Karstadt Sport in KölnChef Michael Rumerstorfer hat die Konkurrenz vor der Tür

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Chef Michael Rumerstorfer.

Chef Michael Rumerstorfer.

Köln – Auf den ersten Blick ist er kaum von den Verkäufern seiner Kette zu unterscheiden: Michael Rumerstorfer (36), seit einem Jahr Chef der Handelskette Karstadt Sports, kommt im knallroten Sweatshirt und Sneakers zum Interview – im gleichen Outfit, das das Verkaufspersonal der Kölner Filiale trägt.

Herr Rumerstorfer, tragen Sie dieses Outfit immer im Job?

Absolut. Ich trage auch gerne Sportschuhe. Es ist wichtig, dass man authentisch ist – gerade als CEO eines Sporthändlers.

Haben Sie eine Lieblingssportart?

Als Österreicher bin ich natürlich begeisterter Wintersportler. Aktuell mag ich auch besonders Crossfit – Fitnesstraining in der Gruppe. Aber eigentlich betreibe ich alle Sportarten, die wir hier in elf Abteilungen zeigen, auch selbst mit großer Leidenschaft. Nicht alle perfekt, aber alle mit Leidenschaft.

Sie sind seit einem Jahr Chef von Karstadt Sports. Was haben Sie erreicht und was haben Sie noch vor?

Wir haben ein sportliches Programm hinter uns und sind jetzt eigenständig aufgestellt. Darauf sind wir sehr stolz. Seit Oktober haben wir uns unter dem Motto „Bester Sport vor Ort“ mit einen neuen Markenauftritt neu positioniert und sehen schon erste Erfolge. Wir treten noch jünger, trendiger und sportlicher auf als bisher. Wir fokussieren uns darauf, den Kunden zu begeistern. Wir haben aber noch viel vor: Aktuell sind wir als Karstadt Sports die Nummer zwei am Markt und wollen uns als klare Nummer eins etablieren.

Konkurrenz vor der Tür

Die aktuelle Nummer eins befindet sich in Köln direkt gegenüber: Sport Scheck. Nebenan ist auch Kaufhof mit einer großen Sportabteilung. Ist das eher hinderlich oder hilfreich?

Wir sehen das als sportlichen Wettkampf. Am Ende möchte ich natürlich der sein, der durch das härteste Training gewinnt und mit Leidenschaft Kunden begeistert.

Kaufhof will seine Sportarenen aufgeben. Werden Sie versuchen, in diesem Bereich Filialen zu eröffnen?

Natürlich prüfen wir immer, wo es Sinn macht, Filialen zu eröffnen.

Wo sehen Sie Bedarf? Auch in NRW?

Wir haben jetzt 28 Filialen in 1A-Lagen und können uns innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu 35 Standorte vorstellen. In NRW sind wir mit sechs Filialen schon gut vertreten. In anderen Bundesländern gibt es mehr weiße Flecken.

Wie sieht Ihre Strategie konkret aus?

Wir wollen die besten Sortimente für den jeweiligen Standort bieten. Wir werden uns also viel lokaler ausrichten, auch in der Kundenansprache. Dazu arbeiten wir gerade an einem neuen Shop-Konzept. Sport ist ein sehr emotionales Thema. Das Erlebnis pro Quadratmeter ist deshalb unsere Kennziffer. Verbunden mit dem Onlinekanal, den wir weiter ausbauen wollen, ist das das Rezept der Zukunft. Die Vernetzung ist das A und O.

Mehr Erlebnis pro Quadratmeter?

Ja, das ist die neue Währung. Früher war es Umsatz pro Quadratmeter, das ist natürlich das Resultat. Die Haptik ist wichtig – dass der Kunde die Ware anfassen, probieren kann, dass er die Inszenierung erlebt. Wir gehen auch etwas mehr in Richtung Mode.

Wie sieht Ihr Sportladen der Zukunft denn konkret aus?

Wir bauen gerade unseren Store in Rosenheim um. Der wird der Prototyp für weitere Häuser. Im Herbst ist Eröffnung. Wir sind noch mitten in der Planung. Der Kunde möchte sich gut orientieren können, er möchte eine klare Segmentierung seiner Sportarten. Wir arbeiten da mit der Industrie eng zusammen, die ein großes Interesse daran hat, ihre Marken zu inszenieren. In Rosenheim kaufen Kunden viel aus dem Bereich Outdoor. Das soll sich an der Fassade spiegeln. In anderen Städten werden wir andere Schwerpunkte setzen.

Andere Anbieter, die expandieren wollen, setzen weniger auf Erlebnis als auf den Preis als Verkaufsargument. Decathlon etwa.

Das ist definitiv eine andere Welt als unsere. Wir setzen auf hohe Markenvielfalt, auf Service und Beratung. Wir investieren in Geräte, etwa in Fussscanner, um etwa die optimale Passform für Lauf- oder Skischuhe zu bestimmen. Das sind Themen, die gibt es bei Discountkonzepten nicht.

Lage bei Karstadt-Sport

Wie läuft es denn aktuell für Karstadt Sport?

Wir sind höchstzufrieden in ganz Deutschland, vor allem im Wintersportbereich. Binnen Jahresfrist haben wir unser operatives Ergebnis vervierfacht. Insbesondere bei Skistiefeln, die wir stark beworben haben, haben wir ein hohes zweistelliges Plus.

Was sind die großen Trends im Wintersport?

Das Thema Sicherheit wird immer wichtiger. Der Helm war lange stark im Fokus, jetzt sind es mehr Rückenprotektoren. Die verkaufen wir wie warme Semmeln.

Man hat manchmal den Eindruck, deutsche Freizeitsportler sind vielleicht nicht immer die sportlichsten, aber definitiv am besten ausgestattet. Das müsste Sie doch freuen?

Equipment ist im Sport extrem wichtig. Und warum auch nicht? Es steigert bei vielen Kunden die Motivation. Mode lebt jeden Tag davon, warum sollen wir im Sport nicht auch Anleihen nehmen. Aber: Nicht jeder Kunde will das, und es ist wichtig, für alle etwas zu bieten. Der eine will einen Chip im Schuh, der andere sucht nur Natur und Ruhe, wenn er auf den Berg steigt. Das ist absolut in Ordnung.

Deutsche Kunden gelten als Schnäppchenjäger. Lohnt es sich überhaupt, noch so viel in Läden zu investieren, wenn doch immer mehr Umsatz ins Internet wandert?

Definitiv. Der deutsche Sportmarkt ist mit einem Umsatz von etwa acht Milliarden Euro im Jahr und einem Wachstum um 1,5 Prozent der attraktivste Markt in Europa. Wir sehen hier viel Potenzial, insbesondere auch in der Vernetzung von online und offline. Derzeit wird schon ein Drittel des Umsatzes online erzielt. Das ist auch unser Ziel in den nächsten drei bis fünf Jahren. Umgekehrt suchen viele Online-pure-player derzeit Läden in den Innenstädten. Wir sind mit Karstadt Sports schon in den besten Lagen. Damit sind wir hier einen Schritt voraus. Ich würde das Internet nicht nur auf das Thema Preise reduzieren. Wir wollen es auch zur Kundenbindung nutzen. Wir planen etwa Youtube-Videos unseres besten Laufschuhverkäufers mit Tipps für Freizeitsportler. Wenn es um Haptik, Passform, Beratung geht, ist die Filiale dann doch noch der bessere Platz um die Produkte live zu testen.

Die Karstadt-Sports-Mutter Signa hat mehrere Onlineanbieter übernommen. Profitieren Sie davon?

Seit Ende 2016 gibt es Signa Sports mit den Töchtern Internetstores, Outfitter, Tennis Point. Da findet auch viel Wissenstransfer statt. Wir profitieren vom Technologieaustausch und schauen, wo wir Synergien heben können.

Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung von Karstadt Sports in Köln?

Ja, Köln ist ein klasse Standort, eine mega-spannende Stadt, sehr international, mit vielen Sportbegeisterten. Es gibt hier eine hohe Affinität zum Fußball, aber auch zum Wintersport. Diese Mischung ist schon außergewöhnlich. Köln ist aber auch ein heißumworbenes Pflaster für Sneakers. Hier werden wir unser Angebot noch ausweiten.

Zur Person

Michael Rumerstorfer (36), wurde in Salzburg geboren, hat Jura und Betriebswirtschaft studiert und ist seit Februar 2016 Chef der Sporthandelskette Karstadt Sports. Zuvor arbeitete er bei Red Bull, Atomic und Planet Sports. Karstadt Sports gehört wie die Karstadt-Warenhäuser sowie knapp 50 Prozent der KaDeWe Group zur österreichischen Signa, wird aber eigenständig geführt.

Karstadt Sports hat 28 Filialen mit einer Fläche zwischen 3000 und 7000 Quadratmetern. 1440 Mitarbeiter arbeiten im Unternehmen. (eve)

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