Zerbrechliche kleine Musikanten

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Die Kirche „Zur Heiligen Familie“ in Sülz ist das Denkmal des Monats.

Die Kirche „Zur Heiligen Familie“ in Sülz ist das Denkmal des Monats.

Eva-Hildegard Heidger vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) ist in großer Sorge: „Das Sülzer Kinderheim war eine Institution in Köln und die dazugehörige Kirche mit ihrem charakteristischen neubarocken Turm ist ein Wahrzeichen für das Viertel, das kann man nicht einfach verkommen lassen.“ Ihre Sorge ist berechtigt, denn das 4,1 Hektar große Gelände der städtischen Kinderheime wird verkauft - und damit auch die Kirche „Zur Heiligen Familie“, die den Mittelpunkt des Areals bildet. Zwar bleibt die seit 1989 unter Denkmalschutz stehende Kirche erhalten, doch hat Heidger bedenken, dass das Gotteshaus während der Bauarbeiten zur Errichtung von Wohnhäusern auf dem Grundstück beschädigt werden könnte. Um auf die Gefährdung der Kirche aufmerksam zu machen, hat der RVDL sie zum Denkmal des Monats Mai ernannt.

Die Waisenhauskirche wurde zwischen 1956 und 1958 nach den Plänen von Dominikus Böhm und dessen Sohn Gottfried Böhm erbaut. Das Ziel war es, ein Kirche speziell für Kinder zu errichten und den noch erhaltenen Turm der im Krieg zerstörten Vorgängerkirche miteinzubeziehen. Die Außenmauern wurden aus Schüttbeton gegossen, für den teilweise auch Trümmer des alten Gotteshauses verwendet wurden. „Entstanden ist eine Kirche voller Symbolik. Besonders beeindruckend sind beispielsweise die Reliefs an der äußeren Chorwand. Sie zeigen den »Guten Hirten« mit seiner Herde von 126 Schäfchen und dem Hütehund als Freund und Beschützer der Kinder“, erklärt Heidger. Eindrucksvoll sind auch die 120 kleinen Einzelfenster, von denen jedes ein musizierendes Kind zeigt. Sie erfüllen den Innenraum bei Sonnenschein mit einem warmen Licht. „Schon jetzt ist der desolate Zustand der Fenster unübersehbar. Wir fürchten, dass die Kirche während der Bauarbeiten weiteren Schaden nimmt“, sagt Heidger.

Zurzeit feiert die Gemeinde St. Bruno, deren eigene Kirche renoviert wird, in der Waisenhauskirche ihre Gottesdienste. Die zukünftige Nutzung ist noch unklar, möglich wäre, aus dem Gotteshaus einen Veranstaltungsort für Konzerte und Ausstellungen zu machen. Wichtiger als die Beantwortung dieser Frage sei jedoch etwas anderes, betont Eva-Hildegard Heidger: „Die Kirche muss vor Beginn der Bauarbeiten vor möglichen Beschädigungen geschützt werden, damit nachher eine sinnvolle Nutzung überhaupt noch möglich ist.“

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