SteuererklärungFixe Finanzämter sind zwei Monate schneller

Lesezeit 3 Minuten
Finanzamt

Je nach Stadt kann es unterschiedlich lange dauern, bis man seinen Steuerbescheid bekommt.

Köln – Wer in Bielefeld-Außenstadt seine Steuererklärung abgibt, hat schnell Gewissheit. Dort erfährt der Steuerzahler im Schnitt schon nach 28,4 Tagen, ob er eine Rückzahlung bekommt oder nachzahlen muss – Spitzenwert unter den Finanzämtern in Deutschland. Die letzten Plätze belegen Bremen, Essen Nord-Ost und Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 86 Tagen.

Das geht aus einer Erhebung des Online-Steuer-Portals Lohnsteuer-kompakt.de hervor, bei der in den vergangenen zwölf Monaten anhand von etwa 100 000 Erklärungen zur Einkommenssteuer die Bearbeitungszeiten der jeweiligen Finanzämter erhoben wurden. Behörden, die weniger als 25 Bescheide ausgestellt haben, seien nicht erfasst, erläuterte Felix Bodeewes, Geschäftsführer von Lohnsteuer kompakt, dieser Zeitung. Mit einem Tag mehr als Bielefeld landet in Nordrhein-Westfalen das Finanzamt in Warendorf in der Nähe von Münster auf dem zweiten Platz der Rangliste, gefolgt von der Steuerbehörde in Herne im Ruhrgebiet.

Je nach Stadtteil unterschiedliche Wartezeiten in Köln

Bundesweit benötigen die Finanzämter dem Online-Portal zufolge im Durchschnitt 52,5 Tage für die Bearbeitung einer Steuererklärung. Bei den Bundesländern steht Hamburg mit 45 Tagen im Schnitt an der Spitze, vor Rheinland-Pfalz und Berlin: Hier dauert es jeweils etwa zwei Tage länger. In Köln müssen die Bürger meist etwas geduldiger sein und durchschnittlich 59 Tage auf die Entscheidung des Finanzamtes warten. Innerhalb der Stadt gibt es deutliche Unterschiede bei der Bearbeitungszeit: In den Finanzämtern Altstadt und Süd werden die Unterlagen nur rund 47 Tage lang bearbeitet, in Köln-West und Porz dauert es hingegen etwa 64 Tage. Schlusslicht der Stadt ist das Finanzamt Nord: Hier gehen bis zum Steuerbescheid im Briefkasten etwa 77 Tage ins Land – weshalb das Amt in der Rangliste der Finanzämter auch auf den letzten zehn Plätzen bundesweit steht.

Beim Finanzamt in Siegburg dauert die Bearbeitung einer Steuererklärung der Erhebung zufolge etwa 57 Tage, etwas schneller geht es in Leverkusen (53 Tage), Bergisch Gladbach (48 Tage) sowie Brühl, Euskirchen und Sankt Augustin (jeweils 46 Tage).

Bearbeitungszeit hängt vom Einzelfall ab

Die Bearbeitungszeit einer Einkommenssteuererklärung hängt einem Sprecher des NRW-Finanzministeriums zufolge immer vom Einzelfall ab: Durch mögliche Rückfragen, Belegprüfungen oder auch fehlende Unterschriften auf den Unterlagen könne es zwischen fünf Wochen und sechs Monaten bis zum Steuerbescheid dauern. Hinzu komme, dass Steuererklärungen immer in der Reihenfolge bearbeitet würden, in der sie beim Finanzamt eingehen– unabhängig davon, ob die Unterlagen elektronisch oder auf Papier eingereicht werden.

In Stoßzeiten, etwa vor dem Ablauf von Abgabefristen, könne die Bearbeitung deshalb deutlich länger dauern. Laut Ministerium betreuen die Finanzämter in NRW insgesamt rund 6,5 Millionen Einkommenssteuerfälle. Einen Vergleich mit den Bearbeitungszeiten anderer Finanzämtern erachtet das Ministerium nicht als aussagekräftig, da die Ämter bundesweit unterschiedlich organisiert würden.

Das Finanzministerium empfiehlt Bürgern, ihre Steuererklärungen elektronisch einzureichen, weil es weniger umständlich sei. Zudem verlängere sich dadurch die Abgabefrist von Ende Mai auf Ende Juli. Als angemessene Bearbeitungszeit gelte im Regelfall ein Zeitraum von sechs Monaten. Viele Ämter schaffen es. Dauert es ohne die Mitteilung eines Grundes länger, kann der Bürger einen Untätigkeitseinspruch einlegen.

Bis zum 31. Mai müssen Einkommenssteuererklärungen für das Jahr 2015 abgegeben werden. Erstellt ein Steuerberater oder ein Lohnsteuerhilfeverein die Unterlagen, endet die Frist Ende Dezember 2016. Rund 28 Prozent der Deutschen lassen sich von einem Steuerberater unterstützen. Das ergab eine Umfrage der Gelbe Seiten Marketing Gesellschaft. Befragt wurden 1002 Personen. (ksta)

KStA abonnieren