Köln – Ein kurzer Clip einer tanzenden Polizistin beim CSD in Köln versetzt Twitter in Aufruhr. Am Montagabend schaffte es das 15 Sekunden lange Video sogar in die deutschlandweiten Trends des Kurznachrichtendienstes. Bislang wurde das Video eine Million Mal angeklickt.
Unter dem Hashtag „Polizistin“ sieht man eine junge Streifenpolizistin, die bei der Parade am Sonntag vorvergangener Woche in Uniform am Straßenrand der Mittelstraße steht, als ein Paradewagen vorüberzieht. Zuerst wippt sie nur im Rhythmus der Musik mit. Als ein Mann aus einer Fußgruppe Tanzbewegungen in ihre Richtung macht, lacht sie, bewegt ihre Hüften, schwingt die Hände in die Luft und macht mit.
Twitter-Nutzer feiern tanzende Kölner Polizistin
Das ist eigentlich schon alles. Aber Hunderte Twitter-Nutzer feiern die Beamtin dafür. „Ich liebe an diesem kurzen Clip einfach alles“, schreibt einer. „Einfach eine schöne und sympathische Szene, die mich lächeln lässt“, kommentiert eine andere. Wieder ein anderer empfindet das Video sogar als „heilsam, es gibt mir ein kleines Stück Glauben an die Menschheit zurück“.
Aber – wie so oft bei Twitter – meldet sich auch die Gegenseite zu Wort, wenn auch zahlenmäßig deutlich unterlegen: Die Polizistin habe neutral zu sein, belehrt jemand, es handele sich beim CSD schließlich um eine politische Demonstration. „Unangenehm“, schreibt einer. „Ich fordere ein Disziplinarverfahren“ ein anderer.
Manche User erinnern an den „Stonewall-Aufstand“ in New York 1969. Seinerzeit waren Polizeibeamte im Christopher Park gewaltsam gegen queere Menschen vorgegangen – diese Unruhen waren die Geburtsstunde der modernen Bewegung für LGBTQIA-Rechte. „Klar, als zur Sicherung der Demo eingesetzte Beamtin cool zu sehen, dass sie mit den Leuten vibed, Spaß hat und ne coole Socke zu sein scheint“, twittert ein Nutzer unter dem Clip vom Kölner CSD, „ich persönlich als Teil der LGBTQIA-Community bin aber dagegen, wenn polizeiliche Gruppen offiziell bei Pride-Veranstaltungen mitlaufen.“
Von „offiziell mitlaufen“ kann bei der Kölner Polizistin allerdings keine Rede sein. Im normalen Alltag arbeitet sie als Bezirksbeamtin im Rechtsrheinischen. Ähnlich wie es die Polizei auch zum Beispiel beim Rosenmontagszug tut, hat sie am betreffenden Sonntag die Zugstrecke des CSD in der Mittelstraße gesichert – und das mit offensichtlich guter Laune. „Die Kollegin hat sich offenbar mitreißen lassen von der fröhlichen, ausgelassenen Stimmung“, sagt Polizeisprecher Christoph Schulte. Aus Sicht der Behörde gebe es daran überhaupt nichts zu beanstanden.
„Es ist schon bezeichnend“, kommentiert ein Twitter-Nutzer unter dem Clip, „wenn eine Polizistin auf einem CSD der Queercommunity einfach mal 100% mehr Spaß hat als an einem Fackelmarsch von Nazis und Querdenkern, wo sie sich hirnzerfressenden Stumpfsinn anhören muss.“