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Wohnungen werden unbezahlbarMieten in Köln steigen jedes Jahr um 6,3 Prozent

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Nicht nur Top-Lagen wie in der Kölner Südstadt sind für viele nicht mehr bezahlbar.

Nicht nur Top-Lagen wie in der Kölner Südstadt sind für viele nicht mehr bezahlbar.

Köln/Berlin – Jürgen Becher ist so einiges gewohnt, wenn es um bezahlbare Wohnungen in Köln geht. Doch eine Offerte, die ihm unlängst bei den Mietangeboten untergekommen ist, hat selbst ihn geschockt. 52 Quadratmeter Altbau, voll möbliert, gehobene Ausstattung, Nähe Barbarossaplatz, für 1560 Euro. „Das sind 30 Euro pro Quadratmeter“, sagt der Geschäftsführer der Mietervereins kopfschüttelnd. Ein Ausreißer vielleicht, der aber dennoch zeige, wohin die Reise gehe.

Das hat eine Studie des Prognos-Instituts, die auf dem Wohnungsbautag in Berlin vorgestellt wurde, bestätigt. Für einen Großteil der Bevölkerung wird Wohnen allmählich unbezahlbar. Etwa die Hälfte der Menschen im Lande lebt in Regionen mit akutem Wohnraummangel zu Mieten, die für Normalverdiener nicht mehr erschwinglich sind. „Der Wohnungsmangel ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagt der Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Andreas Ibel.

900.000 Wohnungen fehlen

Die Prognos-Daten bestätigen diese These. Demnach handelt es sich bei 138 der 402 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland um Zuzugsregionen, in denen insgesamt rund 900.000 Wohneinheiten fehlen. Hauptgrund ist nach Überzeugung von sieben Verbänden, die sich zu einem „Bündnis Wohnungsbau“ zusammengeschlossen haben, die viel zu geringe Neubauquote.

Während Deutschland zwischen 2011 und 2016 durch Zuwanderung rund 2,5 Millionen Einwohner hinzu gewann, stieg die Zahl fertig gestellter Wohneinheiten im gleichen Zeitraum nur um 1,3 Millionen. Verschärft wird der Mangel durch den langjährigen Trend zu Single- und Zweipersonen-Haushalten sowie den Zuzug in Ballungsräume. „Unter dem Strich fehlen eine Million Wohnungen“, sagte der Chef des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten.

Zwar hat die Bautätigkeit nach einem Tiefpunkt im Jahr 2010 mit knapp 160 000 neu errichteten Wohnungen wieder zugelegt. 2016 wurden bundesweit fast 278 000 Einheiten fertig gestellt. Der Bedarf liegt laut Siebenkotten indes bei 400.000 Wohnungen pro Jahr, so dass die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage weiter wächst. „Wir brauchen aber nicht nur mehr, sondern vor allem mehr bezahlbaren Wohnraum“, sagt der Mieterbund-Direktor.

Allein mindestens 80.000 dieser neuen Wohneinheiten pro Jahr müssten als Sozialwohnungen angeboten werden, um den Schwund durch das Ende der Mietpreisbindung zu kompensieren. Tatsächlich wurden 2015 und 2016 nur 40 000 Sozialwohnungen fertig.

Lage in Metropolen dramatisch

Weitere 60 000 Einheiten pro Jahr sollten zu Mieten angeboten werden, die sich die Mittelschicht leisten kann, ohne ihren Lebensstandard zu senken. Dabei gilt eine Grenze von 35 Prozent des Einkommens für die Warmmiete. Dieser Wert wird in weiten Teilen der Republik längst überschritten. Besonders dramatisch ist die Lage in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.

Um dies zu verdeutlichen, hat Prognos die Kaltmieten zwischen 2011 und 2016 in diesen Metropolen erfasst: Danach stiegen sie in München für neue Wohnungen von durchschnittlich 12,96 Euro auf 17,42 Euro pro Quadratmeter. Auf den Plätzen folgen Stuttgart und Frankfurt, 2016 im Schnitt rund 14,20 pro Quadratmeter verlangt wurden. In Köln und Düsseldorf liegen die Vergleichswerte bei 12,39 und 12,55 Euro, in Hamburg bei 13,16 Euro. Frankfurt etwa kommt auf ein Plus von 4,2 Prozent, Köln auf 6,3 Prozent pro Jahr. Die Entwicklung für erneut vermietete Bestandswohnungen verlief ähnlich, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau.

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