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Mit Billigfleisch ins AuslandFleischkonsum in Deutschland rückläufig

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Den größten Anteil an der heimischen Fleischerzeugung hat Schweinfleisch, auf das rund zwei Drittel der gesamten Produktion entfällt.

Den größten Anteil an der heimischen Fleischerzeugung hat Schweinfleisch, auf das rund zwei Drittel der gesamten Produktion entfällt.

Berlin – Die Lebensmittel-Skandale der vergangenen Jahre haben vielen Deutschen die Lust auf Fleisch verdorben. Eine fleischarme, vegetarische oder gar vegane Ernährung liegt im Trend. Die Buchhandlungen des Landes sind voll mit Büchern zu diesem Thema, Restaurants stellen sich auf die neuen Konsumgewohnheiten ein. Es gibt sogar spezialisierte Supermärkte für Leute, die ohne Fleisch auskommen wollen. Jetzt aber meldet das Statistische Bundesamt, dass die Fleischerzeugung in deutschen Schlachthöfen einen neuen Spitzenwert erreicht hat. Wir erläutern, wie das zusammenpasst.

Wie viel Fleisch erzeugen die heimischen Schlachthöfe?

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres waren es 4,07 Millionen Tonnen – so viel wie nie zuvor. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einer Zunahme um rund 80.000 Tonnen oder 2 Prozent. Der bisherige Höchststand war den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2011 erreicht worden: Damals kamen die Schlachthöfe auf einen Ausstoß von 4,01 Millionen Tonnen. Den größten Anteil an der heimischen Fleischerzeugung hat Schweinfleisch, auf das rund zwei Drittel der gesamten Produktion entfällt. Sie legte um 67.000 Tonnen (plus 2,5 Prozent) zu. Fast 30 Millionen Schweine wurden in den ersten sechs Monaten in den heimischen Betrieben geschlachtet.  Rind- und Geflügelfleisch sowie andere Fleischsorten spielen für die Schlachthöfe eine deutlich geringere Rolle.

Und wie sieht es mit dem Fleischkonsum in Deutschland aus?

Der ist seit Jahren rückläufig. Während Mitte der 1980er Jahre jeder Deutsche im Schnitt noch 66 Kilogramm Fleisch  zu sich nahm, waren es nach Angaben des Ernährungsministeriums zuletzt noch etwa 60 Kilogramm. 38 Kilo davon entfielen auf Schweinefleisch, rund 12 auf Geflügel- und knapp 9 auf Rind- und Kalbfleisch. Die Abnahme lässt sich durch ein verändertes Gesundheitsbewusstsein erklären. Hinzu kommt aber das miserable Image der Fleischbranche: Um möglichst billig produzieren zu können, werden Tiere oftmals unter quälerischen Bedingungen gehalten und großgezogen. In den Schlachthöfen selbst findet im großen Stil Lohndumping statt.  Die Kunden tragen für all das eine Mitverantwortung: Sie wollen billiges Fleisch haben. Die Discounter werfen es zu Dumping-Preisen auf den Markt.

Warum produzieren die Schlachthöfe mehr, wenn die Verbraucher im Inland weniger nachfragen?

Dem Statistischen Bundesamt liegen dazu nach eigenen Angaben keine Informationen vor. Es ist aber bekannt, dass Fleischkonzerne wie Westfleisch, Vion oder Danish Crown sowie Schlachthaus-Betreiber wie Tonnies die Zukunft im Export sehen. Weltweit nimmt der Fleischverzehr rapide zu, die deutsche Fleischwirtschaft mit ihrem großen Ausstoß an Billigfleisch spricht vom „Export als Motor des Ertrags“. Der wichtigste Markt für heimische Ausfuhren sind die anderen EU-Staaten. Der Export nach Russland ist wegen der von Moskau verhängten Einfuhrsperren eingebrochen. Als Boom-Märkte gelten insbesondere die Staaten in Fernost und Südamerika

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