GehaltsunterschiedWarum am 19. März der Equal Pay Day gefeiert wird

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  • Noch immer verdienen Frauen eklatant weniger Geld als Männer. Die genauen Zahlen variieren.
  • Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hat den Gehaltsunterschied leicht gesenkt.
  • Am 19. März wird der Equal Pay Day gefeiert.

Berlin – Endlich. Ab Samstag werden Frauen für ihre Arbeit in diesem Jahr bezahlt. Was wie eine abenteuerliche Eilmeldung klingt, ist ein symbolisches Datum: Denn 79 Tage arbeiten Frauen theoretisch umsonst, rechnet man den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in Tage um. Nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts ist dieser Gehaltsunterschied im vergangenen Jahr leicht gesunken und liegt aktuell bei rund 21 Prozent – nach 22 Prozent im Vorjahr.

Der Equal Pay Day fällt deshalb in diesem Jahr auf den 19. März: Ein Tag, der auf den eklatanten Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in Deutschland hinweisen soll. Experten begründen die leichte Verbesserung mit der gesetzlichen Einführung des Mindestlohns, von dem mehr Frauen als Männer profitierten. Anlass zur Freude bietet das kaum, denn Deutschland ist diesbezüglich immer noch Schlusslicht in der Europäischen Union.

Immerhin hat der Mindestlohn in den neuen Bundesländern dazu geführt, dass der Einkommensunterschied ein wenig kleiner wurde. Lag der „Gender Pay Gap“, wie die Lohnlücke neudeutsch genannt wird, 2014 im Osten noch bei neun Prozent, ist er 2015 um einen Prozentpunkt geschrumpft. Im Westen verdienen die Frauen jedoch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen: 23 Prozent.

Genaue Zahlen variieren je nach Messung

Als „unbereinigter“ Gender Pay Gap wird diese Prozentzahl bezeichnet: Die Bruttostundengehälter beider Geschlechter werden allgemein miteinander verglichen – ohne Einbeziehung anderer Faktoren. Es gibt aber auch andere Berechnungen. Je nach Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberperspektive können die Prozentangaben stark variieren – und dementsprechend auch andere Interpretationen zulassen. Eine Studie der Online-Jobbörse StepStone kommt zum Beispiel in einer Umfrage unter 15.000 Fach- und Führungskräften zu dem Schluss, dass Frauen sogar 27 Prozent weniger als Männer verdienen.

Oft wird aber auch der „bereinigte“ Gender Pay Gap für Analysen verwendet. Er rechnet die Hauptursachen für den Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern heraus. Das heißt, er vergleicht nur die Gehälter von Frauen und Männern, die ähnliche Qualifikationen und Lebensläufe vorweisen und die eine vergleichbare Tätigkeit ausüben. Beruf und Branche, Arbeitsplatzanforderungen hinsichtlich Führung und Qualifikation, Teilzeit und geringfügige Beschäftigung spielen in dieser Rechnung keine Rolle – und damit auch nicht die Frage, warum eigentlich viele „klassische“ Frauenberufe wie Krankenpflegerin oder Frisörin schlechter bezahlt sind als beispielsweise der Beruf des Mechatronikers, warum weniger Frauen Führungspositionen bekleiden und wieso viele nur teilzeit- oder gering beschäftigt sind.

So wurden in typischen Frauenberufen 2014 durchschnittlich zwölf Euro pro Stunde verdient, in typischen Männerberufen 20 Euro. Eine Differenz von fast 40 Prozent. Dies zeigt eine Sonderauswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Das Statistische Bundesamt kommt nach dieser „Strukturbereinigung“ auf sieben Prozent Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln ermittelt sogar eine Lohnlücke von nur zwei Prozent, da es die Erwerbsunterbrechung der Frauen etwa wegen einer Schwangerschaft herausrechnet.

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