DattelnGalgenfrist für altes Kraftwerk

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Unvollendet: Das Steinkohlekraftwerk Datteln 4.

Unvollendet: Das Steinkohlekraftwerk Datteln 4.

Düsseldorf – Das alte Eon-Kohlekraftwerk in Datteln darf wie erwartet mindestens im nächsten Jahr noch weiterlaufen, um Strom für die Bahn sowie Fernwärme zu liefern. Darauf verständigten sich das nordrhein-westfälische Umweltministerium, die Bezirksregierung Münster und der Betreiber Eon.

Dies teilte das Ministerium am Freitag mit. Da das ursprünglich geplante neue Kraftwerk wegen Prozessen auf Eis liegt, hatte es Befürchtungen gegeben, der Ausfall der drei alten Blöcke könne zu Versorgungslücken und Zugausfällen führen. Datteln liefert den Strom, den die Bahn in NRW braucht. Er macht ein Fünftel des gesamten Bahnstrombedarfs in Deutschland aus.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) sieht daher die Möglichkeit, den Betrieb des alten Kraftwerks ausnahmsweise zu dulden: „Ein solcher Ausnahmefall besteht hier, weil die Erzeugung von Bahnstrom und Fernwärme im öffentlichen Interesse ist“, sagte Remmel laut einer Mitteilung. Die Bahn zeigte sich erleichtert, dass der Betrieb ihrer Züge nun gesichert sei. Eon äußerte sich erfreut darüber, dass nun alle Beteiligten die nötige Sicherheit hätten und lobte die Gespräche als konstruktiv. Die CDU-Landtagsfraktion kritisierte die Duldung als Hängepartie und forderte, das neue Kraftwerk Datteln 4 müsse zügig in Betrieb genommen werden.

Die Altblöcke in Datteln liefern im Augenblick direkt den speziellen Bahnstrom, der eine andere Frequenz hat als der im öffentlichen Stromnetz. Um nicht länger als nötig auf den Strom aus dem alten Kraftwerk angewiesen zu sein, baut Eon einen Konverter. Eon geht nach eigener Aussage davon aus, dass die Duldung gilt, bis dieser Konverter - voraussichtlich im Februar 2014 - fertig ist. Ab dann könnte der Strom, den die Bahn derzeit aus Datteln bezieht, aus dem öffentlichen Netz genommen werden. Eon sieht dies aber ausdrücklich nur als provisorische Lösung.

Eon hatte 2006 darauf verzichtet, die Genehmigung für einen Betrieb der Altblöcke über 2012 hinaus zu beantragen. Ursprünglich war schon für dieses Jahr damit gerechnet worden, dass das neue, ebenfalls mit Steinkohle betriebene Kraftwerk das alte ablösen würde. Die Baustelle liegt aber wegen juristischer Auseinandersetzungen weitgehend still. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte entschieden, dass die Genehmigung für das alte Kraftwerk Ende 2012 ausläuft. Eine endgültige Entscheidung wird Mitte November vom Bundesverwaltungsgericht erwartet.

Um für ein Aus der Genehmigung gerüstet zu sein, wurde nun die Duldung vorbereitet. Sie steht aber nach Aussage des Umweltministeriums unter dem Vorbehalt, dass auch das alte Kraftwerk die Umweltvorschriften einhält. (dpa)

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