Verbraucher-TestAuf der Suche nach der fairen Bank

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Die genossenschaftliche GLS Bank überzeugt im Test.

  • Die Untersuchung basiert auf Recherchen des Netzwerks Fair Finance
  • Deutsche Bank und DZ Bank ernten Kritik.

Berlin – Mit attraktiven Zinsen können Banken kaum noch werben. Möglicherweise aber überzeugt die Verbraucher ein Bekenntnis zur ökologischen und sozialen Verantwortung. In dieser Kategorie schneidet die genossenschaftliche GLS Bank in einem Test am besten ab, gefolgt von dem grünen Institut Triodos Bank aus den Niederlanden und der evangelischen KD-Bank.

Weit dahinter liegen die privaten Konkurrenten Commerzbank und Deutsche Bank. Mängel ermittelten die Kontrolleure auch bei den genossenschaftlichen Instituten und den Sparkassen.

Die Untersuchung basiert auf Recherchen des Netzwerks Fair Finance, das verschiedene Nichtregierungsorganisationen wie Weed, Südwind und Oxfam sowie  Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen bilden. Acht Geldhäuser haben sie für ihren Fair Finance Guide auf 240 ökologische und soziale Kriterien überprüft. Darunter befinden sich führende Nachhaltigkeitsbanken, die großen Privatbanken, die DZ Bank als Dachgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und die LBBW als größtes Institut der Sparkassen. Weitere Finanzunternehmen wie einzelne Sparkassen sollen folgen.

Mit den richtigen Infos würde jeder zweite Kunde wechseln

„Bankkunden haben einfach ein Recht darauf zu erfahren, zu welchen Bedingungen und an welche Unternehmen eine Bank ihr Geld verleiht oder in wen sie investiert, zum Beispiel auch in der privaten Vorsorge“, meint Thomas Küchenmeister, einer der Koordinatoren.

Mehr als jeder zweite Kunde zeige in Umfragen die Bereitschaft, seine Bank zu wechseln, wenn die zum Beispiel mit Nahrungsmitteln spekuliere oder in Rüstungskonzerne investieren. Häufig aber bleibt dies den Verbrauchern verborgen. Abhilfe soll das Informationsportal www.fairfinanceguide.de schaffen. In die dort vorgenommene  Bewertung gingen die Richtlinien ein, die Banken selbst veröffentlichen. Solche Selbstverpflichtungen sagen aber selbstverständlich wenig bis nichts darüber aus, ob sich die Unternehmen tatsachlich daran halten. Unter anderem deswegen weichen die Ergebnisse von anderen Nachhaltigkeits-Ratings ab. 

Zur Praxis der Finanzbranche stellte das Netzwerk zusätzliche Informationen zusammen, ohne sie in den Test aufzunehmen. Beispiel Deutsche Bank. Die bekennt sich in ihrem Regelwerk dazu, „dass Geschäftsinitiativen mit potenziellen negativen Auswirkungen auf Umwelt oder Gesellschaft besonders sorgfältiger Prüfung unterzogen werden“. Und sie sichert zu, bestimmte Transaktionen in sensiblen Sektoren nicht zu tätigen. Doch das Netzwerk wies in seinem kürzlich erschienen Bericht mit dem Titel Dirty Profits (Schmutzige   Gewinne) nach eigenen Angaben nach, dass die Deutsche Bank mit 19 von 20 Unternehmen finanziell verbunden sei, die gegen Umwelt- und Menschenrechtsstandards verstießen. Dazu gehört etwa der französische Mineralölkonzern Total. Ihm werfen die Nichtregierungsorganisationen vor, Förderprojekte in Tiefseeregionen oder auch in der von  Marokko  besetzten Westsahara zu betreiben. Der norwegische Fonds KLP habe Total daher von seinen Investments ausgeschlossen, nicht aber die Deutsche Bank.

Commerzbank mit kritischen Konzernen verflochten

Beispiel Commerzbank. Sie schneidet zwar etwas besser ab als der große Rivale, weil sie in den Bereichen Menschenrechte, Steuern und Korruption sowie Rüstung vergleichsweise weitgehende Verpflichtungen abgegeben habe. Aber auch hier sehen die Tester „noch deutlichen Spielraum zur Verbesserung – sowohl bei Selbstverpflichtungen als auch bei deren tatsächlichen Umsetzung“.  Die Commerzbank sei mit 15 der 20 kritischen Konzerne finanziell verflochten. Sie halte fast 200 Millionen Euro an Aktien und Anleihen dieser Firmen und stelle ihnen Kredite von beinahe 600 Millionen zur Verfügung.

Noch hinter der Commerzbank rangiert die DZ Bank als Spitzeninstitut des genossenschaftlichen Sektors. Dies erklären die Tester zum Teil mit der fehlenden Kommunikation über interne Entscheidungsrichtlinien. Nicht selten fehlten zudem klare Vorgaben zum Ausschluss von umweltschädlichen und gesellschaftlich fragwürdigen Finanzierungen. Der Sparkassenvertreter LBBW kann zwar für sich reklamieren, in großem Umfang den Ausbau der erneuerbaren Energien zu finanzieren. Doch negativ fiel die LBBW auf, weil sie zu den meisten Umweltaspekten keinerlei Richtlinien erstellt hat. Und sie verpflichtet sich nach Angaben von Fair Finance Guide auch nicht dazu, bestimmte Geschäfte mit Kohle oder Öl zu unterlassen.

Katholische Pax-Bank auf dem letzten Platz

Erstaunlicherweise landete die katholische Pax-Bank deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Richtlinien des von Priestern gegründeten Geldhauses kritisieren die Nichtregierungsorganisationen als schwammig und wenig konkret.  Zudem seien die Verantwortlichen nicht bereit gewesen, mit den Testern zu kooperieren und auf deren Fragen und Anmerkungen zu antworten.

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