Bayer baut 12.000 Stellen ab„Signifkanter Teil“ betrifft deutsche Standorte

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bayer Werk leverkusen

Das Bayer-Kreuz leuchtet auf dem Werksgelände (Chempark) des Chemie- und Pharmakonzerns in Leverkusen.

Köln – 12.000 Stellen baut der Bayer-Konzern bis 2021 ab, plant darüber hinaus den Verkauf seines Tiermedizin-Geschäfts sowie des 60-Prozent-Anteils am Chempark-Betreiber Currenta. Über das exakte Ausmaß des Stellenabbaus in Deutschland gab es am Donnerstag indes keine Informationen – Bayer-Vorstandsvorsitzender Werner Baumann sagte lediglich, „ein signifikanter Teil“ betreffe die deutschen Standorte.

In NRW arbeiten zwei Drittel der deutschen Bayer-Beschäftigten: Allein am Konzernsitz in Leverkusen sind es 11.800, weitere 3400 in Wuppertal, 2600 in Dormagen, 2000 in Monheim, 1400 in Bergkamen und 310 im Chemiepark Knapsack.

Maßnahmen sollen nichts mit Monsanto zu tun haben

Weltweit hat Bayer heute 118.200 Mitarbeiter, erst im Sommer waren durch die Akquisition des US-Saatgut- und Pflanzenschutzriesen Monsanto 20.000 hinzugekommen. Die Rechtsstreitigkeiten um Monsantos – und nun Bayers – Pflanzengift Glyphosat hatten den Aktienkurs dramatisch einbrechen lassen. Weil es auch im Pharmabereich und der Tiermedizin nicht mehr rosig aussah, gab es viele Stimmen, die einen Konzernumbau gefordert hatten.

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Dass die nun angekündigten Maßnahmen etwas mit Monsanto zu tun haben, bestritt Bayer-Chef Baumann in einer kurzfristig einberufenen Telefon-Pressekonferenz: „Die heutigen Entscheidungen sind keine Reaktionen auf die kürzlich vollzogene Übernahme.“ Und doch sind sie nicht klar von ihr zu trennen: Einerseits soll von den künftig jährlich eingesparten 2,6 Milliarden Euro eine Milliarde aus den Synergien mit Monsanto stammen. Andererseits wird ein Drittel der 12.000 Stellen im Pflanzenschutz abgebaut. Durch die Akquisition gibt es zahlreiche Doppelbesetzungen von Positionen.

Die meisten Stellen entfallen in Verwaltung

Für einen Abbau in diesem Segment überwiegend in den USA spricht, dass das Unternehmen und Arbeitnehmervertreter eine Vereinbarung getroffen haben, nach der es hierzulande bis 2025 keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. In Deutschland müssen die Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden, für die USA gilt das dagegen nicht. „Mit den beschlossenen Maßnahmen richten wir Bayer konsequent auf Innovationen aus und erhöhen unsere Produktivität“, sagte Baumann.

Bayer setzt zum Beispiel bei rezeptpflichtigen Pharma-Produkten vermehrt auf externe Innovationen und Forschung mit Partnern. Weitere 900 Stellen entfallen daher in diesem Bereich in der Forschung. 1100 Stellen sind in der Sparte der frei verkäuflichen Medikamente betroffen. In beiden Pharma-Segmenten kommt es zudem zu außerplanmäßigen Abschreibungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Die Schließung einer Pharmaproduktion in Wuppertal sorgt für einen Verlust von 350 Stellen.

Ein verschärfter Wettbewerb bewegte die Leverkusener dazu, die Produktion an den US-Standort Berkeley zu verlegen. Die meisten Arbeitsplätze – 5500 bis 6000 – entfallen indes in der Bayer-Verwaltung. Durch die Verkäufe der Currenta-Anteile (5200 Mitarbeiter), der Tiermedizin (3400) und einzelner Verbrauchermedizin-Marken (etwa 1000) wird Bayer künftig wohl wieder weniger als 100.000 Personen beschäftigen.

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