Geschäft mit den ErinnerungenDigitalisierung von Fotos und Filmen immer gefragter

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Die Mediafix-Gründer (v. l.) Christoph Kind, Stefan Wickler und Hans-Günter Herrmann.

Die Mediafix-Gründer (v. l.) Christoph Kind, Stefan Wickler und Hans-Günter Herrmann.

Köln – Der erste Eindruck täuscht. Im Eingangsbereich stapeln sich Pappkartons und Getränkekisten, fast könnte man meinen, die Firma Mediafix habe ihre Geschäftsräume an der Eupener Straße gerade bezogen. Tatsächlich sitzt das Unternehmen seit seiner Gründung im Oktober 2012 im Kölner Technologiepark – nur die Etage, die angemietete Bürofläche und die Zahl der Mitarbeiter haben sich seitdem geändert. Das Geschäft mit den Erinnerungen läuft gut.

Rockmusik schallt aus Boxen im angrenzenden Flur. Vor dem Konferenzraum reihen sich die Regale aneinander, etwa 200 000 Dias, Negative und Videokassetten sind hier und in zwei Lagerräumen verstaut. „Wir retten alte Erinnerungen“, sagt Hans-Günter Herrmann. Gemeinsam mit Stefan Wickler (27) und Christoph Kind (30) hat der 31-Jährige Mediafix vor etwa drei Jahren gegründet, mithilfe selbst entwickelter Maschinen haben sie seither mehr als 14 Millionen Fotos und Videofilme digitalisiert.

„Für unsere Kunden haben ihre Fotos und Filme einen großen emotionalen Wert“, sagt Stefan Wickler, der sich um Vertrieb und Produktion kümmert. Aber: Ewig haltbar sind die Aufnahmen nicht, mit der Zeit verblassen sie und können schimmeln. „Um die Digitalisierung seiner Fotos kommt auf Dauer niemand herum“, meint Herrmann. Bei Mediafix ist er zuständig für Marketing und Finanzen, die Firma ist sein drittes Start-up. Auch Wickler und Kind sammelten schon vor Mediafix Erfahrungen als Selbstständige. Über das Gründer- und Innovationszentrum im Kölner Technologiepark fanden sie zusammen.

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„Wir verstehen die analoge Fotografie von früher und sind im digitalen Zeitalter groß geworden“, sagen sie. Für ihre Kunden sind sie damit eine Art Schnittstelle. Noch sind es vornehmlich Privatleute, etwa aus Deutschland, Finnland und sogar Brasilien, die ihnen ihre analogen Aufnahmen schicken oder vorbeibringen. Zunehmend zählen aber auch Stadtarchive und Universitäten zu den Auftraggebern.

Ihre Daten erhalten diese auf einem USB-Stick oder einer DVD zurück, auf Wunsch bietet Mediafix auch Cloudlösungen an. Neue Kunden gewinnt das Unternehmen noch meist online. „Wir wollen künftig aber auch offline präsenter sein“, sagt Herrmann. Auf ihrer Homepage präsentiert sich die junge Firma selbstbewusst: „Mediafix ist Deutschlands schnellstwachsendes Unternehmen im Bereich der Digitalisierung von analogen Medien.“

Angefangen haben Herrmann, Wickler und Kind 2012 mit drei Minijobbern, heute beschäftigen sie mehr als 40 Mitarbeiter. Nach einem Verlust im zweiten Geschäftsjahr – „das haben wir bewusst in Kauf genommen, um unser Wachstum zu finanzieren“, erklärt Herrmann – rechnet Mediafix dieses Jahr wieder mit leichtem Gewinn. Langfristig liege das Marktpotenzial im Milliardenbereich, schätzen die Unternehmer – in den europäischen Haushalten lagerten noch Milliarden analoger Foto- und Filmaufnahmen.

Großer, wachsender Markt

Klingt vielversprechend – aber ist es das auch? „Derzeit gibt es für uns nicht viel Konkurrenz auf dem europäischen Markt“, sagt Hans-Günter Herrmann. „Großunternehmen mit ähnlichen Leistungen bieten Scans in viel geringerer Auflösung für den doppelten bis vierfachen Preis an.“ Mediafix digitalisiert Dias ab acht, Papierabzüge ab zwölf Cent pro Stück. Wie genau die Technik funktioniert, die das möglich macht, wollen die Firmengründer nicht verraten.

Eines erzählen sie aber doch: Der Prototyp der heutigen Scanner stammt von einem Großcousin Herrmanns, den Ur-Scanner hat Christoph Kind weiterentwickelt. Gerade bei Dias gebe es viele Sonderformate – „wir sind sehr flexibel und passen uns den einzelnen Medientypen an“, sagt der Softwareentwickler. Als Internet-Start-up sehen sich die Mediafix-Gründer nicht, eher als klassischen Dienstleister. Derzeit verbucht die Firma etwa 1000 Aufträge im Monat. Hin und wieder sind darunter auch Skurrilitäten. Neulich habe ein Kunde 30 000 Dias von Gleisen und Zügen vorbeigebracht, erinnert sich Wickler. „Ein echter Zugfan eben.“

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