„Come in. Wir sind offen. Lesbisch, schwul, hetero, bi, trans.“ Das nagelneue Schild hängt jetzt im Eingang der Kaiserin-Theophanu-Schule an der Kantstraße.
Erste Schule auf der Schäl SickKalker Gymnasium ist Schule der Vielfalt
In der Aula der Kaiserin-Theophanu-Schule steht eine Gruppe von Schülerinnen um ein Mikrofon. „Ein paar Freunde habe ich nach dem Coming-Out verloren“, erzählt ein Mädchen, ein anderes: „Ich fürchte, dass mir ein Lehrer wegen meiner sexuellen Orientierung eine schlechtere Note gibt.“ Es sind keine persönlichen Erfahrungen, von denen die Gymnasiastinnen da erzählen, aber sie stammen von jungen Leuten, die ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sein könnten. Denn längst nicht an allen Schulen geht man entspannt mit dem Thema Homo-, Bi- oder Transsexualität um.
Deshalb ist an diesem Morgen ein großer Teil der Lehrer und Schüler in die Aula gekommen, um an der Auftaktveranstaltung zum Antidiskriminierungsprojekt „Schule der Vielfalt“ teilzunehmen. Dabei handelt es sich um eine bundesweite Aktion, und die Kaiserin-Theophanu-Schule ist nun die erste rechtsrheinische Kölner Schule, in deren Foyer das knallrote Schild mit der Aufschrift „Come in. Wir sind offen. Lesbisch, schwul, hetero, bi, trans“ hängt.
Vielfalt ist am Gymnasium in Köln-Kalk gelebte Realität
Das Gymnasium an der Kantstraße sei ohnehin ein bunter Haufen, meint die stellvertretende Schulleiterin Sabine Schuhmacher. Die etwa 1000 Schüler hätten sehr unterschiedliche ethnische, kulturelle und religiöse Hintergründe, Vielfalt sei hier längst gelebte Realität. „Dennoch war das kein Selbstläufer, wir haben viele Diskussionen geführt.“ Doch zuletzt habe sich die Schulkonferenz mit großer Mehrheit für die Teilnahme entschieden.
Vorbereitet wurde dies von der AG „Schule der Vielfalt“, in der seit drei Jahren Schüler und Lehrer gemeinsam auf das Problem der Diskriminierung von Menschen aufmerksam machen, etwa durch Plakataktionen, Theateraufführungen oder indem sie die Stufen einer Treppe in den Farben des Regenbogens bemalen. Neben acht Lehrern sind 31 Schüler beteiligt – darunter gerade mal vier Jungen.
Hier und da muss also noch Aufklärungsarbeit geleistet werden. Von Schulen, die das Siegel „Schule der Vielfalt“ tragen, wird ohnehin erwartet, dass die Thematik regelmäßig zur Sprache kommt. Wie Lehrerin Livia Trojanus erklärt, wird das Theophanu-Gymnasium künftig Schulhofaktionen zum Tag der Toleranz im November sowie zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit im Mai veranstalten. Ganz konkret werde man sich auch um die Einrichtung von „All-Gender-Sportumkleiden und -toiletten“ kümmern.
Frank G. Pohl, Leiter der NRW-Fachberatungsstelle von „Schule der Vielfalt“, mahnt die Schüler und Lehrer in der Aula noch, das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Untersuchungen haben gezeigt, dass die Homo- und Transfeindlichkeit unter Jugendlichen wieder zunimmt.“ Schulsozialarbeiter Attila Cakar bestätigt zwar, dass es an der Kaiserin-Theophanu-Schule nicht zu Gewalttaten wegen der sexuellen Orientierung von Schülern komme. „Aber auch hier sind Schwuler, Lesbe oder Transe noch Schimpfwörter. Das geht nicht, jeder will schließlich gemocht und respektiert werden.“