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Wanderroute 279Tippeltour über die Eifelhöhen

Lesezeit 7 Minuten
Der Pferdekopf istmit 527 Meternder Höhepunktder Tour. (Bild: Squentz)

Der Pferdekopf istmit 527 Meternder Höhepunktder Tour. (Bild: Squentz)

Das Stadtarchiv ist eingestürzt; der Hermann-Josef-Brunnen auf dem Waidmarkt ein paar Meter weiter aber steht, seit 1894: Legenden halten eben manchmal länger als die Fakten oder ihre Dokumente. Der kleine Hermann reicht dem Bild der Muttergottes einen Apfel - und Maria nimmt ihn an. Wunder über Wunder! Schon vorher hatte Hermann mit dem Jesuskind gespielt, bei ihm zu Hause sozusagen und „in echt“, in der Kirche Sankt Maria im Capitol. Bei so viel Liebe zu Maria kam der kölsche Hermann leicht an seinen zweiten Namen: Josef, nach Marias Ehemann. Mit zwölf ging er ins Kloster, in Steinfeld, in der Eifel, wo sie einmal fern und abgelegen war. Heute führt der Eifelsteig an seinem Grab in der Basilika vorüber, und wenn man nachschaut, liegen auf der Urfter Marmorplatte von 1732 häufig frische Äpfel. Kein Wunder ausnahmsweise, sondern frommer Brauch, denn Hermann-Josefs Grabeskirche ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort und Hermann ist seit 1960 heilig.

Auch wir sind also dann mal weg für einen Tag bei Hermann-Josef, aber ein paar Stunden später sind wir wieder da, durchgepustet, angenehm erschöpft vom Auf und Ab, begierig auf die Schätze der Basilika. Wir gehen, vor dem Kloster stehend, am Portal nach links vorüber und folgen dann dem „Benedictusweg“ an der hohen Mauer entlang. An der Ecke des Klostergrunds schwenkt der Eifelsteig nach links und läuft als Pfad am Oberrand der Böschung weiter. Nach etwa einem halben Kilometer knickt der Weg vor einem Siefenlauf nach rechts und bringt uns unten an den Kuttenbach heran. Der Name mag zur Vorstellung von einer klösterlichen Waschanlage passen; er schrieb sich aber 1347 „Kotzenbach“ und später „Kutzenbach“ und meinte einstmals wohl die „Kaute“, die Vertiefung. 400 Meter geht es noch nach links, dem Lauf des Bachs entgegen. Dann überqueren wir das Wasser und wandern links hinauf nach Steinfelderheistert („0,6 km“), weiter mit dem Eifelsteig in Laufrichtung „Gemünd“.

Es geht vorbei an einem schönen Holzhaus, dann erreicht der „Veilchenweg“ die Kreisstraße, und wir wandern gegenüber weiter mit dem „Pappelweg“, vorbei an einem alten Steinkreuz und zwei jungen Lamas. Nach 100 Metern verlässt der Eifelsteig die Straße (Punkt „Steinfelderheistert 535 m“) und bringt uns halbrechts durch die freie Flur. Zur Linken liegt am nahen Horizont der Kirchturm von Sistig. Wir überqueren eine nicht gerodete Höhe, wandern am Waldstück entlang und kommen halbrechts durch die Wiesen an die Landstraße heran, auf der in alter Zeit die Kohle in das Kaller Erzrevier befördert wurde.

Am Horizont liegt der Kirchturm von Sistig

Neben dem Denkmal für einen siebzehnjährigen Pascal kreuzen wir die Straße und wandern drüben weiter in den Wiesen. Der Eifelsteig schwenkt vor der Böschung rechts und folgt dem trockenen Graben des Salbersbachs um den Sockel herum. Dann knickt der Weg noch kurz nach links und quert im Schwenk nach rechts das schmale Tal. So erreichen wir bei einer Bank zwischen zwei jungen Eschen den Punkt „Salbersbach 475 m“. Von hier aus folgt der Eifelsteig im spitzen Winkel links dem alten Karrenweg, 2,7 Kilometer lang den Bach hinab, der nach 250 Metern mit dem Weiersbach zum Kallbach wird. Hier, am Wegekreuz „Frohnrather Kopf 462 m“ mit einer Bank und einem Kruzifix von 2009, führt rechts ein Weg nach Rinnen. Das wäre eine Möglichkeit, um abzukürzen. Wir aber wandern weiter mit dem Eifelsteig am Sockel des Frohnrather Kopfs, den Kallbach immer neben uns. Aus einem Kerbtal am anderen Ufer fließt der Rotzbach hinzu; dann ist der Bach zu einer Teichanlage gestaut, die sich das so genannte „Fremdangeln“ verbittet. Bald darauf führt rechts ein Weg hinauf.

Wir aber bleiben allezeit im Tal am Rand der freien Au, bis wir nach Golbach kommen und uns vom Eifelsteig verabschieden. Wir stoßen schon am Ortsrand, am Eifelsteigpunkt „Golbach, Kapellenstraße, 408 m“, auf den Keil des Eifelvereins für den Weg 4, den „Josef-Schramm-Weg“. Mit ihm geht es nach rechts, dann biegen wir, noch vor dem gelben Haus 27, nach links ein, kommen mit dem Rundweg „4“ in den Wald, in Richtung „Sötenich 1 km“ und steigen gleich darauf, nach ca. 80 Metern, rechts beim Holzschild „Sötenich“ im Wald auf einem Felsenpfad die Böschung an. Im Kieferhochwald mit Blaubeergrün am Boden kommen wir nach oben, wo rechts ein zweiter Weg verläuft, und erreichen oben neben einem gusseisernen Kreuz ein kleines Plateau mit einer dunklen Blockhütte an einem Wegekreuz. Links ginge es nach Kall, geradeaus nach Sötenich. Wir gehen rechts in Richtung Rinnen („2,5“) und Steinfeld („5,5“). Im Fichtenwald zur Rechten ahnen wir im Boden Pingen aus der alten Zeit des Erzabbaus im Grubenfeld „Concordia“, links stehen hohe Kiefern. Auch tief unter uns in mehreren Stollen wurde hier nach Erz gesucht. Erst die Preußen, und auch die erst 1836, verboten durch „Allerhöchste Kabinettsorder“ die Kinderarbeit in den Gruben.

Nach einem Kilometer, als zur Linken längs der Fernblick frei ist, erreichen wir den Pferdekopf mit einer Hütte und einem beschrifteten Felsbrocken zur Rechten: 527 Meter sind wir hoch, erklärt der Denkmalsstein; 527,40 Meter verspricht der kleinere Vermessungsstein daneben. Das ist der Höhepunkt auf dieser Tour. Dazu passt die Schutzhütte, noch mehr die Sitzgruppe mit einem Tisch, der garantiert nicht wackelt: Die Felssteinplatte ist rund eine Elle stark. Der Blick reicht weit zurück bis an den Mechernicher Bleiberg und in die Kalksteingruben gegenüber. Nun führt der Weg hinab und stößt 200 Meter weiter auf den Querweg mit dem schwarzen Keil (Weg 4). Er kommt von Golbach um den Pferdekopf herum und bringt uns sicher bis ins Ziel. Wir folgen ihm nach links, an einer Baumhecke entlang, bis zu einer Kreuzung neben einer Bank.

Das Innere der Eifel

Rechts liegt der Ort schon neben uns. Wir aber wandern geradeaus hinab. Vor dem Talgrund schwenkt der Weg nach rechts und bringt uns „Am Trauch“, bei einer Sitzgruppe neben einer Tränke ohne Trinkwasser an die Straße heran. Ihr gegenüber folgen wir dem hölzernen Hinweis in die „Holzgasse“ hinein nach „Steinfeld 1,9 km“. Es geht den Berg hinauf, auf einem Pfad vorbei an einem alten weißen Kreuz, dann mit dem Fahrweg links vorüber an der Kalksteingrube. Hier haben wir Gelegenheit, das Innere der Eifel zu entdecken, wie die Römer sie besonders liebten: Karstgestein mit Rissen, Röhren und Kanälen für das Wasser, wie es auch im Grünen Pütz bei Nettersheim dann köstlich aus dem Boden kam.

Am Ende des Grubengrundstücks folgen wir der Stromleitung weiter geradeaus, über die Höhe hinweg und weiter geradeaus, entweder in der Schneise dieser Leitung oder mit den beiden weiten Schleifen des Wanderwegs 4 (Keil). Fehlgehen können wir nicht, denn wir haben unser Ziel vor Augen. Vor dem Kuttenbach erreichen wir die große Schutzhütte der Eifelvereinsgruppe Sötenich mit Hüttenbuch und Grillplatz, Gelegenheit zur Ruhe vor dem letzten Aufstieg. Über Treppenstufen geht es geradewegs ins Bachtal zwischen Weidezäunen weiter. Wir sehen links den Hermann-Josef-Brunnen, dem fromme Überlieferung gern Wunderkräfte nachsagt, obwohl er nicht einmal Trinkwasser gibt. Wir queren den breiten Weg, der den Bach begleitet, und steigen in der Schneise geradeaus hinauf (oder einen halben Kilometer rechts und bei der zweiten Gelegenheit links mit dem Keil). So passieren wir das runde Becken für das Klärwerk, kommen an die Klostermauer und neben ihr zurück zu Hermann-Josef.

Die Namensvettern jenes Hermanns, der doch „Meier“ heißen wollte, „wenn auch nur ein Flugzeug unser Reichsgebiet überfliegt“, sind ungeachtet jeder Hermannsschlacht im Teutoburger Wald seit diesem Ausspruch weniger geworden. Wer nennt sein Kind schon gern nach einem Kriegsverbrecher mit einer Zyankalikapsel im Tournister? Und der andere hieß ja Arminius, nicht Hermann. Hermann-Josef aber klingt in Köln noch immer so gemütlich wie in alter Zeit.

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