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Köln/BonnZahlreiche Flugausfälle wegen Streiks

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Am Donnerstag streikt das Sicherheitspersonal in Köln-Bonn wie bereits in der Woche zuvor.

Am Donnerstag streikt das Sicherheitspersonal in Köln-Bonn wie bereits in der Woche zuvor.

Köln – Im Tarifkonflikt des privaten Sicherheitsgewerbes werden am heutigen Freitag der Köln-Bonner und der Hamburger Flughafen bestreikt. Am Flughafen Köln/Bonn waren 194 Abflüge und Ankünfte vorgesehen, davon wurden 100 annulliert (59 Starts und 41 Landungen). Betroffen sind rund 10.000 Fluggäste. Mit weiteren Streichungen im Laufe des Tages wird derzeit nicht gerechnet.

Am Morgen war lediglich eine einzige Kontrollspur geöffnet. "Normalerweise sind es 12 bis 15", sagte Flughafensprecher Walter Römer. Die weitaus meisten Flüge am Vormittag fielen aus, so Römer. Das Chaos des letzten Streiks Ende Januar, als sich vor den Sicherheitskontrollen lange Schlangen gebildet hatten, blieb jedoch aus. "In den Terminals herrscht gähnende Leere", so Römer. Vor der einzigen geöffneten Sicherheitskontrolle in Terminal 1 entstanden kurzzeitig Schlangen, die sich jedoch schnell wieder auflösten. Am Mottag konnte dann eine zweite Kontrollspur geöffnet werden.

Durch die frühzeitige Ankündigung der Arbeitsniederlegung durch die Gewerkschaft Verdi habe man die Annullierungen rechtzeitig publik machen können, so dass die Passagiere vorgewarnt waren. Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim warb vor den Passagieren um Verständnis für die Aktionen und bedauerte, dass sie die Leidtragenden des Streiks seien. Durch die Ankündigung am Vortag habe man versucht, den Schaden zu minimieren. Tarim betonte aber auch das Recht, mit legitimen Streiks die Forderungen durchzusetzen.

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Viele Fluggäste reagierten denn auch wesentlich entspannter als beim letzten Streik Ende Januar. Dieter Meyer, kaufmännischer Angestellter aus der Eifel mit Ziel London, war dennoch extrem verärgert: "Ich habe Verständnis, wenn die Menschen unterbezahlt sind, aber kein Verständnis für die Art und Weise, wie sie versuchten, ihre Forderungen durchzusetzen."

Fluggäste werden gebeten, sich vor der Fahrt zum Flughafen bei ihrer Fluggesellschaften über Abflüge und Ankunftsdaten zu erkundigen. Der Arbeitsausstand soll den ganzen Tag dauern. Auskunft erteilt auch die telefonische Hotline des Flughafens unter 02203-404000.

Verdi fordert bis zu 30 Prozent mehr Lohn

Bereits Ende Januar war der Köln-Bonner Airport bestreikt worden. Dutzende Flüge wurden gestrichen, Airport-Chef Michael Garvens bezifferte den dadurch entstandenen wirtschaftlichen Schaden pro Tag auf bis zu 300.000 Euro. In Düsseldorf und Hamburg haben schon an diesem Donnerstag tausende Reisende die Streiks des Sicherheitspersonals zu spüren bekommen. Am drittgrößten deutschen Airport sollte mindestens jeder dritte, in der Hansestadt sogar jeder zweite Flug gestrichen werden.

Verdi fordert bis zu 30 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten des privaten Sicherheitsgewerbes, auf Arbeitgeberseite verhandelt der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Sondierungsgespräche waren ergebnislos abgebrochen worden. Nach Gewerkschaftsangaben in NRW gehören 70 bis 80 Prozent der Beschäftigten zur untersten Lohngruppe mit einem Stundenlohn von 8,23 Euro. Für sie fordert Verdi eine Erhöhung auf 10,50 Euro.

Arbeitgeber der Luftverkehrsbranche bezeichneten die Streiks als maßlos und unverhältnismäßig. „Es ist eine völlige Fehlentwicklung, dass eine Kleinstgruppe von Arbeitnehmern wichtige Lebensadern unseres Verkehrs- und Wirtschaftssystems völlig lahmlegt“, erklärte der Präsident des in dem Tarifstreit nicht direkt involvierten Arbeitgeberverbands Luftverkehr (AGVL) und Lufthansa-Personalvorstand, Stefan Lauer, am Donnerstag in Frankfurt. (jac/map/dpa)

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