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Aus ökologischen GründenGrünen-Kritik an Bayer-Monsanto-Deal

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Einig geworden über die geplante Übernahme sind sich Bayer-Chef Werner Baumann (l.) und Monsanto-Chef Hugh Grant.

Einig geworden über die geplante Übernahme sind sich Bayer-Chef Werner Baumann (l.) und Monsanto-Chef Hugh Grant.

Leverkusen – Bayers Monsanto-Deal sollte verhindert werden. Aus ökologischen Gründen. Diese Forderung erhob am Mittwoch die wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Katharina Droege. Sie stützt sich dabei auf ein Gutachten der Universität Freiburg. Darin kommt der Wirtschaftsrechtler Boris Paal zu dem Schluss, das Zusammengehen der beiden Agrochemie-Konzerne müsse auch unter Umwelt-Gesichtspunkten geprüft werden.

Die Macht des entstehenden Unternehmens auf den zusammenhängenden Sektoren Saatgut und Schädlingsbekämpfung sei derart groß, dass Fragen der Ernährung und der Artenvielfalt berührt würden. Es reiche deshalb nicht, die Fusion nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beleuchten, heißt es in dem Gutachten, das von den Grünen in Auftrag gegeben wurde und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

Bisher spielten außer-ökonomische Fragen für die Kartellbehörden keine Rolle, wenn sie den Zusammenschluss von Konzernen prüften. Bei den mit Bayers Projekt vergleichbaren Deals Dow/DuPont und Chem-China/Syngenta untersuchten die Wettbewerbshüter in Brüssel nur die Folgen für den Markt. Deshalb werden sie auch durchgewunken. Bei Bayer und Monsanto dürfte es genauso laufen.

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Deutschland könnte Fusionen für nichtig erklären

Aus Sicht der Grünen sind das die falschen Maßstäbe, und das Freiburger Gutachten zeigt einen Weg, wie der Ökologie zu ihrem Recht verholfen werden kann: mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof könnte Deutschland versuchen, die Fusionen für nichtig zu erklären. Das sollte es, denn „der Markt für Saatgut und Pestizide wird künftig nur noch von vier Konzernen beherrscht“, so Katharina Droege. Die Lebensmittelversorgung ganzer Staaten hänge künftig von ihnen ab.

Ihre Haltung werden die Grünen auch am Freitag kundtun. Vor der Hauptversammlung, zu der Bayer diesmal nach Bonn zieht, protestieren zahlreiche Gegner der beiden Konzerne und ihrer Fusion. Auf der Rednerliste stehen Anton Hofreiter und Renate Künast. Wie nah sie den Aktionären auf dem Platz der Vereinten Nationen vor dem World Conference Center kommen, muss das Kölner Verwaltungsgericht entscheiden. Die Organisatoren der Kundgebung fühlen sich zu weit abgedrängt.

Drinnen wird es aller Voraussicht nach weniger kritisch zugehen. Bayers Vorstandschef Werner Baumann hat eine Reihe von Argumenten, mit denen er den Aktionären den weitaus größten Zukauf der Konzerngeschichte schmackhaft machen will. Auch Monsanto-Chef Hugh Grant wird in Bonn erwartet. Er hat ein klares Votum seiner Aktionäre im Rücken; die Amerikaner haben die Übernahme akzeptiert. Auch sonst liegt Bayer mit dem Kauf, der rund 60 Milliarden Euro kosten wird, gut im Plan. Die Finanzierung ist gesichert, den Kartellbehörden – unter anderem in den USA – wurden Unterlagen zur Verfügung gestellt, und im Moment sieht es danach aus, als hielten sich die Auflagen im kalkulierten Rahmen.

Spannend wird es in den kommenden Monaten, wenn sich die Brüsseler Wettbewerbshüter mit Bayers Plänen beschäftigen – auch wenn sie die Ökologie außen vor lassen. Für die europäischen Märkte haben die Leverkusener vorgearbeitet. Auf einer Verkaufsliste stehen Firmenteile im Wert von 2,4 Milliarden Euro.

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