DigitalisierungNRW-Wirtschaftsminister will Region zum „Rheinland Valley“ machen

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Andreas Pinkwart

Andreas Pinkwart

Düsseldorf/Köln – Das Silicon Valley gilt weltweit als Synonym für eine Region der Hochtechnologie. In dem Landstrich im US-Bundesstaat Kalifornien haben Unternehmen wie Apple, Google, Ebay, Facebook und Amazon in den vergangenen Jahrzehnten den Grundstein für ihren weltweiten Erfolg gelegt. Der neue NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) glaubt daran, dass die Region Rheinland an diese Erfolgsgeschichte anknüpfen kann. „Die Städte Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf – ich nenne sie die ABCD-Region – sind in der Forschungsexzellenz schon jetzt auf Augenhöhe mit Berlin und München“, sagte Pinkwart dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.„Wir müssen das »Rheinland Valley« international bekannt machen und ins Schaufenster stellen“, fügte Pinkwart hinzu.

Der Vergleich mit dem US-Vorbild zeigt, dass der neue Wirtschaftsminister ambitioniere Ziele verfolgt. Die Region Rheinland sei ein „Powerhouse, aber die Standorte können noch stärker vernetzt und nach außen sichtbar sein“, sagte Pinkwart. Es wachse die Erkenntnis bei den Akteuren, dass alle zusammen noch besser seien als jeder für sich, sagte Pinkwart: „Wir wollen den Transfer vom Hochschul- und Forschungsraum hin zu den Unternehmen schaffen. Und zwar zu den vorhandenen Unternehmen aus Industrie und Mittelstand, aber auch zu Start-ups der digitalen Wirtschaft.“

Gründerszene soll sich künftig in NRW versammeln

Wie soll das funktionieren? Der FDP-Politiker setzt darauf „starke Plattformen zu schaffen“, damit die Gründerszene, die sich meist eher in Berlin oder München treffe, künftig in NRW versammle. „Die smart people, die von allen Teilen der Welt nach Deutschland drängen, möchten wir für die lebendige Forschungs- und Innovationsregion NRW begeistern. Wir brauchen die besten Talente und wollen das notwendige Kapital ins Land holen“, erklärte Pinkwart.

Köln und der Kölner Raum hätten die Uni, die Technische Hochschule, die Max-Planck-Institute, eine hervorragende Biomedizin, Medien und Design und enorme Potenziale in der Versicherungswirtschaft. Dort entwickle sich zudem gerade das Bundes-Kompetenzzentrum der Branche InsurLab.

„Deswegen kann Köln von den Innovationsprozessen und der Digitalisierung profitieren“, so Pinkwart. Städte, die international ausgerichtet seien und über internationale Verkehrsanbindungen verfügten, seien attraktiv für Top-Forscher, Gründer, Unternehmer und Investoren. „Vor allem dann, wenn nicht nur die hard facts, sondern auch dies soft facts stimmen“, sagte Pinkwart. „Dazu gehört eine lebendige Kunst- und Kulturszene – und ein spezifisches Lebensgefühl, das eine Stadt attraktiv macht. Das hat Köln zu bieten.“

Kölner Gründerszene reagiert verhalten

Pinkwart hatte das Wirtschaftsressort in der vergangenen Woche von seinem Amtsvorgänger Garrelt Duin (SPD) übernommen. Die SPD im Düsseldorfer Landtag äußerte Kritik an den Pinkwart-Plänen. Wirtschaftssprecher Michael Hübner sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ für alle Westfalen, denn der neue Minister habe vor allem das Rheinland im Blick.

In der Kölner Gründerszene reagiert man erstmal verhalten auf den Vorstoß des neuen Ministers. „Als Digitalminister muss man digitale Prozesse selber erleben, um die richtige Politik machen zu können. Das kann man nicht delegieren“, findet Jan Hardorp, Gründer des Bezahlsystems Easy Car Pay.

Pinkwart hatte jüngst eingeräumt, zwar ein Smartphone zu besitzen, aber nicht auf jedem Kanal präsent zu sein. Nach Einschätzung vor Hardorp sollte die Politik vor allem zwei Dinge leisten: Zum einen Vernetzung und Kommunikation.

Bei uns als Start-up kommt kommunikativ bislang gar nichts an von dem, was Stadt und Land gegebenenfalls leisten. Darüber hinaus müsse die Förderung stärker als bisher im Vordergrund stehen. Philipp Mühlbauer, Gründer der Firma Picanova bewertet positiv, dass der Minister über eine Stärkung der Hochschulbildung im digitalen Bereich nachdenkt.

Blickt man auf den Standort Köln, so bleibt er bei der Attraktivität für junge Gründer nach Einschätzung von Experten hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es hapert vor allem daran, dass es zwar zahlreiche Initiativen gibt, diese allerdings nicht an einem Strang zögen. IHK, Stadt Köln und zahlreiche private Initiativen sind nebeneinander aktiv. Die Idee eines Rheinland Valley sei zwar sehr gut, aber die Vernetzung über die Stadtgrenzen hinaus auch eine große Herausforderung, so Beobachter.  

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