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Congstar-Chef„Arbeiten, wie und wo ich will“

Lesezeit 5 Minuten
Peter Opdemom im Congstar-Büro in Ehrenfeld

Peter Opdemom im Congstar-Büro in Ehrenfeld

Auf den Fluren sind bunte Graffiti mit Ufos, grünen Männchen und lila Außerirdischen. Der Dresscode der Mitarbeiter: T-Shirt und Sneaker. Anzugjacke trägt hier nur, wer offizielle Termine hat. Im Besprechungsraum von Congstar, der Kölner Discount-Tochter der Telekom, steht ein Plastik-Dinosaurier auf dem Tisch, in den Regalen stehen Stapel mit Spielen. Es sieht ein wenig aus wie in einem Kinderzimmer für Große - mit bunten Stiften, Würfeln und Twister.

Herr Opdemom, solches Spielzeug findet man in Besprechungsräumen großer Unternehmen eher selten. Haben Sie hier eigentlich selbst schon mal Twister gespielt?

Ehrlich gesagt: Nicht so oft. Aber all die Spiele hier haben schon einen ernsten Hintergrund. Wir suchen ja die besten Ideen. Denn der mit den besten Ideen ist am Ende am Markt vorne. Man kann Kreativität nicht verordnen. Um gute Ideen zu entwickeln, braucht man ein Umfeld, in dem sich alle Mitarbeiter wohlfühlen. Wir sind ein agiles Unternehmen mit flachen Hierarchien. Dieses Ambiente hier macht die Gedanken frei.

Wie entwickeln Sie denn Ideen?

Wir treffen uns regelmäßig morgens zum Frühstück und starten mit der Himmel-und-Hölle-Methode: Wir malen uns aus, was für uns der Himmel wäre - und was die Hölle, was also das Schlimmste ist, was passieren kann. Wie würden wir als Kunden am liebsten unsere Tarife verwalten? Welchen Service erwarten wir? Dann fangen wir an zu prototypisieren, machen erste Befragungen.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?

Alle rund 200 Mitarbeiter hier kennen sich mit Namen. Wir haben hier vor zwei Jahren die "Vertrauensarbeitszeit" eingeführt. "Arbeiten wie ich will und wo ich will" ist das Motto. Wir kontrollieren nicht die Arbeitszeit, die Mitarbeiter können auch im Home-Office zu Hause arbeiten solange sie möchten. Natürlich muss auch sichergestellt sein, dass das Büro besetzt ist. Bei uns gibt es zudem das Prinzip "Congstars belohnen Congstars": Jeder Mitarbeiter kann im Jahr 600 Euro an mehrere Kollegen verteilen, die ihn besonderes unterstützt haben. Damit wird sehr verantwortungsbewusst umgegangen. Und es motiviert unglaublich.

Sie sind mit Congstar nun zehn Jahre am Markt, Unternehmenssitz war von Beginn an Köln. Was hat sich verändert?

Für die Telekom war es die absolut richtige Entscheidung, mit einer eigenen Discount-Tochter an den Start zu gehen. Der Mobilfunkmarkt ist sehr wettbewerbsintensiv, auch im Discount- und Smartshopper-Bereich, auf den wir abzielen und uns damit klar von unserer Mutter differenzieren. Dieser Bereich wächst, während der Markt insgesamt etwas schrumpft. Wir sind in den letzten zehn Jahren größer geworden, breiter aufgestellt - und unsere 4,5 Millionen Kunden sind nach wie vor jünger als im Bundesschnitt. Das hat auch mit unserer offensiven Werbestrategie zu tun. Unsere Zielgruppe ist zwischen 18 und 39 Jahre alt.

Ihr Umsatz liegt mittlerweile aber doch auch weit über der anfänglichen Zielgröße von einer Milliarde?

Wir weisen die Geschäftszahlen nicht separat aus. Diese fließen in das Gesamtergebnis der Telekom Deutschland GmbH ein. Aber wir wachsen jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich und leisten einen signifikanten Beitrag zur Marktführerschaft der Telekom Deutschland GmbH. Von den 60 Marken am deutschen Markt arbeiten nicht alle profitabel. Wir schon - seit mehr als fünf Jahren.

Sie sind seit gut einem Jahr Congstar-Chef. Was sind Ihre Pläne?

Wir wollen natürlich weiter wachsen. Dabei setzen wird auf Transparenz und maximale Flexibilität für den Kunden, weil wir sehen, dass Kunden das wünschen. Die Smartphone-Nutzung nimmt zu, auch wenn sich der Bedarf verschiebt: Das Gesprächsvolumen nimmt zwar ab, aber die Datennutzung nimmt zu. Kunden nutzen mehr Messenger-Dienste auf Kosten von SMS. Wir sind gut aufgestellt, auch mit unserer neuen Musikoption. Wir sehen uns als die erfolgreichste Zweitmarke im deutschen Mobilfunkmarkt und wollen diese Position weiterhin ausbauen.

Gibt es auch Pläne, ins Ausland zu gehen? Nach Österreich etwa, wo auch die Rewe als einer Ihrer großen Kunden aktiv ist?

Wir haben nur eine Lizenz für den deutschen Markt und keine aktive Internationalisierungsstrategie.

Seit Juli gelten neue Bestimmungen für Prepaid-Karten. Käufer müssen sich per Post- bzw. Video-Ident oder durch Ausweisvorlage im Shop identifizieren. Durch die Regelung soll verhindert werden, dass Kriminelle mit Hilfe von Prepaid-SIM-Karten unentdeckt kommunizieren können. Erwarten Sie dadurch deutliche Einbußen beim Absatz?

Es ist noch zu früh, um das beurteilen zu können. Wenn einige Kunden mit krimineller Energie das nicht wollen, ist das ja eine gewünschte Veränderung. Wir befürchten keine massiven Einbußen. Vielleicht wechseln mehr Kunden in Verträge, andere kaufen vielleicht Karten im Ausland. Solange das Gesetz nicht EU-weit umgesetzt wird, können hinter der deutschen Grenze nach wie vor Karten ohne Legitimations-Prozess erworben werden.

Wettbewerber haben auch LTE-Angebote. Wann wird es die bei Congstar geben?

Wir schauen uns sehr intensiv den Wettbewerb an. Bisher hat Congstar sich immer dadurch ausgezeichnet, mit wettbewerbsfähigen Produkten seine Marktpräsenz kontinuierlich auszubauen. Wir werden weiterhin Angebote auf den Markt bringen, die sowohl im Preis als auch durch Leistung überzeugen. Für die Zukunft möchten wir LTE dabei nicht ausschließen. Aktuell umfasst der Leistungsumfang kein LTE.

Wie sind Ihre künftigen Pläne in Köln - und was ist hier besser als am Sitz Ihres Mutterkonzerns Telekom in Bonn?

Von der Größe ist Köln attraktiver als Bonn. Auch wenn unser Gebäude in der Weinsbergstraße von außen vielleicht als nicht so markant wahrgenommen wird: Für unsere Mitarbeiter ist das Umfeld in Ehrenfeld schon sehr attraktiv. Durch die Nähe zur Uni und Fachhochschule gewinnen wir auch viele tolle neue Kräfte. Wir suchen derzeit rund 20 neue Mitarbeiter.

Zur Person

Peter Opdemom (49) ist im niederrheinischen Aldekerk geboren und seit einem Jahr Congstar-Chef. Zuvor verantwortete er für die Telekom in mehreren Ländern Vertrieb und Marketing von Mobilfunkprodukten. Zu den Stationen des gelernten Volkswirts zählen die Position des Senior Vice President Mobile Wholesale der Telekom Deutschland GmbH sowie leitende Tätigkeiten bei T-Mobile UK und T-Mobile USA. (eve)

Zum Unternehmen

Congstar wurde vor zehn Jahren als Tochter und günstigere Zweitmarke der Telekom am Standort Köln gegründet. Sitz ist seit längerem die Weinsbergstraße. 4,5 Millionen Kunden hat das Unternehmen. Der erste und einzige Shop in Köln wurde kurze Zeit nach dem Start wieder geschlossen, weil die Kosten zu hoch waren. Vertrieben werden die Karten online, über Telekom-Shops sowie im Einzelhandel. (eve)

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