 400 Mark Silber an das Kloster Altenberg verkauft. Der Verkauf fand in Odenthal auf freier Straße vor dem Kirchhof statt. „Leider“, so Link, „erfahren wir nichts darüber, ob der Besitz, der nun an das Kloster gekommen war, verpachtet wurde; oder in welchem Zustand die Burganlage war und auch der Hof, der wohl der Versorgung mit Nahrungsmitteln diente.“

Um das Jahr 1500 sei das ganze Gelände allerdings schon in neun Einzelparzellen aufgeteilt und verpachtet gewesen. Nach 1615 wird nur noch von einem Grundstückstausch zwischen Altenberg und einer Wiesdorfer Familie berichtet. „Damit endet die überlieferte Geschichte eines ehemals sicher bedeutenden Geschlechts“, so Link. Nur noch die wenigen Relikte des Bodendenkmals „Alte Burg Erberich“ mahnten, das Wenige zu erhalten.

Doch da genau liegt laut Link das Problem. Zwar sei das gesamte Areal als Bodendenkmal eingetragen und stehe damit unter Schutz. „Doch die Leute wissen das nicht.“ Und wollen es manchmal wohl auch nicht wissen. Eine angebrachte Hinweistafel habe keine Woche gehalten. Größtes Problem seien momentan die Mountainbiker, die ihre Schneisen quer durch den Wald zögen, die archäologisch bedeutsamen Wälle als willkommene Schanzen nutzten und damit innerhalb kürzester Zeit vernichten könnten, was Jahrhunderte überdauerte.

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