Sal. OppenheimDer Nachteil eines Familienunternehmens

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Köln –  Die "Struktur" der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim sei "nicht krisentauglich" gewesen. Das ist die Einschätzung des Ex-Bankers Clemens von Wrede, der am Mittwoch im Strafprozess gegen Georg Baron von Ullmann als Zeuge ausgesagt hat. Der 69-Jährige gehörte zu den Gesellschaftern der Bank und saß sowohl im Aufsichtsrat als auch im Aktionärsausschuss. Ullmann wird vorgeworfen, er habe es als Aufsichtsratschef und Vize-Vorsitzender des Aktionärsausschusses pflichtwidrig unterlassen, darauf hinzuweisen, dass der Preis, für den die Bank Ende 2008 knapp 95 Prozent der Anteile an einem Immobilienfonds erwarb, zu hoch gewesen sei. Zumal aus dem Zweck des Fonds, eine Immobilie in Frankfurt für die Investmentsparte der Bank herzurichten, dann nichts wurde. Von einem Schaden in Höhe von 23,5 Millionen Euro ist die Rede.

Als Alfred Freiherr von Oppenheim, der an der Spitze des Gremiums der persönlich haftenden Gesellschafter von Sal. Oppenheim stand, Anfang 2005 starb, waren die Chef-Posten des Aktionärsausschusses und Aufsichtsrats neu zu besetzen. Auserkoren wurden Ullmann und Friedrich Carl von Oppenheim als Repräsentanten der zwei größten, auf den Gründer Salomon Oppenheim zurückgehenden Familienstämme. Diese "enge Verflechtung" sei ein Nachteil gewesen, sagte von Wrede: "Es ist ein Problem, wenn die kritische Distanz fehlt." Einerseits sei es eine große, Stabilität garantierende Stärke des Bankhauses gewesen, dass es ein Familienunternehmen war, andererseits habe der kompetente Blick von außen gefehlt.

Zur "Struktur" der Geldinstituts gehörte die starke Stellung der persönlich haftenden Gesellschafter. Im Zweifel habe stets das Management "die Hoheit der Argumente gehabt", sagte von Wrede; er sei man davon ausgegangen: "Die haben selber so viel Geld zu verlieren, die werden schon keinen Ritt über den Bodensee veranstalten" So auch im Fall jenes Anteilskaufs. Es habe keinen Anlass gegeben, kritisch nachzufragen, denn man habe "das Szenario nicht voll überblickt". Den Preis habe er erst später erfahren, sagte von Wrede. Mit dem heutigen Wissen um die Nachteile des Geschäfts hätte es in de Gremien sicher Fragen gegeben; doch selbst dies wäre für die Führungsriege kein Problem gewesen: "Ich bin überzeugt, die hätten einen Gutachter gefunden, der ihnen den Preis bestätigt." Mit dem Vertrauen war es 2009 vorbei, als sich zeigte, dass das finanzielle Engagement der Bank beim Konzern Arcandor alle Gesellschafter extrem belastete. (cs)

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