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Netcologne-Chef im Interview„Wir sparen nicht am Service“

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Glasfaserkabel von Netcologne

Glasfaserkabel von Netcologne

Köln – Herr von Lepel, Sie sind jetzt seit einem halben Jahr Chef von Netcologne. Wie ist das Unternehmen aufgestellt, wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Ich habe mir die technische Infrastruktur intensiv angeschaut, weil ich von Hause aus kein Techniker, sondern Jurist bin. Aber 23.500 Kilometer Glasfaser oder unser neues Rechenzentrum – das ist deutsche Ingenieurskunst, extrem solide und mehrfach abgesichert. Außerdem hat mich die Begeisterungsfähigkeit der Mitarbeiter fasziniert, die mit Stolz für Netcologne arbeiten. Besser werden können wir sicherlich im Vertrieb und Marketing. Der Wettbewerb nimmt enorm zu. Wir müssen den Mehrwert, den wir bringen, besser herausstellen

Es gibt immer wieder mal Klagen verärgerter Kunden über die Servicequalität Ihres Unternehmens. Was tun Sie dagegen?

Das ist natürlich ein Thema, das mich umtreibt. Denn Service muss man jeden Tag beweisen. Wir sind da noch nicht perfekt. Aber wir haben jüngst beim Hotline-Test der Zeitschrift „Chip“ sehr gut abgeschnitten. Das freut uns, aber es ist kein Anlass, sich auf irgendwelchen Lorbeeren auszuruhen. Wir arbeiten daran, an die Wurzeln zu gehen, damit weniger Störungen entstehen und uns der Kunde gar nicht erst anrufen muss. Außerdem liegt uns daran, dass wir mit einem Anruf dem Kunden helfen und sein Problem lösen können. Das ist ein Thema, bei dem wir uns auch differenzieren wollen gegenüber unseren Wettbewerbern.

Man hat bei manchem Telekommunikationsunternehmen den Eindruck, der Service wird auf Sparflamme gehalten, um so die Rendite zu erhöhen.

Wir sparen nicht am Service. Das sieht man auch daran, dass unsere Service-Mitarbeiter Netcologne-Mitarbeiter sind. Manche Firmen haben ihren Service ausgelagert. Das tun wir nicht. Wenn wir Spitzenzeiten haben, stärken wir uns auch mit Externen. Aber der Hauptteil des Services findet im Haus statt. Das ist sicherlich etwas teurer. Aber man kann es viel besser beeinflussen, wenn es eigene Mitarbeiter sind. Wir arbeiten jeden Tag daran, hier besser zu werden. Und das geht am besten mit eigenen Leuten.

Wie ist denn der Gewinn Ihres Unternehmens im vergangenen Jahr ausgefallen? Liegen Sie über den 12 Millionen von 2015?

Wir werden uns in einem ähnlichen Bereich bewegen. Zu den finalen Zahlen kann ich noch nichts sagen, da der Jahresabschluss noch gemacht wird.

Was haben Sie sich für 2017 vorgenommen?

Wir haben schon 2016 extrem viel ausgebaut und rund 30 Millionen Euro investiert. In diesem Jahr werden wir jeden Tag einen Kilometer Glasfaser-Infrastruktur verlegen. Wir werden ein Potenzial von 150000 Haushalten erschließen, das wir vermarkten können mit Glasfaser-Infrastruktur. Diese Strategie werden wir auch in den kommenden drei bis vier Jahren fortführen.

Es gibt kein Unternehmen, das in Köln mehr in die digitale Infrastruktur investiert als Netcologne. Wir haben seit Bestehen in etwa eine halbe Milliarde investiert, in das Glasfasernetz, in Rechenzentren, in die Betreuung von Schulen, in W-Lan-Infrastruktur und unsere Internetseite Koeln.de.

United Internet, der drittgrößte Anbieter von schnellem Internet in Deutschland, will sein Glasfasernetz stark ausbauen. Konzernchef Ralph Dommermuth wird auch ein Interesse am Kauf von Firmen wie Netcologne nachgesagt. Hat er sich schon bei Ihnen gemeldet?

Ich kann verstehen, dass Herr Dommermuth ein großes Interesse hat, uns zu kaufen. Über einen Verkauf müsste der Rat der Stadt Köln entscheiden. Ich habe aber bisher nicht vernommen, dass es Verkaufsabsichten gäbe. Die Stadt Köln weiß, was eine Netcologne wert ist. Uns macht ja aus, dass wir das Thema Digitalisierung nicht nur darauf beschränken, Glasfaser zu bauen. Das ist unser Hauptgeschäft. Aber wir machen auch den Support für 600 Schulen, bauen dort W-Lan auf, betreiben Server, erklären Lehrern, wie man mit digitalen Techniken umgeht. Da sind wir seit 20 Jahren tätig und haben 45 Mitarbeiter. Das ist für uns kein besonders margenträchtiges Geschäft. Wir machen das, weil wir uns dem digitalen Lernen verpflichtet fühlen.

Beim Marktführer Deutsche Telekom hat es vor einigen Wochen einen Angriff auf Hunderttausende von Routern gegeben, die lahmgelegt wurden. Kann Ihnen so etwas nicht auch passieren?

Was jetzt der Telekom konkret passiert ist, das ist bei uns so nicht möglich. Weil wir gar nicht diese Ports im Internet sichtbar haben. Bei der Telekom handelte es sich ja um selbst entwickelte Router, das ist bei uns anders. Wir investieren extrem viel in Sicherheit und steuern das auch über unser Netzwerkmanagementzentrum. Wenn etwa durch eine sogenannte DDoS-Attacke ein Internetzugang blockiert wird, dann sehen wir das und können in Sekunden eingreifen. Ich bin übrigens mehrfach darauf angesprochen worden, dass wir einen richtig guten Service haben: Wenn wir sehen, dass Ihr PC gekapert wurde und dass – ohne dass Sie es merken – von Ihrem PC Spams verschickt werden, teilen wir das den Kunden mit. Wir informieren sie proaktiv, dass da ein mögliches Sicherheitsproblem existiert.

Aber perfekten Schutz können auch Sie nicht garantieren ...

Beim Thema Datensicherheit muss man demütig sein. Die Gefahr eines Angriffs ist einfach existent, aber wir sind gut darauf vorbereitet.

Das ist Netcologne-Chef Timo von Lepel

Timo von Lepel wurde im Juli vergangenen Jahres Chef von Netcologne. Der 45-jährige Jurist startete seine berufliche Karriere als Unternehmensanwalt bei der Deutschen Telekom. Er war unter anderem bei Blackberry Deutschland und leitete zuletzt das Firmenkundengeschäft bei der deutschen Tochter von Telefónica.

Netcologne versorgt als regionaler Netzbetreiber den Raum Köln-Bonn-Aachen mit Kommunikationstechnologie. Zu den aktuellen Ausbaugebieten mit Glasfaser zählen etwa Leverkusen und Brühl. Das stadteigene Unternehmen beschäftigt 870 Mitarbeiter und hat im Festnetzbereich 388.000 Kundenanschlüsse. (fs)

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