Wanderung 280Tippeltour durchs Naafbachtal

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Das Naafbachtal ist ein Wiesen- und Wasseridyll. (Bild: Squentz)

Das Naafbachtal ist ein Wiesen- und Wasseridyll. (Bild: Squentz)

Ein Gespenst geht um im Rhein-Sieg-Kreis - das Gespenst der Naafbachtalsperre. Zum Widerstand sind zwar nicht gerade Zar und Metternich sowie die deutsche Polizei verbündet, doch ungefähr der Rest der Welt - nicht nur von Siebelsnaaf bis Kreuznaaf. Seit 1930 planten unterschiedliche Behörden eine Talsperre im schönsten Teil des schönen Bachtals, in dem sich das Wasser von 46 Quadratkilometern versammelt. 1973 war man sicher, dass man 1980 bauen würde und 1985 fertig sei, seit 1982 aber steht das Bächlein von 22,7 Kilometern Länge mitsamt den Nachbartälern recht wasserdicht unter Naturschutzschutz. Und nur in Gutachten und Tischvorlagen zeigt das Gespenst noch die klappernden Zähne.

Marx & Engels hätten ihre Freude dran gehabt, denn die Dialektik des „Machet euch die Erde untertan“ erweist sich hier aufs schönste: Wegen einer Talsperre am Horizont durfte im Tal schon seit Menschengedenken keine Hand mehr gerührt werden. Die Hofschaften und Mühlen sind nacheinander aufgekauft und abgerissen worden. Dadurch sind Bach und Aue ein vorbildliches Biotop geworden, Lebensraum für 53 Vogelarten, eine Landschaft mit seltenen Kräutern und Blumen, Eulen, Fledermäusen, Fuchs und Dachs. Die Gattung Mensch kommt meist zu Fuß - wie wir.

Start der Tour über dem Eulenthal

Wir schnüren hoch über dem Eulenthal die Stiefel und wandern los. Auf der kleinen Kreisstraße geht es rund 150 Meter zurück und auf die Zwillingstürme von St. Maria Heimsuchung zu. Schon bei der nächsten Abzweigung biegen wir rechts in die Sackgasse „Im Eulenthal“ ein und kommen abwärts in der freien Flur. Der Weiler Eulenthal duckt sich in die Mulde eines Wasserlaufs. In Höhe des ersten Hofes mit dem Stallgebäude von „anno 1926“ folgen wir den beiden Zeichen „A 10“, „A 7“ am Strommast nach halblinks. So geht es in den Wald und weiter abwärts, zuletzt im Schwenk nach links und über den Eulenbach hinweg. Ihm folgen wir nun mit dem Winkel des Wanderwegs 5 rechts und hinab. Nach einer weiten Linkskehre verlässt uns der „A 7“ bei einer Bank und steigt hier wieder an. Rechts winkt uns nun das Schilfrohr aus den Teichen, die dem Bachlauf abgewonnen worden sind.

Neben einer eingezäunten Teichanlage stoßen wir im Tal auf einen asphaltierten Querweg und wandern hier nun mit dem „Kurkölner Weg“ 22 („X“) des Sauerländischen Gebirgsvereins nach links, vorbei an einem Pfad, der an den Naafbach und dahinter ins Weglose führt. Nach rund 400 Metern, etwa 100 Metern vor dem Naafbach, dessen Lauf durch die Wiesen von Erlen gesäumt ist, stoßen wir auf den Fahrweg „Halzemich“ und gehen mit ihm und dem Andreaskreuz ein paar Schritte hinauf. Noch vor dem Eintritt in den Wald weist uns das Zeichen rechts, wir überqueren eine Fläche für Grünfutteranbau und steigen dann am Saum des Naafbachtals, am Sockel der buchenbestandenen Höhe, dem Wasserlauf entgegen.

Fahrweg Richtung „Klauserhof“

Nach einem halben Kilometer kommt aus der Geländekerbe links ein Siefen, neben ihm der Wanderweg 3 mit einem Winkel: Hier verlassen wir den „Kurkölner Weg“ 22 und überqueren rechts mit Winkel und Andreaskreuz („Bergischer Weg“ 29) die Grünfutterwiese, auf einer Holzbrücke zum ersten Mal den Naafbach und erreichen gleich darauf den asphaltierten Fahrweg. Ihm und den Zeichen folgen wir nach rechts, nehmen dann nach links den Fahrweg Richtung „Klauserhof“ und wandern rechts am Klauserhof vorbei, hinauf. Wir steigen aus dem grünen Talgrund auf. Ehe wir den Wald erreichen, passieren wir bei einer Birke eine Bank: Hier lässt das schöne Tal sich leicht als graue Wasserfläche denken! Wir aber kommen trockenen Fußes aus dem virtuellen Nass und wandern im Schwenk durch den Wald. Am jenseitigen Waldrand knickt der Weg nach rechts und bringt uns so, zunächst am Waldrand weiter, dann am Wegedreieck links, nach Mohlscheid.

Wir wandern rechts mit der Dorfstraße, der „Meisenbacher Straße“, durch den gepflegten Ort. Nach 200 Metern zweigt rechts das Sträßchen „Am Bergwerk“ ab mit einem Hinweis auf die Grube „Penny“ in der bis 1910 ein Erzgang mit Bleierzen ausgebeutet wurde. Auch nach dem Krieg hat man den Abbau noch einmal geprüft. 1957 wurde die Grube aufgegeben, heute findet man Halden im Wald, Schachtfundamente und das Mundloch der Grube. Wir wandern weiter mit den beiden Wanderzeichen durch den ganzen Ort. Am Ende des Dorfes zweigt bei einer Bank das Sträßchen „Im Eulenwald“ ab. Hier gehen wir nach links mit beiden Zeichen und verlassen vor dem letzten gelben Haus den Fahrweg und steigen linkerhand auf einem malerischen Pfad im Buchenhochwald in die Tiefe.

Im bemoosten Talgrund queren wir noch einen Wasserlauf, der links zum Holzbach strebt, der beiderseits mit Ackerschachtelhalm und Himalaya-Springkraut grün bewachsen ist. Wir folgen weiter seinem Lauf bis zu einem hölzernen Steg: Hier verlassen uns die beiden gut markierten Wege des SGV; wir bleiben nah am Holzbach auf den Rundwegen „A 2“, „A 3“, folgen seinem Lauf, erst an ihm entlang rechts, dann eine Zeitlang auf dem linken Ufer, beide Male wechseln wir auf Steinen. Danach geht es längs einer Weide am Bach, zwischen Zaun und Böschung, zuletzt durch eine Wiese, bis wir vor dem Naafbach auf den Fahrweg stoßen („A 2“, „A 3“).

Gleich gegenüber bringt ein unmarkierter Pfad uns bis an den Naafbach heran und rechts mit einem Steg, wenn wir denn wollten, auch hinüber, wo es später rechts zurück geht. Wir aber folgen erst dem asphaltierten Weg nach links, 800 Meter weit bis an die Ingersaueler Mühle mit dem schmucken Haus von 1924 hinter vier Linden. Die Mühle stand ihr gegenüber und wurde 1977 abgetragen. Zehn Mühlen gab es um die Mitte des 19. Jahrhunderts am Bach. Diese arbeitete als Korn-, Öl- und Sägemühle. Dann kam eine Gastwirtschaft dazu, der Mühlbetrieb wurde Ende der 50er Jahre eingestellt. Doch während die meisten Mühlenbesitzer vor dem Stausee resignierten und verkauften, blieb die Ingersaueler Mühle bis heute als Wohnhaus bestehen.

Durch Feuchtwiesen und Weideland

Hier überqueren wir mit der Kreisstraße den Bach (links sind es mit der Straße 250 Meter bis in das hübsche Ingersauel) und schwenken darauf gleich nach rechts auf einen unmarkierten Weg („Holl“, „Kern“ und „Meisenbach“), bachaufwärts nun auf Stock und Stein, in Sumpf und Wald für die nächsten 3,4 Kilometer. Es geht durch Feuchtwiesen und Weideland, vorbei an Furten und Schnellen. Nach 700 Metern passieren wir den Metallsteg an der Einmündung des Holzbachs, der uns zuvor die Abkürzung ermöglicht hätte. Vorbei an Wasserfäden oder Wegeinmündungen, erreichen wir nach weiteren 1,3 Kilometern bei einer Bank ein Wegekreuz mit einer alten geschmiedeten Brücke zur Rechten. Wir wandern weiter nah am Bach in Richtung „Kern“ und erreichen auf dem nun trockenen Weg nach 600 Metern ein Wegedreieck an einem kleinen Nebenfluss: Hier sind wir wieder auf den Wanderwegen vom Beginn, „5“ (Winkel) und „22“ („X“), und wandern nun am Naafbach weitere 600 Meter weiter. Dann stoßen wir auf ein erhöhtes Wegedreieck bei einer Bank, verlassen beide Wanderwege (Winkel, „X“) und folgen nun dem Fahrweg links hinauf. Zur Rechten liegt ein Campingplatz, für den es 1972 noch die Konzession gab. Oberhalb erreichen wir bei einer riesigen Kastanie das Gasthaus „Camping Paul“. Nach der Einkehr steigen wir dann weiter mit der Zufahrt auf, stoßen oben auf die Straße und kommen rechts zurück zum Ausgangspunkt.

Auch wenn der errechnete Wasserbedarf pro Tag und Nase in jüngster Zeit zurückgeht: Die Talsperre ist als „Option“ noch nicht vom Tisch. Und deshalb sind die Nachbarn wachsam. Man muss es ja nicht gleich so übertreiben wie bei „Camping Paul“, wo man an der Theke schon gewarnt wird: „Trinkt kein Wasser!“

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